Ökosystem Fröttmaninger Heide:Räuber aus dem Aquarium

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Schön anzuschauen, aber in freier Natur nicht unproblematisch. (Foto: dpa)

Unbekannte haben Goldfische in einem Tümpel in der Heide ausgesetzt. Weil sie Kaulquappen fressen, müssen sie weichen.

Von Irmengard Gnau, Garching/Oberschleißheim

Goldfische zählen zu den beliebtesten Haustieren. Sie gelten als genügsam, sind gleichzeitig hübsch anzuschauen und lassen ihrem Besitzer größtmögliche Freiheit bei der Namenswahl, schließlich dringt das Ergebnis nur selten an fremde Ohren. Das Bild vom einzelnen rotschimmernden Tier im Goldfischglas ruft hingegen bei Kennern der Aquaristik geradezu Empörung hervor, bewegen sich die Tiere doch nach derzeitigem Kenntnisstand am liebsten in Gesellschaft und brauchen dafür auch ein ausreichend großes Refugium.

Ob ein Fischbesitzer es mit seinen Tieren also besonders gut meinte und sie deshalb aus dem künstlichen Nass in einen Tümpel auf der Fröttmaninger Heide umsiedelte, ist nicht bekannt. Sicher aber ist, dass aufmerksame Spaziergänger im vergangenen Herbst ebendort in einem kleinen Weiher Goldfische entdeckt haben.

Was nach einer netten Anekdote klingt, die der Heide in der grauen Jahreszeit ein paar Farbtupfer verleihen könnte, ist aus Expertensicht bedenklich. Denn die fremden Fische können das natürliche Ökosystem in dem geschützten Gebiet zwischen dem Münchner Stadtteil Fröttmaning, Garching und Oberschleißheim gefährlich durcheinanderbringen. "Goldfische sind Räuber, sie fressen Eier und Larven anderer Arten", erklärt Christine Joas, Geschäftsführerin des Heideflächenvereins Münchner Norden, der seit 2007 Eigentümer der Heide ist und seinen Sitz in Unterschleißheim hat.

Gefahr für Frosch und Kröte

Unter anderem stellten die Goldfische eine Gefahr dar für die Kaulquappen des Laubfroschs und der seltenen Wechselkröte, die in der Fröttmaninger Heide ein Refugium gefunden hat.

Da sich die unfreiwilligen Gäste zudem offenbar eifrig vermehrt hatten, sahen sich die Naturschützer nun gezwungen, einen Zwangsumzug einzuleiten, um die heimischen Arten zu schützen. Mitarbeiter des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) pumpten das Wasser aus dem Tümpel und fischten die etwa 400 Goldfische mit Hilfe von Keschern ab. Sie werden zunächst in der Reptilienauffangstation aufgenommen.

Es komme immer wieder vor, dass Goldfische in der Natur ausgesetzt werden, berichtet Katharina Spannraft, Projektleiterin Biotoppflege beim LBV in München. Doch damit tue man weder den Fischen noch ihren Artgenossen in freier Wildbahn einen Gefallen. Naturschützer appellieren an das Bewusstsein der Menschen: "Es ist verboten, Tiere und Pflanzen aus Naturschutzgebieten zu entnehmen, aber auch, sie dort auszubringen", betont Joas vom Heideflächenverein.

© SZ vom 28.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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