Garching:Stadt umwirbt Fachärzte

Mediziner sollen Praxen nach Garching verlegen oder Filialen dort eröffnen

Von Gudrun Passarge, Garching

Ärzte, bitte melden! Garching wird demnächst Anzeigen im Münchner Ärzteblatt schalten, um Mediziner zu finden, die in der Universitätsstadt eine Praxis oder wenigstens eine Filiale eröffnen wollen. Die Garchinger planen schon seit längerem ein Ärztehaus in der Telschowstraße, in das auch die Volkshochschule (VHS) einziehen könnte. Das Problem ist allerdings die Haltung der Kassenärztlichen Vereinigung, die den Ärztebedarf in Garching für gedeckt hält.

Im Stadtrat berichtete Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) am Mittwoch von seinem Gespräch mit der Kassenärztlichen Vereinigung, auf das er fast ein Jahr gewartet habe. Obwohl es in Garching keine Radiologie gibt, sehe die Vereinigung keinen Bedarf. Es sei Menschen zumutbar, nach Unterschleißheim oder Freimann zu fahren. Ähnliches gilt auch für den Orthopäden, der nur an einem Tag seine Praxis in Garching öffnet und dessen Warteraum völlig überfüllt sei.

Trotzdem stehe die Kassenärztliche Vereinigung auf dem Standpunkt, überall sei die Deckung erfüllt. "Nur bei Hals-Nasen-Ohren-Ärzten, Urologen oder Nervenärzten, da könnte man eventuell drüber reden", sagte Gruchmann. Die Vereinigung habe den Garchinger Vertretern empfohlen, in anderen Kommunen Ärzte abzuwerben. Zwar könne auch ein Freisinger oder Münchner Arzt eine Filiale in Garching eröffnen, aber nur ein im Landkreis niedergelassener Arzt könne seine Praxiszulassung mitnehmen. Der Bürgermeister machte den Vorschlag, nun mit einer Anzeige abzuklopfen, "ob da überhaupt eine Chance besteht, und dann müssen wir entscheiden, ob wir an diesem Konzept festhalten."

Walter Kratzl von den Grünen übte Kritik an der Haltung der Vereinigung. Er finde das Ergebnis des Gesprächs nicht befriedigend. Alle Stadträte stimmten dem Vorhaben zu, zunächst mit einer Anzeige zu testen, ob bei Ärzten Interesse besteht, ihre Praxis möglicherweise zu verlegen. Kerstin Tschuck von der CSU wollte sogar noch über den Raum München hinausgehen und regte an, " auch überregional zu inserieren". Vielleicht würde ja jemand von anderswo gerne nach Garching kommen, argumentierte sie. Sollten die Garchinger keine Mediziner mit Wechselabsichten finden, müssten sie sich ein anderes Modell überlegen, um der Volkshochschule zu einem neuen Domizil in der Ortsmitte zu verhelfen.

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