Grünwald:Amouröses Treiben

la finta semplice

Schon als Zwölfjähriger hat Mozart erstaunlich viel von den Liebeshändeln und Intrigen der Erwachsenen verstanden.

(Foto: Sabina Tuscany/Kammeroper München)

Kammeroper München zeigt Mozarts Jugendwerk "La finta semplice"

Frühreif oder präpubertär sind keine Attribute, die zwingend positive Assoziationen wecken. Die Oper "La Finta semplice" (deutsch: "Die falsche Einfältige"), die Wolfgang Amadeus Mozart im Alter von elf, zwölf Jahren komponierte, bezieht freilich ihren besonderen musikalischen Reiz daraus, dass das "Wolferl" hier ein klingendes Abbild der Erwachsenenwelt aus der Perspektive des früh vollendeten Heranwachsenden geschaffen hat: Das ist oft zum Lachen, aber auch zum Erschrecken. Es war Mozarts erste abendfüllende Oper, die ihre Premiere dank gewisser Intrigen nicht, wie geplant, am Wiener Hof erlebte, sondern erst ein Jahr später 1769 in Salzburg - es war der Verdacht aufgekommen, dass das Werk nicht vom Wunderkind selbst, sondern von seinem Vater Leopold stammte.

Die für ihre originellen Produktionen bekannte Kammeroper München zeigt "La Finta semplice" am Donnerstag, 2. Juni, im Grünwalder August-Everding-Saal in der Reihe "Klassik Plus". Auch wenn die sichere Charakterisierung von Personen und Situationen das musikdramatische Genie des jungen Komponisten bezeugen, haben sich Regisseur Dominik Wilgenbus und Arrangeur Alexander Krampe daran gewagt, am Libretto von Carlo Goldoni und der Musik kleinere Veränderungen vorzunehmen. Ihre Version unterstreicht die Nähe des Werks zur Commedia dell'arte, in deren Tradition sie aus den liebesfeindlichen Junggesellen des Originals alte, liebesfeindliche Jungfern macht. Eine junge Frau auf der Suche nach Zerstreuung und Abenteuer spielt mit den Gefühlen der Jungfern und bringt auch die Welt von vier jungen Verliebten durcheinander. Auf riskanten Umwegen stiftet sie zwei Ehen, nicht ohne ihren ganz persönlichen Vorteil aus dem amourösen Treiben zu ziehen. Da auch Hauskatze und Pferd sich nur allzu menschlich gebärden, nimmt das Ganze sogar märchenhafte Züge an. Die Inszenierung der Kammeroper München, deren Verantwortliche dafür bekannt sind, sich mit einer besonderen Mischung aus Respekt und Anarchismus ihren ausgewählten Stoffen zu nähern, beginnt um 20 Uhr. Das freie Opernensemble hat sich dank eigener origineller Fassungen von bekannten Werken und Raritäten einen festen Platz im Münchner Kulturleben erspielt. Karten zu 22, 18 und 15 Euro gibt es im Vorverkauf in der Buchhandlung Horn, Schloßstraße 14c, in Grünwald (Telefon 089/641 04 71).

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