Garching:Wenn das Auto den Stau meldet

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Die Industrie- und Handelskammer will mit Hilfe von Daten und Vernetzung die Verkehrsprobleme in der Region lindern.

Von Nadja Tausche, Garching

Wie lässt sich die Verkehrssituation im Landkreis München durch die Verwendung und Analyse von Daten verbessern? Antworten auf diese Frage soll die Arbeitsgruppe "Smart Mobility und aktive Verkehrssteuerung mit Big Data" der Industrie- und Handelskammer (IHK) finden. Bei einer Sitzung des IHK-Regionalausschusses München Landkreis hat der Leiter der Arbeitsgruppe, Rene Fassbender, mögliche Projekte vorgestellt, mit denen im Verkehrsbetrieb Daten erhoben und so zum Beispiel Staus vermieden werden können.

"Das Thema Mobilität ist der wirklich wachstumsbegrenzende Faktor", sagt Garchings Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD), der ebenfalls zu der Sitzung gekommen ist. Deshalb sei das Thema für seine Stadt wichtig. Mittlerweile fließe mehr Verkehr von München in den Landkreis als umgekehrt, das erfordere ein Umdenken. Bei schlechter Verkehrsanbindung sinke die Attraktivität der Firmen für Arbeitnehmer, fügt Fassbender hinzu. Deshalb sollen mit der Arbeitsgruppe in Zusammenarbeit mit Partnern wie dem Landratsamt München "verkehrstechnische Alltagsprobleme im Landkreis angegangen werden".

Um mit Hilfe von Daten die Verkehrssituation zu verbessern, könne man zum Beispiel die Sensorik in Autos und Lkw nutzen. In einem modernen Sportwagen seien etwa 600 Sensoren eingebaut: "Das wird in Zukunft ein großer Schatz sein", so Fassbender. Mit diesen Daten könne man Straßenschäden und Verkehrshindernisse kartieren, automatisch und in Echtzeit. Ein weiteres mögliches Handlungsfeld sei die Pilot-Sensor-Infrastruktur: "Das heißt, dass man mit einer Webcam zu einer Staustelle geht", sagt Fassbender. An bekannten Problemstellen werde die aktuelle Verkehrssituation gemessen, um anschließend Prognosen und Handlungsempfehlungen an Autofahrer weiterzugeben. Und auch im öffentlichen Nahverkehr könnten Daten den Betrieb optimieren: mit integrierten Systemen, die automatisch die Fahrgäste zählen und so helfen, Kapazitäten zu optimieren.

"Gerade bei Big Data ist nie klar, was rauskommt."

Als Ziel hat sich die Arbeitsgruppe gesetzt, innerhalb der kommenden zwölf Monate ein konkretes Pilotprojekt umzusetzen. Damit will man die Situation an einem "Verkehrs-Pain-Point" verbessern, also an einer Problemstelle. Vier Problempunkte im Landkreis stellt Fassbender als mögliche Ansatzpunkte für ein solches Projekt vor: Der Business Campus in Garching sowie der in Unterschleißheim sowie die Gewerbegebiete in Unterföhring und Ismaning. Auch die Gesamtverkehrssituation in Kirchheim zählt Fassbender zu den Problemstellen. Allein am Business Campus in Garching fahren jeden Tag 25 000 Leute an und ab: Vor allem zu den Stoßzeiten sei das ein großes Verkehrsproblem.

Finanzieren will die Arbeitsgruppe das Projekt durch Sponsoren, die müssen allerdings erst noch gefunden werden. Auch mögliche Partner-Unternehmen und die Bürgermeister müssen von dem Projekt überzeugt werden, um die Umsetzung in der jeweiligen Kommune zu unterstützen. Die Ergebnisse, die ein solches Projekt bringen würde, sind recht schwer vorhersehbar. "Die Zukunft sind Daten - das nützt jemandem, der ein Problem mit dem Verkehr hat, aber konkret gar nichts", findet ein Teilnehmer in der Sitzung. Für Rene Fassbender gehört das schwer kalkulierbare Ergebnis aber zum Projekt dazu: "Gerade bei Big Data ist nie klar was rauskommt."

© SZ vom 01.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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