Garching:Teures Votum

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Architekt Andreas Irl hatte Modelle dabei, um zu zeigen, wie eine Foyererweiterung aussehen könnte. Doch die Stadträte verwarfen diese Variante. (Foto: Robert Haas)

Trotz allgemeiner Konfusion gibt der Garchinger Stadtrat neun Millionen Euro für die Sanierung des Bürgerhauses frei

Von Gudrun Passarge, Garching

Erst herrschte Konfusion. Stadträte standen beratschlagend, teils auch ratlos beieinander, Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) eilte zwischen seinen Bauamtsmitarbeitern und den Fraktionen hin und her, um die Stimmung auszuloten, und dann erfolgte eine Abstimmung, die nicht nur den Rathauschef verblüffte. Nach zweistündigem Vortrag und einer Diskussion, die viele Fragen aufwarf, stimmten 13 Stadträte schließlich für eine Sanierung des Garchinger Bürgerhauses, die fast neun Millionen Euro kosten wird. Zehn stimmten dagegen.

Dass das Bürgerhaus saniert werden muss, ist seit langem unstrittig. Doch über das Wie wird ebenso lange schon gestritten. Immerhin waren 4,4 Millionen Euro im Haushalt eingestellt, um die dringend notwendige Maßnahmen in Angriff zu nehmen, etwa die Dachsanierung. Allerdings wurden bei genauerer Untersuchung des Gebäudes immer mehr Mängel entdeckt. Zuletzt hatte Architekt Andreas Irl von Raumtailor Architekten drei Pakete im Gepäck, die zwischen sieben und 9,4 Millionen Euro kosten würden und nach Dringlichkeit geordnet sind. Irl trug das Konzept nun im Stadtrat bereits zum zweiten Mal in aller Ausführlichkeit vor. Er erläuterte Brandschutz, Beleuchtung, Lüftung, Elektrik, Fluchtwege, Dächersanierung, den Einbau von Aufzügen und Treppen, eine mögliche Foyererweiterung als Stufe drei, die Verlagerung der Büroräume der Bücherei in die jetzige Hausmeisterwohnung, die Möglichkeit, dafür besser die Pächterwohnung über dem Restaurant herzunehmen und vielleicht sogar ganz auf ein Restaurant zu verzichten und stattdessen dort Klubräume einzubauen.

Trotz der vielen Wörter und der Zahlen an der Projektionswand, die manche Stadträte ärgerten, weil sie sie nicht lesen konnten, gab es Kritik. "Ich fühle mich schlicht nicht gut genug informiert", sagte Bastian Dombret (FDP), er werde keine so weitreichende Entscheidung über sieben bis neun Millionen Euro auf dieser Grundlage treffen. "Je länger der Abend geht, desto mehr Fragen kommen auf. Ich kann Ihnen nicht mehr folgen", kritisierte auch Salvatore Disanto (CSU). Von vorne herein hatte Hans-Peter Adolf, Fraktionssprecher der Grünen, die Ablehnung seiner Fraktion zum Ausdruck gebracht. Er hatte eine Sondersitzung zum Thema gefordert. Er habe ein Problem damit, über so hohe Summen zu beschließen, wenn noch nicht feststehe, wie der nächste Haushalt aussehe. Zumal auch das Damoklesschwert von Ismanings Ausscheiden aus dem Schulverband über der Stadt hänge. Er machte stattdessen den Vorschlag, nur "wirklich notwendige Maßnahmen" für die bereitgestellten 4,4 Millionen Euro zu beschließen.

Nach einer Sitzungsunterbrechung war Bürgermeister Gruchmann bereit, nur noch die Minimalforderung beschließen zu lassen, um überhaupt etwas auf den Weg zu bringen. Doch SPD-Fraktionschef Joachim Krause forderte die Abstimmung über den ursprünglichen Beschlussvorschlag und auch Manfred Kick (CSU) assistierte. Beide fürchteten, "Murks" zu beschließen. Die Mehrheit wollte Stufe 1 plus Stufe 2 plus innovatives Lüftungskonzept der Energie-Wende-Garching. Kostenpunkt 8,928 Millionen Euro. Inhalt ohne Garantie auf Vollständigkeit: Sanierungen der Dächer und Fenster, teils neue Bodenbeläge, Klimaanlage, Beleuchtung und Umstellung auf LED, Sanierung des Grundleitungsnetzes, Erneuerung oder Erweiterung der Elektrik, Sanierung der WC-Anlagen im Keller mit Einbau einer behindertengerechten Toilette, Umstrukturierung der Hausmeisterwohnung (oder der Pächterwohnung). Zusätzlich kommt noch Brandschutz hinzu, auch im Restaurantbereich, und der Wiederaufbau des Lesegartens, der zuvor für eine Dachsanierung abgebaut werden muss. Es fehlt die Foyererweiterung, die Anschlusspunkte am Lesegarten wären aber vorhanden.

© SZ vom 26.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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