Gräfelfing:Warten auf Wärme

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Das Geothermie-Projekt in Gräfelfing ist bisher über erste Probebohrungen nicht hinausgekommen, mittlerweile drängt die Zeit

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Die Hitze aus der Tiefe ist ein Thema, das im Gräfelfinger Rathaus heiß diskutiert wird. Theoretisch könnte das Bohren nach heißem Wasser auf dem Acker am südlichen Ortsrand zwischen Martinsried und Steinkirchen jederzeit starten. Probebohrungen sind erfolgt, die nötige Wassertemperatur in der Tiefe reicht aus, "das Projekt wurde mit den notwendigen Vorarbeiten zur Bohrreife entwickelt", heißt es beim Bergamt Südbayern. Doch eine Voraussetzung fehlt: Noch immer gibt es keine Einigung mit dem Investor, der Kraillinger Firma Trinkl, wie die Gemeinde an dem Geothermie-Projekt teilhaben kann. Nach langer Sendepause haben die möglichen Vertragspartner am Donnerstag das Gespräch wieder aufgenommen. Die Zeit drängt: Ende Oktober läuft das Bohrrecht der Firma Trinkl aus.

Eines machte Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing) gleich zu Beginn des Gesprächs am Donnerstag deutlich: ihr Vertrauen in den Privatinvestor Baldur Trinkl ist angeschlagen. Die Arbeitsweise des Unternehmers in den vergangenen Monaten ist der Grund dafür: gewünschte Unterlagen werden laut Gemeinde nicht vorgelegt, Termine kommen nicht zustande, seit Ende März gab es quasi keinen Kontakt mehr. "Es prallen zwei Welten aufeinander", beschreibt Wüst das Verhältnis: Die Gemeinde, die Hauptabnehmer der Fernwärme wäre und Projektpartner werden will, wünscht sich Transparenz und die vertragliche Absicherung der Teilhabe, bevor die Bohrungen starten. Auf der anderen Seite steht der Investor, der lieber Schritt für Schritt vorgehen möchte, nicht zuletzt, weil er jetzt noch gar keine klaren Aussagen treffen kann, zu welchem Preis er die Fernwärme anbieten kann. Für die Gemeinde ist das aber ein entscheidender Punkt. Jetzt kommt neue Bewegung in die verfahrene Situation. "Wir tasten uns an", sagte Baldur Trinkl nach dem Treffen am Donnerstag, "das Ganze ist im Fluss". Bereits diese Woche sind weitere Gesprächstermine geplant.

Auch Umweltreferent Thomas Leinweber zeigte sich positiv: "Es waren konstruktive Gespräche." Laut Trinkl werden verschiedene Vertragsoptionen erörtert. Nach wie vor sehe er aber nicht die Notwendigkeit, alle Details schon jetzt festzulegen, "das ist illusorisch". Die Gemeinde hingegen schon. "Wir wollen etwas Handfestes", sagte Wüst. Nicht zuletzt, weil sie die Details benötigt, um die Bürger zu informieren. Beide Seiten sind nach wie vor der Meinung, alle Voraussetzungen für ein Gelingen des Projekts erfüllt zu haben. Jeder sieht den anderen in der Bringschuld. Es bleibt spannend, wie weit sich beide Parteien in Zukunft in diesem Punkt annähern können

© SZ vom 06.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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