Garching:Stadt erwartet "gewaltige Anstrengungen"

Garching macht bei Klimaschutzinitiative 29++ des Landkreises mit. Stadträte befürchten Personalaufwand und Kosten

Von Gudrun Passarge, Garching

Auch Garching schließt sich der Klimaschutzinitiative des Landkreises 29++ an. Die Entscheidung des Stadtrats fiel einstimmig aus. "Wir sollten uns hier gehörig aus dem Fenster lehnen", hatte Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) einleitend gefordert, schließlich gehe es darum, den nachfolgenden Generationen die Umwelt in "Maximalqualität" zu übergeben. Die Entscheidung fiel, nachdem darüber debattiert worden war, ob zur Umsetzung des Konzepts auch zusätzliches Personal benötigt würde.

Die Klimaschutzziele des Landkreises sehen vor, den CO₂-Ausstoß pro Einwohner von 12,9 Tonnen im Jahr 2010 auf 5,7 Tonnen im Jahr 2013 zu verringern. Eingerechnet ist dabei ein Wirtschaftswachstum um 17 Prozent und ein Zuwachs bei der Bevölkerung von 323 000 (2010) auf 377 900 im Jahr 2030. "Wenn wir das beschließen, dann sind wir unter Zugzwang", sagte der Bürgermeister, der das Konzept auch deswegen gut findet, weil die Garchinger Geothermie darin voll aufgeht.

Umweltreferent Christoph Marquart betonte, es bedürfe jedoch "gewaltiger Anstrengungen", um auf knapp sechs Tonnen runterzukommen. In Garching liege der Pro-Kopf-Ausstoß momentan sogar über 14 Tonnen, was an dem vielen Gewerbe und den Forschungsinstituten liege, die sehr viel Energie verbrauchten. Garching selbst habe nur wenig Möglichkeiten, den Energieverbrauch einzuschränken. Er erinnerte daran, dass zur Umsetzung des Konzepts auch ein "Energiecontrolling" gemacht werden müsse, das ganz Garching gegebenenfalls inklusive aller Verkehrsteilnehmer einbeziehe. Für die eigenen Liegenschaften gebe es eine Datenbank, für alles andere sei es schwieriger, den Verbrauch statistisch zu erfassen, auch wenn das Landratsamt hier behilflich sein werde. Wollte man das Energiecontrolling jedoch umsetzen, "dann schaffen wir das nicht mit dem Personal", sagte Marquart.

Das machte Bastian Dombret (FDP) hellhörig, der wissen wollte, ob der Bürgermeister schon die Kosten beziffern könne, die auf Garching zukommen - mehr Personal könne er nicht zustimmen, wenn er auch die Ziele "richtig und wichtig" finde. Gruchmann bestätigte, dass die Initiative mittelfristig Personalkapazitäten binden werde, "aber wir können noch keine konkreten Maßnahmen oder Zahlen nennen", zumal keine festen Vorgaben in dem Konzept gemacht würden, wie das Controlling stattzufinden habe. Das sei wohl Absicht, vermutete Michaela Theis (Unabhängige Garchinger), die es wie auch SPD-Fraktionssprecher Joachim Krause für ein "falsches Zeichen" hielt, das Konzept wegen möglicher Kosten abzulehnen.

Der Sprecher der Grünen-Fraktion, Hans-Peter Adolf, berichtete von der Entstehung des Konzepts und verhehlte nicht, dass sich die Grünen mehr erhofft hätten. Aber immerhin sei es jetzt "ein relativ konkreter Fahrplan", wie man ein Klimaschutzziel durchsetzen könne. Die Grünen würden der Initiative zustimmen, "sogar um den Preis einer möglichen weiteren Planstelle". Ingrid Wundrak (Grüne) machte den Vorschlag, Architekten von vornherein zu instruieren, das erspare dann Streiterei im Stadtrat. Die Architekten müssten wissen, "Klimaschutz und Umweltschutz haben eine Priorität bei uns". Götz Braun (SPD) ergänzte noch, dass es beim Klimaschutz nicht nur um Energie, sondern auch um Rohstoffe gehen müsse. Er fand die Reduzierung auf 5,7 Tonnen Kohlendioxid-Ausstoß "bei weitem nicht ausreichend".

"Jeder von uns kann etwas tun" und auch die Technische Universität forderte er auf, sich mehr für Einsparungen einzusetzen. Bürgermeister Gruchmann wies auf die eine mögliche Kooperation mit dem neuen Zentrum für Energie und Information hin. Er werde dessen Direktor, Professor Thomas Hamacher, gerne in den Stadtrat einladen.

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