Garching:Radschnellweg-Planung kommt nur langsam voran

Lesezeit: 2 min

Neun Monate nach dem Landkreis entscheidet der Münchner Stadtrat über eine Machbarkeitsstudie. Von ihr hängt ab, ob die Trasse nach Garching gebaut wird

Von Daniel Sippel, Garching

Künftig sollen Radfahrer schneller vom Münchner Hauptbahnhof nach Norden kommen können: vorbei am Hauptgelände der Technischen Universität, am Forschungs- und Innovationszentrum von BMW, durch Schwabing und Milbertshofen bis Garching soll sich der Radschnellweg durch die Stadt und den Landkreis schlängeln. Bei einer Idealbreite von etwa 6,50 Metern eine Herausforderung, denn: Kreuzt der Radweg bestehende Verkehrsachsen, ergeben sich "hochkomplexe Situationen", sagt Marc Wißmann vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München. Und so stellt ein solches Pilotprojekt auch Politiker vor Hürden.

Im Mai 2015 veröffentlichte der Planungsverband die Studie "Radschnellverbindungen in München und Umland". Im Planungsverband haben sich 150 Städte und Gemeinden, acht Landkreise und die Landeshauptstadt München zusammengeschlossen. Der Verband empfiehlt, sechs Korridore in einer Machbarkeitsstudie zu untersuchen, also genaue Wegverläufe zu erarbeiten. Alle sechs Korridore verlaufen vom Zentrum in umliegende Landkreise; die Trassen führen nach Dachau, Oberhaching, Starnberg, Fürstenfeldbruck und Garching. Der Landkreis München reagierte sofort. Bereits am 11. Mai 2015 beschloss der Kreis, die Korridore nach Garching und Oberhaching näher zu untersuchen.

SZ-Grafik; Quelle: Referat für Stadtplanung und Bauordnung (Foto: SZ-Karte)

Der Grüne Markus Büchler kritisiert die Stadt für ihre "lapidare Ausschreibung"

Einen Monat später forderten Bürgermeister der Gemeinden im Münchner Süden, dass die Radschnellverbindung nach Oberhaching zügig realisiert werden müsse. Im Januar 2016 erteilte der Landkreis München den Auftrag zur Erstellung einer Machbarkeitsstudie für den Radschnellweg nach Garching. Kosten: 100 000 Euro.

Warum wurde dieser Korridor ausgewählt und nicht etwa der ebenso geeignete nach Starnberg? Im Münchner Kreistag kolportieren Politiker, Innenminister Joachim Herrmann (CSU) habe sich eine Pilotstrecke nach Garching gewünscht. Und Mitarbeiter des Planungsverbandes bestätigten, dass es eine politische Entscheidung gewesen sei. Später zeigte sich: Die Entscheidung des Kreistages zieht Konsequenzen für die Stadt München nach sich.

Denn neun Monate nach der Entscheidung des Kreistages horchte der Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung im Münchner Rathaus auf. Von einer "bedeutsamen Steigerung des Radverkehrs" an der nördlichen Stadtgrenze sei auszugehen, falls der Abschnitt auf Garchinger Grund tatsächlich gebaut wird. Also müsse nun der städtische Teilabschnitt näher untersucht, genaue Streckenverläufe müssten ermittelt werden. Der Planungsverband legte in seiner 170 000 Euro teuren Studie lediglich einen möglichen Korridor fest: Im Stadtbereich folgt die Trasse ungefähr dem Verlauf der U-Bahnlinie 2.

Hoffnung macht die angekündigte Änderung im Bundesfernstraßengesetzes

Der grüne Kreisrat Markus Büchler kritisiert den Stadtrat: "Die Stadt München hat mit einer lächerlichen, lapidaren Ausschreibung gewartet. Sie hatten alle Zeit, die Machbarkeitsuntersuchung in Auftrag zu geben." Mitarbeiter im Referat für Stadtplanung relativieren: In einem "verdichteten Raum" wie Münchens Innenstadt seien vor der Ausschreibung umfangreiche Untersuchungen nötig gewesen.

An diesem Mittwoch, 19. Oktober, entscheidet nun die Vollversammlung des Münchner Stadtrates endgültig über die Finanzierung der vertieften Machbarkeitsuntersuchung, die im Herbst 2017 für den städtischen Abschnitt vorliegen soll. Von ihr hängt ab, ob der Bau des Radweges begonnen wird. Doch wer die Millionenbeträge für den Bau bezahlt, steht "völlig in den Sternen", sagt Büchler. Er fordert, Radschnellwege wie Autobahnen zu behandeln: Wenn eine Autobahn gebaut wird, gehe man nicht von Gemeinde zu Gemeinde und sammle "mit dem Klingelbeutel" Geld ein - der Bund übernimmt die Kosten.

Ähnlich solle der Bund Gemeinde und Kreise beim Bau von Radschnellwegen unterstützen. Tatsächlich kündigt das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur Hilfe an. "In Kürze" will es eine Änderung des Bundesfernstraßengesetzes in den Bundestag einbringen. Das würde dem Bund erlauben, Radschnellwege zu fördern. Bislang mussten Länder und Kommunen den Radwegebau weitgehend selbst finanzieren.

© SZ vom 19.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: