Gemeinderat:Wer's begehrt, soll's zahlen

MVG-Mietfahrräder in München, 2016

Manch einer in Höhenkirchen ist skeptisch, ob die Gemeinde eine Mietradstation braucht.

(Foto: Stephan Rumpf)

Höhenkirchen erwartet bei Mieträdern Angebot vom Nachbarn

Von Anna Reuß, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Gibt es tatsächlich Nachfrage oder wäre es nur ein Gefallen für einen benachbarten Bürgermeister? Die Grünen-Fraktion im Gemeinderat von Höhenkirchen-Siegertsbrunn schlug jedenfalls in der Sitzung am Donnerstagabend vor, im Ort eine Station für die Fahrräder der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) zu installieren und so Brunnthals Bürgermeister Stefan Kern (CSU) entgegenzukommen.

Luitgard Dittmann-Chylla (Grüne) regte an, im Haushalt dafür Geld zur Verfügung zu stellen. Kern habe ihr zugesichert, die Gemeinde finanziell zu unterstützen, schließlich sei es in erster Linie ein Wunsch der Brunnthaler, die im Gegensatz zu den Höhenkirchnern keine S-Bahn-Haltestelle haben, das Mietradsystem zu nutzen. Doch wenn die Nachbarorte nicht mitziehen, können die Brunnthaler nicht von den MVG-Rädern profitieren: Diese dürfen nämlich nur an den dafür vorgesehenen Stationen geparkt werden. Wollen die umliegenden Gemeinden keine Station, darf auch Brunnthal seitens der MVG keine errichten.

Die von der Grünen-Fraktion angestoßene Diskussion offenbarte jedoch, dass sich das Gremium in der Sache nicht einig ist. Die CSU blieb skeptisch: Roland Spingler sieht für die Bevölkerung im Ort keinen Bedarf. Eine Station aufzustellen, wäre lediglich ein Entgegenkommen. "Wir sind der Meinung, wenn Brunnthal so etwas will, soll die Gemeinde das selber tragen", sagte er.

Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU) betonte, dass die Bereitstellung der Infrastruktur für eine solche Station schnell teuer werden könnte, zudem seien Instandhaltungskosten zu erwarten. "Ich bin skeptisch, ob es einen großen Run auf die Radl geben wird." Sie glaube nicht, dass viele von Brunnthal aus ihr Billy-Regal mit dem Rad nach Hause transportieren würden - eine Anspielung auf den Verkaufsschlager des schwedischen Möbelhauses, das in Brunnthal eine Filiale betreibt. Doch Höhenkirchen-Siegertsbrunn sei grundsätzlich gesprächsbereit, sagte Mayer: "Wenn Herr Kern sein Angebot gemacht hat, reden wir noch mal."

Für Sauerlach und Feldkirchen war ebenfalls kurzzeitig eine Förderung durch den Landkreis München im Gespräch, die jedoch in dieser Woche vom Kreistag abgelehnt worden ist. Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner (Unabhängige Bürgervereinigung) sagt, auf sie sei ihr Brunnthaler Kollege Kern bisher nicht zugekommen. Sofern er ihr ein Angebot unterbreite, werde Bogner es im Gemeinderat zur Diskussion stellen.

Feldkirchens Bürgermeister Werner van der Weck (SPD) sagt, er halte solch eine Mietradstation in seiner Gemeinde für unpraktisch. Sinnvoller wäre der Platz mit einem normalen Radlständer genutzt. Im Gemeinderat sei die Idee der MVG-Station auf keinerlei positive Resonanz gestoßen. Zwar könne er Kerns Wunsch "sehr gut nachvollziehen", doch er ist sich sicher: "Wenn einer in Brunnthal arbeitet, hat er sich längst ein sogenanntes S-Bahn-Fahrrad für 30 Euro vom Flohmarkt besorgt und dauerhaft am nächstgelegenen Bahnhof abgestellt."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: