Grasbrunn:Luxuskarossen nur auf dem Papier

Prozess zu Telekom-Spitzelaffäre

Der Ex-Freund der Angeklagten wurde in einem separaten Verfahren verurteilt.

(Foto: dpa)

Gericht stellt Betrugsverfahren gegen 31-Jährige ein, die mit ihrem Lebensgefährten in Haar ein Autohaus geführt hatte.

Von Johanna Lehn, Grasbrunn

Es ging um Betrug und um mehrfach verkaufte Luxusautos. Doch die Frage, die das Landgericht München I zu klären hatte war, inwieweit die 31-jährige Angeklagte aus Grasbrunn beteiligt war. Ihr damaliger Lebensgefährte wurde bereits zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, ein Angestellter des Autohauses war freigesprochen worden. In ihrem Fall entschied der Richter nun, das Verfahren einzustellen. Das Gericht berücksichtigte, dass sie ihrem früheren Lebensgefährten vertraut habe und zudem unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leide.

Die Kunden zahlten, auf ihren Porsche aber warteten sie vergeblich

Die Frau hatte 2011 ein Luxusautohaus zusammen mit ihrem damaligen Lebensgefährten in Haar eröffnet, 2013 zogen sie nach Kirchseeon um. Die Firma lief auf ihren Namen, da ihr Lebensgefährte Schulden beim Finanzamt hatte; beide verfügten über eine Generalvollmacht. Zwei Jahre später geriet das Autohaus in eine finanzielle Schieflage, der ehemalige Lebensgefährte der Angeklagten begann, seine Käufer zu betrügen, um ein privates Darlehen zurückzuzahlen: Er verkaufte dieselben Autos mehrfach, ohne sie jedoch jemals herauszugeben. Die Zahlungen der Kunden gingen auf den beiden Firmenkonten ein, auf ihren Lamborghini, Porsche oder Maybach warteten sie jedoch vergeblich.

Wie ihr damaliger Lebensgefährte aussagte, habe sich die Grasbrunnerin kurz vor den Betrugsfällen aus der Firma zurückgezogen. Sie habe 2013 begonnen, in einem Friseursalon als Kosmetikerin zu arbeiten. Der Vermieter des Firmengebäudes bestätigte im Zeugenstand, die Angeklagte nur noch sporadisch dort gesehen zu haben. Es lief jedoch weiterhin unter ihrem Namen, sie hatte zwar immer noch Zugang zur Buchhaltung und den Konten der Firma, doch die Geschäfte ihres damaligen Lebensgefährten überprüfte sie nicht. "Ich habe ihm sehr vertraut", er wirkte seriös, sagte die 31-Jährige vor Gericht aus.

Die Angeklagte erzählte auch von einer schweren Kindheit: Häufige Umzüge von Deutschland nach Syrien, die Heimat ihres Stiefvaters, und zurück, er habe sie misshandelt, ihre Mutter glaubte ihr jedoch nicht. Mit 13 Jahren verließ sie das Elternhaus, die Familie ihres Stiefvaters verfolgte sie, sprach Morddrohungen aus. Seit ein paar Jahren ist sie in Behandlung in einer psychiatrischen Klinik, nimmt Antidepressiva.

Der ehemalige Lebensgefährte wurde zu einer Haftstrafe verurteilt

Sie lernte ihren damaligen Lebensgefährten kennen und beschloss, gemeinsam mit ihm ein neues Leben aufzubauen. Doch die Beziehung hielt nicht lange. Noch vor den meisten der 13 Betrugsfälle, trennte sich die Grasbrunnerin von ihm. Er sei sehr depressiv, das halte sie nicht mehr aus, lautete damals ihre Begründung. Ihr Ex-Freund hatte sich im Ende 2013 schließlich selbst angezeigt. Er sitzt zurzeit seine Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt in Landsberg ab.

Das Verfahren gegen die Angeklagte dagegen wurde "wegen geringer Schuld" eingestellt. Die Begründung: Sie habe nur in der Firma gearbeitet, bevor diese in finanzielle Schwierigkeiten geriet und habe wenig konkreten Anlass gehabt, die Geschäftstätigkeit zu überprüfen, da sie ihren damaligen Lebensgefährten für seriös hielt. Ein anderer wichtiger Grund für die Entscheidung des Gerichts ist ihre posttraumatische Belastungsstörung, die ein ärztliches Attest bestätigt.

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