Bürgerinitiative:Genervt von der Tankstelle

Bürgerinitiative: An der Tankstelle zwischen Vaterstetten und Neukeferloh muss nach Meinung der Anlieger der Lärmschutz verbessert werden.

An der Tankstelle zwischen Vaterstetten und Neukeferloh muss nach Meinung der Anlieger der Lärmschutz verbessert werden.

(Foto: Christian Endt)

Anwohner wehren sich gegen Lärmbelästigung an der B 304 zwischen Neukeferloh und Vaterstetten. Vor allem an der Tankstelle ist es zu laut.

Von Matthias Reinelt, Grasbrunn/Vaterstetten

Aufjaulende Motoren, quietschende Reifen, zwischendrin dröhnt laute Musik aus den Boxen. Autos fahren zur Tankstelle hinein und wieder hinaus, täglich ein imposantes Hupkonzert, Lastwagen rattern die Straße entlang und Benzingeruch liegt in der Luft. Für den Vaterstettener Thomas Kussmann ist das Alltag, er wohnt direkt an der B 304. Seit Jahren versucht er, etwas gegen die Lärmbelastung an dem Straßenabschnitt zwischen Vaterstetten und dem Grasbrunner Gemeindeteil Neukeferloh zu tun, nun hat er eine Bürgerinitiative gegründet.

Viele Anwohner entlang der Bundesstraße fühlten sich erheblich beeinträchtigt, die Belastung sei "inzwischen unerträglich und gesundheitsschädigend", so die Einschätzung des Gründers der "Anwohnerinitiative B 304". Der Vaterstettener verteilte bereits Fragebögen, auf denen die Anwohner die Situation beurteilen sollten. Mehr als 80 Prozent Rückläufer, konkret sind das 37 Antworten, habe er erhalten. Ausnahmslos würden die Bürger darin "die unzumutbare Belastung" bestätigen, ihm für seine Kampagne danken und diese unterstützen.

Das Tempolimit wird nicht eingehalten

Gleich mehrere Probleme hat Kussmann in dem Straßenabschnitt ausgemacht, an dem die Tankstelle liegt: Zum einen den Krach der an- und abfahrenden Autos, zum anderen, dass das geltende Tempolimit vor der Tankstelle nicht eingehalten werde. Beides verursache Lärm, der eine Belastung für die Anwohner bedeute. Außerdem sehe man die erlaubten 60 Kilometer pro Stunde im Tankstellenbereich als unangemessen an und halte eine Herabsetzung auf 50 Kilometer pro Stunde für notwendig, sagt Anwohner Kussmann.

Ein weiteres Problem: Die Tankstellenüberdachung scheine den von der Wasserburger Straße kommenden Verkehrslärm zu sammeln und über die niedrige Wand gebündelt auf die Häuser der Anwohner zu lenken, sagt Kussmann. Mit einem Lärmgutachten könne das sehr leicht bestätigt werden. Kussmann hätte daher gerne eine Überprüfung der von den Tankstellenbetreibern erweiterten Lärmschutzbauten, er wünscht sich "zumindest eine Nachrüstung der Wände auf das sonst vorhandene Höhenmaß". Kussmann wirft den Verantwortlichen auch Planungsfehler vor. "Da, wo ein reines Wohngebiet ans Tankstellengelände anschließt, ist die Lärmschutzwand am niedrigsten." Ein Gespräch mit Vertretern von der Firma Aral habe es bereits gegeben, der Verlauf sei "äußerst positiv" gewesen, berichtet Kussmann. Sie würden beteuern, die Bauauflagen seinerzeit eingehalten genau zu haben, würden jedoch auch nicht sehen, warum die an das Wohngebiet angrenzende Wand so niedrig sei.

Die Bürgermeister verweisen ans Landratsamt

Ohnehin könne "mit vergleichsweise geringen Mitteln viel erreicht werden". Konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Situation hat die Initiative bereits gemacht: Neben der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 50 Kilometer pro Stunde könne man etwa Geschwindigkeitsanzeiger installieren, die den Autofahrern anzeigen, wenn sie zu schnell unterwegs sind. Dies hätte einen erzieherischen Charakter. Wenn diese Anzeiger noch eine Aufzeichnungsfunktion besäßen, könnte man Radarmessungen vornehmen. Kussmann hat sich mit seinem Anliegen auch schon an Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger (Freie Wähler) gewandt, die Möglichkeiten der Gemeinde sind allerdings begrenzt.

Dass die Anwohner vom Lärm der viel befahrenen B 304 beeinträchtigt seien, sieht auch Reitsberger. Er könne den Ärger der Bürger daher nachempfinden, allerdings seien der Gemeinde Grenzen gesetzt, einen großen Handlungsspielraum habe man nicht, sagte der Rathauschef auf Nachfrage. Schließlich handelt es sich um eine Bundesstraße, für die die Gemeinden nicht zuständig sind.

Ähnlich äußert sich auch der Bürgermeister der Nachbargemeinde Grasbrunn, Klaus Korneder (SPD). Eine Bundesstraße sei eben dafür gebaut, viel Verkehr abzuwickeln. Zur Entlastung der Anlieger kann sich Korneder aber vorstellen, auf dem Streckenabschnitt ein einheitliches Tempolimit einzuführen. Die verschiedenen Geschwindigkeitsbegrenzungen ergäben keinen Sinn, sie würden nur zu vermehrtem Abbremsen und Anfahren - und damit zu mehr Belästigung der Anlieger - führen.

Ein Lärmgutachten, wie es Kussmann ins Spiel gebracht hat, hält auch Manfred Weber, Leiter des Vaterstettener Straßenbauamtes, für grundsätzlich möglich. Allerdings müssten sich die Anwohner selbst darum kümmern und dieses auch selbst bezahlen. "Eine Prüfung der Situation ist nicht die Aufgabe der Gemeinde Vaterstetten", sagt Weber. Erst wenn sich aus einem neuen Gutachten eine unzumutbare Lärmbelästigung der Anlieger durch die Tankstelle ergebe, müsse die Gemeinde tätig werden. Dann könne man etwa Möglichkeiten einer Erweiterung oder Verbesserung des Lärmschutzes baurechtlich prüfen. Die Finanzierung läge in diesem Fall dann alleine bei der Tankstelle, da diese der Eigentümer des Grundstückes sei. Weber rät den verärgerten Bürgern, sich an den Landkreis Ebersberg zu wenden. Das haben diese laut Kussmann bereits getan. Eine Antwort auf ihren Brief hätten sie aber nicht erhalten.

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