Garching:Schnelle Hilfe in Notsituationen

Christopher Redl Garching Asyl

Christopher Redl hat den Hilfsfonds im Stadtrat vorgestellt. Der Sozialpädagoge arbeitet seit 2016 im Rathaus.

(Foto: Privat)

Die Stadt Garching unterstützt Bürger aus einem Spendenfonds

Von Gudrun Passarge, Garching

Der Handwerker hatte ein gutes Herz. Er war wegen eines Wasserschadens gerufen worden und erkannte sofort: Der Strom muss gesperrt werden, das Haus ist unbewohnbar. Doch die ältere Bewohnerin wusste nicht, wohin, sie hatte keine Familie. Der Handwerker nahm die Frau kurz entschlossen mit und fuhr mit ihr den ganzen Tag herum, um eine Lösung zu finden. Geholfen hat schließlich die Stadt Garching mit ihrem Hilfsfonds. Sie übernahm zunächst zwei Nächte in einer Pension und organisierte dann einen Aufenthalt im Pflegeheim, bis das Haus wieder hergerichtet war. Cornelia Otto nennt das einen typischen Fall, wie der Fonds arbeitet. Es gehe um schnelle, unbürokratische Hilfe, betont die Leiterin des Fachbereichs Soziales im Rathaus.

Allerdings, so sagt sie, sei man auf die Mithilfe der Garchinger angewiesen, auf Nachbarn, die etwas mitbekommen, auf Institutionen, die von Menschen wissen, die dringend Unterstützung brauchen. Der Hilfsfonds existiert seit 2014. Aktuell hat er 22 875 Euro in der Kasse, alles Spenden von Bürgern. Unter anderem gab es auch eine Spende für den Spielplatz an der Flüchtlingsunterkunft am Echinger Weg, wie Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) im Stadtrat informierte, doch da der Landkreis momentan noch nicht weiß, ob und wie viele zusätzliche Häuser dort entstehen werden, ist die Planung zunächst auf Eis gelegt. "Aber wir werden sofort aktiv, wenn es irgendwie Sinn macht", versprach der Bürgermeister.

Der Hilfsfonds finanziert größere und kleinere Maßnahmen. So bekamen die Arbeitsgruppen Asyl beispielsweise abschließbare Schränke, um die ebenfalls vom Spendengeld finanzierten Lehrmittel wegräumen zu können. Auf der anderen Seite sind es Einzelhilfen, wie etwa das Paar Schuhe, das ein Obdachloser dringend für den Winter benötigte, die Waschmaschine, die ein bedürftiges Rentnerpaar zur Hälfte finanziert bekam.

Oder auch die Mietkaution für einen anerkannten Flüchtling. Der junge Mann konnte die Summe mit seiner Ausbildungsvergütung als angehender Fachlagerist nicht aufbringen. Bei der Bitte um staatliche Unterstützung habe er die Auskunft bekommen, dass er die Lehre abbrechen soll, dann würde ihm Hartz IV zustehen. Das wollte er jedoch nicht. Über die Caritas kam er zum Hilfsfonds der Stadt. Er erhielt das Geld, hat aber so viele Zusatz- und Nachtschichten eingelegt, dass er es inzwischen schon wieder zurückbezahlt hat, wie Christopher Redl vom Fachbereich Soziales dem Stadtrat berichtete. Aber dieses Beispiel zeige, wie der Fonds "zeitnah helfen" könne.

Ingrid Wundrak (Grüne) brachte dieser Fall auf die Palme. "Ich komme mir vor wie in Absurdistan", sagte sie und wollte wissen, wer denn solche Ratschläge gebe, die Lehre abzubrechen. Ärgerlich fand sie auch, dass Lehrmittel mit Spendengeld finanziert würden. "Das muss doch der Staat bezahlen", forderte sie. Wundraks Fraktionskollege Werner Landmann wunderte sich über das viele Geld in der Kasse. Es gebe doch bestimmt viele Fälle, in denen man mit kleinen Beträgen helfen könnte. Als Beispiel nannte Landmann die Wohnungsnotfallhilfe der Arbeiterwohlfahrt, da reichten meist ein paar hundert Euro, um Menschen in ihren Wohnungen zu halten. Redl antwortete, die Stadt sei dankbar für Anregungen, die gerne aufgegriffen würden.

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