Grasbrunn:Die Angst vor dem nächsten Blackout

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Ohne Strom nichts los: Im Münchner Osten sind erneute Blackouts nicht ausgeschlossen. (Foto: dpa)

Nach Stromausfällen im Münchner Osten: Bayernwerke arbeiten immer noch an defekten Kabeln.

Von Lars Brunckhorst, Grasbrunn

Die Gefahr, dass die Bildschirme in Grasbrunn und Umgebung ausgerechnet am Samstagabend dunkel bleiben, wenn um 21 Uhr die deutsche Fußballnationalmannschaft gegen Italien im Viertelfinale der Europameisterschaft antritt, ist nicht völlig gebannt.

Und so müssen Fußballfans wohl oder übel weiter bangen. Vielen ist noch der 22. Mai in Erinnerung, dem Tag des DFB-Pokalendspiels, als nachmittags der Strom ausfiel und drei Stunden lang weg blieb - bis nach dem Anstoß. 4000 Haushalte im Münchner Osten waren von dem Blackout betroffen - und was sich in vielen Wohnzimmern deshalb abspielte, dürfte nur ein bescheidener Vorgeschmack auf das sein, was bei einem Stromausfall an diesem Samstag oder - noch schlimmer - beim EM-Endspiel am Sonntag, 10. Juli, passieren würde, wenn es wieder im Stromnetz knallen sollte.

Drei Kilometer Kabel müssen ausgetauscht werden

Damit das nicht geschieht, sind die Bayernwerke, ein Tochterunternehmen von Eon, seit Wochen am Arbeiten. Im Raum Grasbrunn, Vaterstetten und Zorneding müssen insgesamt drei Kilometer Kabel ausgetauscht werden. Grasbrunn sowie die beiden Gemeinden im Landkreis Ebersberg waren von den insgesamt vier großen Stromausfällen im Mai betroffen. Denn vor dem Drama an jenem Fußballabend war das Licht schon Anfang Mai mehrmals ausgefallen - zweimal nur kurz, einmal ebenfalls für Stunden, wenn auch mitten in der Nacht.

Damals dachte man bei den Bayernwerken noch, das Problem innerhalb von wenigen Tagen lösen zu können. Seit dem zweiten, größeren Blackout, als nicht nur die Fernsehgeräte ausblieben, sondern auch Supermärkte schließen mussten, weil Licht, Kühltruhen und Kassen ausfielen, weiß der Netzbetreiber jedoch, dass die Probleme gravierender sind als angenommen.

Zunächst war man davon ausgegangen, dass ein einziges Erdkabel schuld war. Die Ursache liege bei einem Netzteil, sei aber nicht näher bestimmbar, hieß es von den Bayernwerken zuerst. Inzwischen weiß man: Grund für die Stromausfälle sind alte, defekte Kunststoffkabel, sogenannte Kabel der ersten Generation. In deren äußerer Isolationsschicht bilden sich durch Feuchtigkeit und Elektrizität winzige Kanäle, wodurch es bei höheren Spannungen zu Fehlern komme. Die einzige Maßnahme, die dagegen hilft, ist ein Austausch.

Verunsicherte Grasbrunner riefen im Rathaus an

Im Grasbrunner Ortsteil Neukeferloh sind die Kabelabschnitte mittlerweile zwischen Luisenweg, Treiberweg, Grünlandstraße, Birkenstraße und Tiroler Weg erneuert. Die Kabel wurden ausgetauscht, die aufgerissenen Gräben wieder verfüllt. Insgesamt ein Kilometer Kabel wurde hier neu verlegt. In der vergangenen Woche wurde mit der Erneuerung eines 540 Meter langen Kabelabschnitts zwischen Luisenweg und Autobahn begonnen werden, wie Maximilian Zängl von den Bayernwerken mitteilt. "Wir werden diesen Abschnitt aller Voraussicht nach innerhalb der nächsten beiden Wochen fertigstellen." Nachdem im Grasbrunner Rathaus in den zurückliegenden Wochen Anrufe von verunsicherten Einwohnern aufgelaufen waren, hatte Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) Vertreter der Bayernwerke einbestellt. Das Ergebnis des Gesprächs ist seither auf der Homepage der Gemeinde nachzulesen, wo der Netzbetreiber die Ursache der Stromausfälle wie geschildert erklärt.

Kabelerneuerungen stehen auch noch entlang dem Autobahnring A 99 an. Allerdings sind die Kabel hier nach Angaben der Bayernwerke so stark mit Bäumen eingewachsen, dass eine neue Trasse westlich der Autobahn gezogen werden muss. Das wiederum dauert. Gegenwärtig sind die Bayernwerke erst in Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern und der Autobahndirektion, da die Autobahn überquert werden muss. Pressesprecher Zängl aber ist zuversichtlich: Auch hier könne man aller Voraussicht nach in Kürze beginnen.

Damit sind nicht nur die Arbeiten aufwendiger als zunächst angenommen, sondern auch die Kosten deutlich höher: Sie liegen für die ganze Maßnahme bei geschätzt 250 000 Euro. Die Bayernwerke investieren nach eigenen Angaben jedes Jahr mehrere Millionen Euro in die Auswechslung von Kabeln, insbesondere von potenziell gefährdeten Kabeln.

Isolationsfehler seien jedoch sehr schlecht vorhersehbar und unterlägen mannigfaltigen Umständen, heißt es vom Netzbetreiber. Deshalb könne leider nicht jeder Fehler vorhergesehen werden. "Ein Stromnetz ist eine rund um die Uhr hoch beanspruchte technische Infrastruktur", sagt Bayernwerk-Sprecher Zängl. "Defekte kann man deshalb nie ausschließen." Für Fußballfans, aber auch alle anderen bedeutet dies: Eine Garantie, dass nicht am Samstagabend der Strom ausfällt, gibt es nicht.

© SZ vom 02.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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