Garching:Schwierige Operation

Garchinger Stadtrat streitet über Arztpraxis im Rathaus und die medizinische Versorgung am Ort

Von Gudrun Passarge, Garching

Einen harten Schlagabtausch haben sich CSU und SPD im Garchinger Stadtrat beim Thema Arztpraxis im Rathaus geliefert. Es geht um Dr. Hans Höpp, der seine Praxis aufgeben will. Der Bürgermeister hatte ihm zum Jahreswechsel gekündigt, weil die Verwaltung die Räume dringend selbst benötigt. Die CSU hat dagegen einen Antrag gestellt, den Mietvertrag noch einmal bis zum Jahresende zu verlängern, damit sichergestellt wird, dass der Nachfolger die Praxis übernehmen kann. Nihan Yamak (SPD) warf der CSU "Scheinpolitik" vor. CSU-Fraktionschef Ascherl betonte dagegen, nur im Interesse Garchinger Bürger zu handeln.

Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) hatte gleich zu Beginn klargestellt, dass der CSU-Antrag gar nicht in den Stadtrat gehöre, weil dieses Gremium nur dann befasst sei, wenn ein Mietvertrag länger als fünf Jahre dauere. Doch in diesem Fall hatte es sich zuletzt noch einmal um eine einjährige Verlängerung gehandelt, die der Bürgermeister zugesagt hatte. Damit hätte der Mediziner zum Jahreswechsel 2015/2016 ausziehen müssen. Doch wegen der besonderen Umstände habe er ihm noch einmal eine Frist bis zum 30. Juni zugestanden, erläuterte der Bürgermeister, der sich zu Unrecht in der Kritik sieht, da der Arzt selbst immer angekündigt habe, aufhören zu wollen und schon seit langem gewusst habe, dass sein Mietverhältnis ende.

Die CSU argumentierte, dass zu befürchten sei, der Praxissitz gehe Garching verloren, wenn Höpp nicht geordnet an seinen Nachfolger übergeben könne. Dabei ist die Lage alles andere als klar. Nach den Redebeiträgen von Gruchmann und Ascherl schaut es so aus, dass Andrea Meißner die Praxis von Roman Ludwig verlässt und eigene Räume im ehemaligen Bio-Markt an der Münchener Straße eröffnet. Stichtag soll wohl der 1. April sein. Hier kommt der mögliche Nachfolger von Hans Höpp ins Spiel: Dr. Roland Widmer, 54 Jahre alt, ist bislang Oberarzt im Notfallzentrum des Bogenhausener Klinikums. Er könne sich gut eine Gemeinschaftspraxis mit Meißner vorstellen, sagte Widmer auf Nachfrage der SZ. Die Verhandlungen liefen noch, "aber es schaut gut aus". Trotzdem gibt es ein Problem. Wenn Höpp seine Praxis aufgibt, wird die Zulassung neu ausgeschrieben. Widmer wird sich bewerben und in der Regel wird der Wunschnachfolger von der Jury der Kassenärztlichen Vereinigung auch akzeptiert, aber der Internist weiß nicht genau, wie lange dieser Vorgang dauert.

Das genau ist der Dreh- und Angelpunkt für seine Planungen. Zunächst einmal braucht er die Zulassung und dann erst kann er einen Vertrag abschließen, entweder mit Andrea Meißner oder aber mit Familie Ostler für den ehemaligen Schleckerladen. Auch hier liefen bereits Gespräche. Die Umgestaltung der Ladenfläche im Garchinger Zentrum schätzt er als nicht so zeitaufwendig ein. "Der Umbau müsste bis zum 30.6. zeitlich funktionieren", sagt Widmer. Allerdings nur, wenn die Zulassung rechtzeitig erteilt werde, "sonst habe ich ein Problem", erklärt der Arzt. "Nur wenn beide Stricke reißen, bräuchte ich noch mehr Zeit."

Genau die will ihm die CSU verschaffen, die immer vom Plan B sprach. "Vielleicht klappt es ja mit der Praxis Meißner", sagte Albert Biersack (CSU), aber wenn nicht, "die Verwaltung wird doch noch ein paar Monate länger zusammenrücken können". Da war die Mehrheit im Stadtrat ganz anderer Ansicht. Hans-Peter Adolf, der Sprecher der Grünen, warf Höpp Versäumnisse vor. "Er hätte sich rechtzeitig um seine Nachfolge kümmern müssen." Joachim Krause, Fraktionschef der SPD, argumentierte ähnlich. "Es handelt sich hier um ein Rathaus und nicht um ein Ärztehaus." Er sagte in Richtung CSU, dass man jetzt wieder einen Bürgermeister habe, "den man ernst nehmen muss. Wenn er eine Kündigung ausspricht, dann gilt sie auch."

Nihan Yamak warf der CSU vor, sie fahre wieder die selbe Linie wie vor der Wahl und schiebe langfristige Probleme der Verwaltung vor sich her. Josef Euringer schließlich rief den Kontrahenten zu: "Wir sind heute nicht im Wahlkampf!" Er ärgerte sich darüber, dass so hitzig über die Praxis debattiert werde, während niemand auch nur ein Wort darüber verliere, dass der Hausmeister im Bürgerhaus seine Wohnung durch den Umbau verliere. Ein Ende der Debatte verlangte Harald Grünwald (Unabhängige Garchinger), der wenig Verständnis für Höpp und dessen Probleme äußerte.

Damit bleibt es dabei: Bis 30. Juni sollte Höpp seine Nachfolge geregelt haben. Die Praxis Meißner wird unabhängig davon die Räume an der Münchener Straße eröffnen und die Praxis Dr. Ludwig noch einen Arzt anstellen, wie der Bürgermeister sagte. "Im Schnitt hätte Garching dann zwei Ärzte mehr."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: