Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Das Thema "Hängebrücke über die Isar zwischen Grünwald und Pullach" ist noch aktuell. Der Gemeinderat Grünwald hat am Dienstag beschlossen, die Entwürfe von TU-Studenten abzuwarten, bevor weiter darüber diskutiert und eine Entscheidung getroffen wird. "Ich hoffe, ich erlebe das noch", sagte Ingrid Reinhart von den Grünen. Bereits im Juli 2015 hatte ihre Fraktion diese Idee aufgebracht, mit der das Radeln zwischen den beiden so nahe beieinander liegenden Orten erleichtert werden soll.
Um sich weiter damit befassen zu können, hatte die Gemeinde Grünwald in den vergangenen Monaten Stellungnahmen bei allen von dem Bau einer solchen Brücke Betroffenen eingeholt. Diese wurden jetzt in Auszügen vorgestellt. Fünf der zitierten Träger öffentlicher Belange sind skeptisch oder dagegen, vier haben keine Einwände oder sind dafür. Sehr erfreut über die Idee ist beispielsweise Pullach.
Eine Querung in Form einer Hängebrücke würde nach Meinung der Nachbarn "durchaus auf positive Resonanz stoßen". An einer engen Zusammenarbeit mit Grünwald bei allen weiteren Schritten sei man sehr interessiert. Vor allem, da Pullach bereits in dieser Angelegenheit mit der Technischen Universität (TU) in Kontakt ist. Im Rahmen eines Masterstudiengangs werden dort von Studenten Brückenentwürfe gemacht. "Die Studierenden werden zunächst in Ruhe ihre Entwürfe erarbeiten", so die Nachricht aus Pullach. "Die wohl schwierigste Entscheidung wird die richtige Wahl des Standorts für die Brückenköpfe sein." Die Bautechnik des Pullacher Rathauses werde mit Daten zur Hangstabilität ihren Teil beitragen. Eine Machbarkeitsstudie jedoch hält Pullach nicht für nötig. Diese lehnten auch die Grünwalder Gemeinderäte vorerst ab.
Weiterer erklärter Befürworter ist der Bund Naturschutz. Man begrüße "grundsätzlich sämtliche Maßnahmen, die den motorisierten Individualverkehr vermindern", heißt es vom BN. Dazu gehöre auch der in den Hauptverkehrszeiten sehr lange Fahrzeugstau an den Auffahrten beiderseits der Grünwalder Brücke. Es sei bekannt, dass diese Staus auch durch den "Hol- und Bringverkehr" zwischen den beiden Gemeinden entstehe. "Da in beiden Gemeinden Schul-, Sport- und Musikeinrichtungen existieren, die von Jugendlichen aus der jeweils anderen Gemeinde besucht werden, kann eine neue Talquerung für Fußgänger und Radfahrer zwischen Grünwald und Pullach dazu beitragen, die Verkehrsstaus zu vermindern."
Neben den beiden Befürwortern gibt es Einrichtungen und Behörden, die schlicht keine Einwände haben: Das Wasserwirtschaftsamt München etwa hat nichts dagegen, solange das Bauwerk den Hochwasserabfluss der Isar nicht beeinträchtigt. Auch das Staatliche Bauamt Freising hat keine Einwände. Das Landratsamt München weist nur auf das Landschaftsschutzgebiet Isartal hin.
Strikte Gegner der Hängebrücke dagegen die Mitglieder des Isartalvereins. Sie halten das Vorhaben für nicht realisierbar, vor allem weil die Brücke wegen Unfall- oder Selbstmordgefahr auch eingehaust werden müsste. Das Bayerische Landesamt für Umwelt sieht geologische Probleme, das Amt für Ernährung und Forsten Ebersberg erinnert an den unersetzlichen Bannwald. Auch die Landeshauptstadt sorgt sich aufgrund des massiven Eingriffes ins Landschaftsbild.
Ebenso geteilter Meinung sind die Gemeinderäte. Robert Zettel (CSU) mahnte: "Hände weg vom Isartal!" Man solle lieber die Treppe auf der Pullacher Seite sanieren und eine Schieberinne für Räder anbringen. Hubertus Lindner (PBG) erklärte: "Ich muss schon lachen." Er erinnere sich noch an die einstigen Überlegungen, eine Hochbrücke zu bauen, was abgelehnt worden sei, weil es die Zugluft nach München blockiere. Nicht umsonst habe man eine Talbrücke errichtet. Michael Ritz (FDP) dagegen war vollauf begeistert. "Tolle Idee!", sagte er. In Mörsdorf im Hunsrück sei gerade die längste Hängeseilbrücke Deutschlands gebaut worden, die Geierlay. Es sei auf jeden Fall möglich.