Gegenmittel:Nimm's leicht

Unterhaching, Ballett-Gala des SIBA-Sommerworkshops Salzburg,

Über der Schwere des Daseins schweben: Zu den Höhepunkten der Kubiz-Sommersaisongehört die Ballett-Gala von Siba Salzburg.

(Foto: Angelika Bardehle)

Das Unterhachinger Kubiz setzt dem Ernst der Lage ein heiteres Programm entgegen: Kabarett und Komödien, aber auch Artistik und Ballett dominieren die Spielzeit 2017

Von Udo Watter, Unterhaching

Das Jahr 2016 dürfte nicht als das glücklichste der Menschheitsgeschichte in Erinnerung bleiben. Terroranschläge in Europa, der Krieg in Syrien, Brexit und die überraschende Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten haben es ebenso geprägt wie zahlreiche prominente Todesfälle. Mit David Bowie, Prince, Leonhard Cohen oder George Michael hat gerade die Welt der Pop-Musik einen dramatischen Aderlass erlebt. Dass einen da mitunter das Gefühl beschleicht, die Zeit sei aus den Fugen geraten oder ein pubertierender Gott treibe mit uns einen schlechten Scherz, ist nicht verblüffend. Aber was hülfe besser gegen schlechte Scherze als gutes Kabarett? Was gegen den brutalen Ernst einer absolutistischen Wirklichkeit als guter Humor?

Unterhachings Kulturamtsleiterin Ursula Maier-Eichhorn jedenfalls hält das mit Blick auf die neue Spielzeit 2017 für ein probates und inspirierendes Gegenmittel: "Weil sich unsere verrückte Welt leichter ertragen lässt, wenn man ihr mit Humor begegnet, gibt es in unserem Theaterspielplan mehrere Komödien, von klassisch bis modern", erklärt sie. "Und auch viel, viel Kabarett."

In der Tat: Abgesehen von "Effi Briest" nach dem Roman von Theodor Fontane sind die vier anderen Veranstaltungen in der Abo-Sparte Schauspiel/Theater der neuen Unterhachinger Kultursaison (Februar bis August) allesamt dem lustigen Fach zuzuordnen. Unter anderem gibt es Anfang März Yasmina Rezas berühmte Komödie "Kunst" in einer Inszenierung des Theaters Landgraf zu sehen, Shakespeares Sommernachtstraum (Münchner Sommertheater) oder Ende Mai Michaels Frayns "Der nackte Wahnsinn", in dem die Kabarett-erfahrenen Michael Altinger, Constanze Lindner und Sonja Kling mitwirken.

Apropos Kabarett: In dieser Sparte treten mit Frank Lüdecke, HG. Butzko, Christian Springer oder den Wellküren, die nach ihrem jüngsten Auftritt noch eine Zusatzvorstellung ihres Jubiläumsprogramms am 5. Februar geben (ist bereits ausverkauft), wieder bekannte Größen des Genres in Unterhaching auf. Das Kabarett Distel aus Berlin zeigt mit "Wohin mit Mutti" eine Ensemble-Komödie, Ecco Meinecke redet übers Essen und Robert Griess schießt in seinem Programm "Hauptsache, es knallt!" scharfe Pointen ab. Der einst als "Fonsi" bekannte gewordene Christian Springer, der mit seinem Verein "Orienthelfer" schon seit Jahren syrische Flüchtlinge im Libanon unterstützt, schleudert der "schlimmen Welt" seine Antwort entgegen: "Trotzdem!" - so heißt das neue Programm des Münchner Kabarettisten. "Er fordert uns zum Weitermachen für die gutes Sache auf", meint Maier-Eichhorn.

Georg Ringsgwandl und Martin Zingsheim kommen mit Bands, Maria Peschek feiert mit einem Jubiläumsprogramm 30 Jahre auf der Bühne, Jan Weiler liest aus seinem aktuellen Buch "Im Reich der Pubertiere" - es dürfte auch sonst in der neuen Saison viel gelacht werden im Kubiz, wenn auch mitunter nach bösen Witzen und mit grimmigem Humor. Darüber hinaus gibt es wieder diverse klassische Konzerte, einen artistischen Opernkrimi des Münchner Sporttheater Ensembles und etliche Ballett-Aufführungen, darunter traditionell die hochkarätige internationale Gala von Siba Salzburg und im Rahmen der "Ars Technica" einen zeitgenössischen Ballettabend mit der B&M Dance Company, bei dem unter anderem eine "Laserharfe" eine Rolle spielt.

Das Kinderprogramm ist ebenfalls wieder abwechslungsreich, daneben kann man noch wie gewohnt zahlreiche Kunstausstellungen und Vorträge besuchen. Da das Kubiz seit vergangenen Oktober einen Digitalkinoprojektor mit 4K-Technik hat (und eine zehn Meter lange Leinwand), wurde jetzt auch das Kinoprogramm erweitert. Ein vielfältiges Angebot also, und man darf davon ausgehen, dass auch die Resonanz beim Publikum wieder gewohnt hoch ist. Für Maier-Eichhorn ist die Auseinandersetzung mit Kultur im übrigen alles andere als die Sehnsucht nach lockerer Unterhaltung oder gar reiner Eskapismus. "Ein friedliches und achtsames Miteinander ist leider nicht naturgegeben, sondern eine Kulturleistung, die wir immer wieder erbringen müssen", schreibt sie im Vorwort des neuen Programmhefts. "Lassen wir uns dabei beflügeln von Theater, Musik und Tanz!"

In der neuen Saison gibt es drei klassische Abo-Reihen mit festen Vorstellungsterminen: Theater/Schauspiel, Kabarett und das Kinderabo. Dazu gibt es das Wahlabo, bei dem der Käufer aus dem Angebot ein spezielles Abopaket nach seinen Wünschen aussucht. Es muss mindestens sechs Vorstellungen umfassen. Alle Abos gibt es im Kubiz oder nach telefonischer Vereinbarung (089/66 55 53 16). Der Einzelkartenverkauf hat diese Woche begonnen, der Online-Verkauf startet am Freitag, 20. Januar (über Reservix und Münchenticket).

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: