Grasbrunn:Nötig, aber nicht notwendig

Die Gemeinde streitet weiter über eine neue Turnhalle, sieht aber eindeutig den Bedarf

Von Lars Brunckhorst, Grasbrunn

Dass der Weg zu einer neuen Turnhalle in der Gemeinde Grasbrunn keine Distanz für einen Sprint sein würde, sondern eher für einen Marathon, war allen Beteiligten von Anfang an klar. Doch dass man nach Monaten der Diskussion immer noch nicht aus den Startblöcken gekommen ist, hätten sich zumindest die Initiatoren von den Freien Wählern anders vorgestellt. Dabei hatte es Ende September schon nach einem Startschuss geklungen. Da war der Arbeitskreis Turnhalle zu dem Ergebnis gelangt, dass die Gemeinde eine neue, größere Halle benötigt. Der Bedarf, so hieß es, sei klar feststellbar.

Wer nun freilich geglaubt hatte, damit ginge das Rennen auf die lange Bahn, war zu früh gestartet. In der jüngsten Gemeinderatssitzung klang die Bewertung schon wieder ganz anders. Die Frage, die einige Gemeinderäte umtrieb, lautete: Ist eine neue Halle wirklich nötig? Oder nur wünschenswert? In der Beschlussvorlage der Gemeindeverwaltung hieß es: "Der Gemeinderat erkennt die Notwendigkeit des Neubaus einer größeren Turnhalle an." Doch das wollte nicht nur CSU-Vertreter Paul König unter keinen Umständen mittragen. Er müsse den Enthusiasmus bremsen, warf König ein. Einer Formulierung, wonach die Notwendigkeit einer neuen Halle zu hundert Prozent anerkannt werde, könne er unmöglich zustimmen. Bevor der Gemeinderat einen solch weitreichenden Beschluss fasse, müssten ein detailliertes Konzept und vor allem eine genaue Kostenschätzung vorliegen.

Widerspruch kam umgehend: Ohne dass der Gemeinderat die Notwendigkeit feststelle, gebe es für den Arbeitskreis keine Grundlage, an Konzept und Finanzierung zu arbeiten, sagten Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) und Thomas Michalka von den Bürgern für Grasbrunn (BFG). Auch Max Walleitner (Grüne) meinte, wenn der Gemeinderat keinen Bedarf sehe, brauche der Arbeitskreis nicht mehr weiterzumachen. Und Hannes Bußjäger von der Freien Wählergemeinschaft (FWG) insistierte: "Die Gemeinde wächst. Wenn der Bedarf nicht jetzt anerkannt wird, wann dann?"

Dafür war es ausgerechnet Ulrich Heimerl (SPD), der König zur Seite sprang. Heimerl, der auch Vorsitzender des Turn- und Sportvereins (TSV) Grasbrunn ist, wollte eine Notwendigkeit ebenfalls nicht bejahen, "solange wir nicht wissen, wie teuer die Halle wird und wer sie finanziert". Der TSV wäre neben der Schule zwar der zweite große Nutznießer der Halle, Heimerl hat als dessen Vorsitzender aber bereits im Sommer klar gestellt, dass ein größerer finanzieller Beitrag des Vereins durch eine etwaige massive Erhöhung der Mitgliedsbeiträge undenkbar sei.

Letztlich war es aber nur ein "grammatikalisches Problem", wie CSU-Gemeinderat König einlenkte, der seine Partei keineswegs als "Feind des Breitensports" abgestempelt sehen wollte.

Und dieses Problem löste sich, indem im Beschluss des Gemeinderats das Wort Notwendigkeit einfach durch Bedarf ersetzt wurde. Dass dieser besteht, dem konnten alle Gemeinderäte zustimmen und damit dem Arbeitskreis den Auftrag erteilen, Vorschläge für das Hallenkonzept, die Finanzierung und mögliche Standorte der Turnhalle auszuarbeiten und dem Gemeinderat in einer seiner nächsten Sitzungen vorzulegen.

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