Grasbrunn:Warten auf die neue Turnhalle

Grundschule an der Helmholzstraße in München, 2012

Der Hallensport boomt. In den wachsenden Gemeinden im Münchner Umland wächst der Druck, Turnhallen zu bauen. Grasbrunn streitet deshalb jetzt übers Geld.

(Foto: Catherina Hess)

Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) möchte noch sparen, Freie Wähler und CSU wollen am liebsten sofort die nötigen fünf Millionen Euro ausgeben.

Von Christoph Hollender, Grasbrunn

Eine neue Turnhalle will in Grasbrunn anscheinend mittlerweile jeder. Wäre da nicht das Problem der Finanzierung, sagte Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) jetzt im Bauausschuss. Alles machbar, finden dagegen die Freie Wähler Gemeinschaft (FWG) und die CSU: Eine Dreifachturnhalle für rund fünf Millionen Euro könne finanziert werden.

Viele Sportler des TSV-Grasbrunn wünschen sich auch eine neue Halle. Erwin Eisenhofer ist Übungsleiter beim TSV. Eine neue große Halle sei wichtig, sagt er. Im Winter könne weder Hallenfußball gespielt werden, noch könnten Turniere veranstaltet werden. Jede andere umliegende Gemeinde habe eine größere Halle, sogar Höhenkirchen.

Sportunterricht muss jetzt nachmittags stattfinden

Auch der Grundschule Neukeferloh käme das zugute, weil der Sportunterricht dann vormittags abgehalten würde. Die jetzige Turnhalle aus den 1970er Jahren ist zu klein, der Sportunterricht der Dritt- und Viertklässler finde teilweise nachmittags statt, meint die Schulleiterin Angelika Lange. Aber Lange hat noch Geduld: Die alte Halle reiche prinzipiell für ihre Schüler aus, findet sie, auch noch für die nächsten Jahre.

Doch der Druck auf Bürgermeister Korneder wächst. Viele Kommunalpolitiker des konservativen Lagers werfen ihm vor, er drücke sich vor Entscheidungen und ihm fehle der Mut, große Projekte anzugreifen. Aber auch die Grünen äußerten unlängst im Gemeinderat, für eine neue Halle stimmen zu wollen. Hannes Bußjäger, der Fraktionsvorsitzende der FWG, mahnt sogar: "Grasbrunn wächst, wer das nicht sieht, ist naiv." Deshalb müsste jetzt Geld investiert werden.

Wer nichts wage, der gewinne nichts, sagt Bußjäger

Die Freien Wähler kämpfen seit Jahren für den Bau einer neuen Sporthalle. "Wenn die Gemeinde nichts wagt, gewinnt sie auch nichts", sagt Bußjäger. Wieso Bürgermeister Korneder derart "bremse", könne er nicht nachvollziehen. Ratlos über das Verhalten Korneders sind auch der CSU-Chef Grasbrunns, Michael Hagen, und der Fraktionsvorsitzende der Bürger für Grasbrunn (BfG), Thomas Michalka. Weitblick und eine Strategie würden Korneder fehlen, deuten sie an. Hagen sagt: "Wir werden nicht kleiner und Grasbrunn liegt im Speckgürtel Münchens. Wir brauchen eine neue größere Sporthalle."

Wo die Halle gebaut werden soll, ist die nächste Frage. Den vorrangig diskutierten Standort an der Grundschule Neukeferloh, auf der Fläche der jetzigen Einfachhalle, sieht Hagen "kritisch". Der CSU-Chef hat größere Pläne. Er würde eine neue Dreifachhalle zwischen Sportpark und Grasbrunn bauen und daneben ein komplett neues Schulzentrum errichten. Alle wichtigen Zentren - Halle, Schule und Sportpark - wären dann nebeneinander. Die Kinder aus Grasbrunn und Harthausen hätten zwar dann einen kürzeren Weg, die aus Neukeferloh, dem einwohnerstärksten Gemeindeteil, aber einen längeren.

Korneder warnt: Jeden Euro kann man nur ein Mal ausgeben

Der Freie Wähler Bußjäger kennt diese Pläne, die Idee findet er "nicht abwegig". Auf das freigewordene Grundstück in Neukeferloh könnten dann Wohnungen gebaut werden. Bürgermeister Korneder jedoch hält davon nichts: "Wer das vorschlägt, hat sich keine Gedanken über die Finanzierung gemacht." Die bestehende Schule in Neukeferloh sei erst 2009 erweitert worden. Wenn eine neue Turnhalle gebaut würde, dann dort. Der Bürgermeister betont, dass er grundsätzlich nicht gegen eine neue Halle sei. Aber: "Jeden Euro kann man nur einmal ausgeben". Schulden werde es in seiner Amtszeit nicht geben. Ein guter Haushalt und niedrige Bauzinsen seien für ihn noch kein Grund, ein Millionenprojekt wie ein neues Schulzentrum zu beschließen.

Auch Thomas Michalka (BfG) mahnt, sich finanziell nicht zu übernehmen. Man müsse noch mehr dafür sorgen, dass die Einnahmen Grasbrunns "verlässlich" blieben oder optimiert würden. "Seit über zehn Jahren tut Grasbrunn nichts dafür, die Gewerbesteuereinnahmen zu erhöhen."

Kritisch sieht Michalka auch, dass mehr als 800 000 Euro für den Umbau des Rathauses ausgegeben werden. Ein Argument, das auch Bußjäger teilt. Der Rathaus-Umbau sei überflüssig, sagt er. Es gebe wesentlich mehr Bedarf für eine Sporthalle. Korneder bittet um Geduld. Es werde eine neue Turnhalle geben, aber erst in ein paar Jahren.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: