Geothermie in Gräfelfing:Er hat gar nicht gebohrt

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Investor Baldur Trinkl zieht sich aus dem Gräfelfinger Geothermie-Projekt zurück. Das eröffnet neue Möglichkeiten für die Gemeinde.

Von Annette Jäger, Gräfelfing

In Gräfelfing eröffnen sich nach langem Stillstand neue Optionen für das Geothermie-Projekt: Investor Baldur Trinkl, Inhaber der Bohrrechte auf Gräfelfinger Flur, zieht sich aus dem Vorhaben zurück. Stattdessen will die Gemeinde Gräfelfing das Bohrrecht übernehmen. Das Wirtschaftsministerium hat sein Einverständnis signalisiert, offiziell ist die Zustimmung aber noch nicht, wie Bürgermeisterin Uta Wüst sagte. "Das eröffnet uns neue Handlungsspielräume und macht eine zügige Umsetzung des Projektes möglich."

Ende Februar hatte Trinkl bei einer Informationsveranstaltung davon gesprochen, im Sommer den Bohrplatz einzurichten, im September den Bohrturm aufzustellen und im Oktober zu bohren. Wer aber das Geothermie-Projekt bis dahin aufmerksam verfolgt hatte, wird geahnt haben, dass sich auch bei dieser wiederholten und letzten Verlängerung des Bohrrechtes auf dem Areal zwischen Gräfelfing und Planegg nichts tun wird - im Erdreich wühlen nur die Maulwürfe. Am 30. November läuft das Bohrrecht für Trinkl nun aus. Jetzt hat der Investor bei einem Gespräch im Wirtschaftsministerium, bei dem auch Bürgermeisterin Wüst zugegen war, das Projekt offiziell aufgegeben.

Das Verhältnis zwischen Gemeinde und Investor war angespannt

Auf dem Vorhaben lag schon lange kein Segen mehr. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder monatelangen Stillstand, immer wieder wurde die Genehmigung für Trinkl verlängert, immer wieder fehlten noch Unterlagen und Gutachten für eine Bohrung. Auch das Verhältnis zwischen Gemeinde und Trinkl war schon lange angespannt. Beide konnten keine Einigung erzielen, wie die Kooperation zwischen Investor und Gemeinde, die die Wärme aus der Tiefe der Erde vermarkten wollte, aussehen könnte.

Das Projekt sei aber nicht aufgrund des angeschlagenen Verhältnisses beider potenzieller Vertragspartner gescheitert, betont Wüst. Und Trinkl halte die Geothermie nach wie vor für ein wichtiges Projekt im Würmtal. Laut Wüst will er seine bisherigen Untersuchungsergebnisse und Gutachten unter anderem zur Seismik an die Gemeinde übergeben.

Jetzt geht es im ersten Schritt darum, dass das Ministerium der Gemeinde den Claim und das damit verbundene Bohrrecht offiziell überträgt. Damit würde ein langwieriges Ausschreibungsverfahren, bei dem sich auch andere Wettbewerber um den Claim bemühen können, überflüssig. Erhält die Gemeinde den Zuschlag, kann sie in das Antragsprozedere für die Bohrung einsteigen. Dazu muss sie noch fehlende Unterlagen nachreichen und sich einen neuen Partner suchen, der die Bohrung übernimmt.

© SZ vom 27.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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