Garching:Uni mit Yachthafen

Garching: Auch Vereine wie die Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft sind bei der Europäische-Arabischen Karriere- und Bildungsmesse zu Gast.

Auch Vereine wie die Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft sind bei der Europäische-Arabischen Karriere- und Bildungsmesse zu Gast.

(Foto: Robert Haas)

Studieren in Oman, Tunnels bauen in den Emiraten: Auf einer Messe am Garchinger Uni-Campus buhlen arabische Unternehmen und Hochschulen um deutsche Technik-Studenten.

Von Ruth Eisenreich, Garching

Sie wirken ein bisschen wie ein Fremdkörper, die 25 Menschen in Blazern und Sakkos, die im Foyer der Fakultät für Maschinenwesen Platz genommen haben. Die vorbeiströmenden Studenten tragen Kapuzenpullover oder kurze Hosen und schauen verwundert bis amüsiert drein, wenn sie für einen Moment stehenbleiben und zuhören; keiner von ihnen setzt sich dazu. Auf dem kleinen Podest vor den halb leeren Stuhlreihen spricht gerade ein schnurrbärtiger Mann im Anzug über ein arabisches Online-Wörterbuch. "Wie Sie sehen, sieht es beeindruckend aus", sagt er und deutet auf die beiden Bildschirme neben der Bühne. Die spiegeln allerdings so stark, dass man die eingeblendete Grafik mit der kleinen Schrift nicht einmal aus einem Meter Entfernung entziffern kann.

Zum fünften Mal findet an diesem Donnerstag und Freitag am Garchinger Campus der Technischen Universität München (TUM) die Europäisch-Arabische Karriere- und Bildungsmesse Kubri statt. Universitäten aus dem arabischen Raum und europäische Firmen, die dort arbeiten, suchen hier nach potenziellen Studenten und Absolventen. Unter den Ausstellern sind etwa das Beratungsunternehmen Dornier, der Verein deutscher Ingenieure, das Nahost-Forum Österreich sowie die deutsch-jemenitische, die deutsch-jordanische und die deutsch-omanische Gesellschaft.

Garching: Bei der Europäisch-Arabischen Karriere- und Bildungsmesse Kubri stellen sich international tätige Firmen wie Knauf vor.

Bei der Europäisch-Arabischen Karriere- und Bildungsmesse Kubri stellen sich international tätige Firmen wie Knauf vor.

(Foto: Robert Haas)

Am ersten Vormittag der Messe hält sich der Andrang zunächst noch in Grenzen. Während wenige Meter weiter die Kellnerinnen des Studentencafés, von dem aus der Geruch nach frisch aufgebackenen Semmeln durch die Halle weht, im Akkord arbeiten, langweilen sich an den Messeständen die Mitarbeiter. Es sind deutlich mehr Menschen mit Namensschildchen da als ohne. Bei der Baustoff-Firma Knauf steht ein Besucher, ein grauhaariger Mann, er isst von dem bereitgestellten türkischen Honig und steckt eine große Handvoll Bleistifte ein.

Die Kubri sei nun mal "eine sehr spezielle Angelegenheit, keine Messe für die Masse", sagt Ulrich Mayer, einer der beiden Gründer des privaten EuroArab Centre for Education, das die Messe mit Unterstützung der TU und der Deutsch-Arabischen Freundschaftsgesellschaft organisiert. In den vergangenen Jahren seien mehr Aussteller und Besucher gekommen als heuer, da spiegle sich die angespannte politische Lage im arabischen Raum wider.

Am späteren Vormittag bekommen die Aussteller mehr zu tun. Die Maschinenbaustudenten Alex, 19, und Stefan, 20, wollen Auslandserfahrung sammeln, am liebsten bei einem Praktikum. Also haben sie sich beim Baukonzern Porr nach Jobs im arabischen Raum erkundigt und erfahren, dass die Firma eine U-Bahn in Doha baut, der Hauptstadt des Emirats Katar. "Man hört, die sind nicht geizig", sagt Stefan grinsend, und Alex ergänzt: "Der Scheich möchte eine U-Bahn, der Scheich bekommt eine U-Bahn." Alex hat schon einmal im nahen Dubai Urlaub gemacht und kann sich gut vorstellen, für einige Zeit in dieser Weltgegend zu arbeiten, im Winter jedenfalls.

Julia, 25, beendet bald ihr Arabistikstudium in Leipzig und hat auf dem Weg in ihre bayerische Heimatstadt extra einen Umweg nach München gemacht, um sich auf der Kubri nach Jobs zu erkundigen. Als Geisteswissenschaftlerin ist sie allerdings nicht fündig geworden: "Die suchen hier nur Leute mit technischem Hintergrund."

Vom Stand der King Abdullah University of Science and Technology (Kaust) nebenan dringen immer wieder verblüffte Laute herüber. Ihr Vertreter Can Ikram weiß, wie er deutsche Studenten zumindest kurzzeitig für Saudi-Arabien interessieren kann. "Boah", sagt ein blondes Mädchen mit Jeansjacke, als er ihr und den drei Burschen in ihrem Schlepptau nicht nur bunte Kugelschreiber, sondern auch USB-Sticks in die Hand drückt. Und "oh" oder "uh" sagen alle, die an seinem Stand stehen geblieben sind, wenn Ikram von den Studienbedingungen an der Kaust erzählt. "Wir bezahlen alles", sagt Ikram nämlich, "Flug, Wohnung, Krankenversicherung und 1000 Dollar Taschengeld pro Monat." Er habe eigentlich nur "Stifte klauen" wollen, sagt Johannes, 22, ein verschlafen aussehender Student der Ingenieurswissenschaften, nachdem er sich von Ikram verabschiedet hat: "Ich dachte, nichts in der Welt zieht mich nach Saudi-Arabien - aber jetzt gerade klang das nicht so schlecht. Die Uni soll auch echt gut sein."

Das betont auch Can Ikram: Auf 200 Plätze jährlich kämen 5000 Bewerber, das viele Geld zahle man, um jene "Top-Studenten" in die Wüste zu holen, die auch an amerikanischen Elite-Unis Stipendien bekämen. Die Kaust sei die einzige gemischtgeschlechtliche Uni Saudi-Arabiens, erzählt Ikram weiter, Frauen dürften sich westlich kleiden und auch Auto fahren. Nur am Campus zwar, aber den solle man bitte nicht unterschätzen: "Das ist eine kleine Stadt, wir haben unser eigenes Einkaufszentrum, unseren eigenen Golfplatz und unseren eigenen Yachthafen."

An diesem Freitag gibt es von 10 bis 17 Uhr an der Fakultät für Maschinenwesen, Boltzmannstraße 15, in Garching noch eine Chance, sich bei der Kubri bei freiem Eintritt über Studiengänge und Jobs im arabischen Raum zu informieren.

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