Garchinger Artothek:Kunst zum Verlieben und Verleihen

Garchinger Artothek: Der Garchinger Kulturreferent Wolfgang Windisch zeigt die Artothek im Garchinger Bürgerhaus.

Der Garchinger Kulturreferent Wolfgang Windisch zeigt die Artothek im Garchinger Bürgerhaus.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Garchinger Artothek vermietet mittlerweile an die hundert Bilder - fast ausschließlich Originale. Kunstliebhaber können sie eine Zeitlang behalten oder auch für immer. Die Idee zu dem "sozio-kulturellen Kreislauf" hatte Kulturreferent Wolfgang Windisch vor fast 20 Jahren.

Von Gudrun Passarge, Garching

Nein, einen Picasso oder Monet als Druck, so etwas gibt es in der Garchinger Artothek nicht. Dafür können die Bürger zwischen Gerlinde Mader oder Rolf Lussem wählen, sie können sich einen echten Alfred Mödl oder ein Original von Beate Rose an die Wand hängen - für 16 Euro.

Die Garchinger Artothek existiert seit 1998, inzwischen nennt sie an die hundert Werke ihr Eigen. Bilder, die nicht in Kellern verschwinden sollen, sondern eindeutig dafür gedacht sind, Leben und Stimmungen in die Wohnräume der Garchinger zu tragen.

Windisch wollte nichts Halbes, er wollte nur Originale

Kulturreferent Wolfgang Windisch ist der Mann hinter der Idee. Er hatte sie schon bei seinem Vorstellungsgespräch in Garching im Gepäck. Doch dann hat es eine Weile gedauert, bis sie umgesetzt werden konnte. Denn Windisch wollte nichts Halbes, er wollte nur Originale. Das lief jedoch nur langsam an. Er verhandelte mit Künstlern, die in der Stadt ausstellten, und machte es ihnen zur Bedingung, eines der Werke an die Stadt abzugeben, eben für die Artothek. Windisch sieht in dieser Zusammenarbeit mit den Künstlern nur Vorteile: "Ich betrachte es als Kulturförderung. Wir machen ja auch Pressearbeit, richten eine Vernissage aus." Zudem betont er, bekämen die Werke eine größtmögliche Öffentlichkeit. Durch die großen Kulturveranstaltungen im Bürgerhaus sähen Tausende die Artothek-Ausstellung. "Das ist ein Pfund, mit dem man wuchern kann."

Die Künstler sehen es offenbar ähnlich. Denn Windisch berichtet, die Zusammenarbeit klappe reibungslos. Lediglich einmal habe er sich bereit erklärt, einem Künstler doch einen Druck abzunehmen. Aber das war ein Maler, dessen günstigstes Werk für 12 000 Euro zu haben gewesen sei. "Wir suchen uns ja auch nicht das Teuerste aus, sondern immer etwas, was der Künstler verschmerzen kann", sagt der Kulturreferent. Natürlich könne der Maler auch sagen, er will ein bestimmtes Bild nicht hergeben, "aber spätestens beim dritten Bild haben wir uns geeinigt".

Ganz große Bilder und sehr Gegenständliches schätzen die Garchinger nicht

Ihm sei wichtig, etwas auszusuchen, was auch dem Publikum gefalle. Da hat er mit der Zeit ein Gespür entwickelt, obwohl er durchaus selbstkritisch sagt, er sei nicht das Maß aller Dinge - weshalb er auch mal Künstler für Ausstellungen auswähle, deren Werke weniger seinem persönlichen Geschmack entsprächen. Aber seine Garchinger kennt er mittlerweile ganz gut. "Ganz große Bilder und sehr Gegenständliches, das funktioniert nicht. Abstrakt gefällig ist besser als gegenständlich provozierend."

Zweimal im Jahr wird ein Teil der Ausleih-Bilder im Bürgerhaus gezeigt. Kunden der Artothek sind sowohl Arztpraxen und Rechtsanwaltskanzleien als auch Privatpersonen, die mit einem Original ihr Wohnzimmer verschönern wollen. Windisch nennt auch Wiederholungstäter, die sich nach dem halben Jahr melden und das Bild gerne hängen lassen würden. Sie können für 16 Euro noch einmal ein halbes Jahr dranhängen. Im Preis inklusive ist übrigens auch gleich eine Versicherung des Werks, damit beide Seiten abgesichert sind. Und dann gibt es da natürlich noch die Menschen, die ihr Bild gefunden haben. Ein Werk, das ihre Empfindungen ausdrückt, das genau zur Einrichtung passt. "Es gab Leute, die sich so in ein Bild verliebt haben, dass sie es kaufen wollten."

Die Verleihaktion setzt einen sozio-kulturellen Kreislauf in Gang

Bei den meisten Werken ist das auch möglich. Von dem Geld schafft Windisch häufig dann gleich wieder Nachschub für die Artothek an. Der Kulturreferent ist von seinem Konzept überzeugt, gerade, dass es sich um Originale handle, mache den Charme des Angebots aus. Und durch die Ausstellungen und die Verleihaktionen entstehe ein "sozio-kultureller Kreislauf".

Wer Teil des Kreislaufs werden möchte, die Werke der Artothek hängen noch bis Sonntag, 28. Februar, im Foyer des Bürgerhauses, anschauen kann man sie jeweils zu den Öffnungszeiten des Bürgerhauses. Sie sind nummeriert, dazu liegt ein Zettel aus mit den Künstlernamen, dem Titel, der Größe und dem Preis - falls jemand sich nicht auf den Verleih einlassen möchte, der über das Kulturreferat läuft. Dort ist auch die Liste aller Werke der Artothek einsehbar, die jedes Jahr ein wenig länger wird.

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