Geschäftsidee:Schätze aus der Küche

Geschäftsidee: Arbeitsplatz Küche: Nileen Marie Schaldach aus Unterhaching ist erfolgreiche Food-Bloggerin.

Arbeitsplatz Küche: Nileen Marie Schaldach aus Unterhaching ist erfolgreiche Food-Bloggerin.

(Foto: Claus Schunk)

Nileen Marie Schaldach aus Unterhaching ist erfolgreiche Food-Bloggerin und Fotografin

Von Gudrun Passarge, Unterhaching

Wenn Nileen Marie Schaldach heute ihre ersten Gehversuche im Internet anschaut, vor allem die Fotos, "dann kräuselt's mich". Die 26-Jährige hat sich seit 2012 nicht nur zur erfolgreichen Food-Bloggerin und Fotografin gemausert, sie verfasst zudem Kochbücher und verdient inzwischen ihr Geld auch mit ihrem Blog "Schätze aus meiner Küche". Dafür testet sie unter anderem Waren oder beschreibt Hotels und Gaststätten. Mehr als 66 000 Besuche zählt sie auf ihrer Seite im Monat. Diesen Lesern bietet sie saftigen Marmorkuchen oder Mango-Chicken-Curry an. "Ich sehe ja, welcher Beitrag gut läuft." Ihre Zielgruppe: "Sie sucht nach Rezepten, die unkompliziert im Alltag sind, aber trotzdem was Besonderes."

Die große weiße Küche ist der Mittelpunkt ihrer neuen Wohnung in Unterhaching. Viele Freunde äußerten Unverständnis, weil ihr Mann und sie die Küche selbst gekauft haben für die Mietwohnung. "Aber das ist mein Arbeitsplatz", sagt Schaldach und strahlt. Und die Küche ist auch groß genug, dass sie zusammen mit ihrem Mann, im Blog immer nur "Herr S." genannt, dort kochen kann. Jeder in seiner Ecke, denn von Ordnung und Aufräumen hätten sie verschiedene Ansichten, erzählt die junge Frau, die passend zu ihrem schwarzen Haar meist etwas Schwarzes trägt. Zum Kochen und Backen kam sie über die schwäbische Oma. Nileen Marie Schaldach kommt eigentlich aus Indien, wurde mit fünf Monaten adoptiert und ist im Schwäbischen aufgewachsen. Es ist also kein Zufall, dass ihr erstes Kochbuch sich schwäbischem Fingerfood widmete.

Der Weg in die Welt des Bloggens wurde von einem Film geebnet. In "Julie und Julia" kocht eine junge Frau die Rezepte einer Amerikanerin nach, die in Frankreich kochen gelernt hat. Sie veröffentlicht ihre Erfahrungen in einem Blog. Nachdem die Schaldachs den Film angeschaut hatten, war klar, so etwas wollte Nileen Marie Schaldach auch machen. Schließlich stand sie eh die ganze Zeit in der Küche. Damals war für sie eine Zeit der Umorientierung. Denn eigentlich wollte die passionierte Musikerin in dem Metier bleiben, doch eine in mehrerlei Hinsicht schmerzhafte Sehnenscheidenentzündung machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Da kam ihr die Idee mit dem Blog gerade recht. Und da sie zusammen mit ihrem Mann in einer Studenten-WG wohnte, hatte sie auch immer Abnehmer für ihre Kreationen. Selbst die Nachbarn wurden bedacht, wenn sie gebacken hatte.

Nach dem Umzug von München nach Unterhaching, wo ihr Mann eine Stelle als Lehrer an einem sonderpädagogischen Förderzentrum bekommen hat, hat sich doch einiges für sie verändert. Schaldach wirkt sehr zielstrebig. Sie hat sich im vergangenen Jahr selbständig gemacht und studiert jetzt außerdem Soziale Arbeit an der katholischen Stiftungshochschule in München. Zwei Tage pro Woche versucht sie, sich freizuhalten für die Arbeit an ihrem Blog und ihren Kochbüchern und für Aufträge als Food-Fotografin. Das dritte Kochbuch, Titel Empanadas, erscheint im Sommer und 2019 ist das vierte geplant.

Ihr Blog ist mit den Jahren professioneller geworden. Sie nutzt zusätzliche Kanäle wie Instagram und Facebook, um ihre Rezepte und Produktvorstellungen zu platzieren oder von ihrem Treffen mit einem ihrer Idole, dem großen Jamie Oliver, zu erzählen. Ein Foto zeigt ihn, wie er gerade ihre schwäbischen Flachswickel (ein Hefegebäck) probiert. Bei allen Veröffentlichungen schaut sie stets darauf, was beim Publikum ankommt. "Travel- und Foodguides laufen sehr gut", sagt sie. Andere Städte, kulinarisch lohnende Adressen, gute Unterkünfte - es geht darum zu schauen, "was cool ist". Und da sie gerne reist, lässt sich das alles wunderbar in Einklang mit ihren Interessen bringen. Herr S. ist oft mit von der Partie. Trotzdem sagt Schaldach, bemühe sie sich um Distanz im Netz, auch wenn sie vom Geburtstagsessen schreibt. "So richtig ins Detail gehe ich nicht." Sie sei eher vorsichtig, denn "was einmal veröffentlicht ist, ist halt drin".

Nileen Marie Schaldach legt viel Wert auf Ästhetik. Ihre Fotos sind wohl komponiert, sie hat eigenes Geschirr, das nicht zum Essen auf den Tisch kommt, sondern nur für Fotos genutzt wird. Sie hat sich eingerichtet in ihrem neuen Leben. "Früher wollte ich in die Musik, jetzt ist es die Fotografie."

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