Garching:Platz da für Lastwagen

Ein versenkbarer Poller soll den Streit um die Zufahrt zum ehemaligen Schlecker-Markt in der Garchinger Fußgängerzone beilegen. Die Grünen wollen das nicht akzeptieren und prüfen ein Bürgerbegehren

Von Gudrun Passarge, Garching

Im Streit um die Liefersituation am ehemaligen Schlecker-Markt in Garching ist eine Lösung in Sicht. Nach kontrovers geführter Diskussion stimmten die Stadträte am Dienstagabend im Hauptausschuss gegen drei Stimmen dafür, einen der Poller in Höhe des Hotels König Ludwig so zu gestalten, dass er elektronisch versenkt werden kann. Das war der Vorschlag einer Mediationsrichterin im Rechtsstreit zwischen der Stadt und der Familie Ostler, die Besitzerin der Immobilie am Bürgerplatz 6 ist. Die Grünen stimmten gegen den Vorschlag und kündigten an, ein Bürgerbegehren zu prüfen. Dritter Bürgermeister Walter Kratzl sprach von einer "Entehrung des Helmut-Karl-Platzes".

Neue Fahrradständer in Garching

Am Helmut-Karl-Platz ist es wegen der Radlständer enger geworden. Trotzdem könnte zukünftig Lieferverkehr an der Eisdiele vorbei über den Platz gehen.

(Foto: Sonja Marzoner)

Die Auseinandersetzung darum, wie der derzeit leer stehende ehemalige Schlecker-Laden angefahren werden kann, ist alt. Lange war es kein Problem, Lastwagen konnten an der Münchner Straße auf den Platz fahren und an der Telschowstraße vorbei am Bürgerhaus wieder raus. Doch dann stellte die Stadt Poller in Höhe des Hotels König Ludwig auf. Als Grund führte Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) an: "Wir wollten die Fußgängerzone nicht zum Lieferweg machen." Der Drogeriemarkt wurde daraufhin nur noch von der Telschowstraße aus beliefert. Doch vor zwei Jahren reichte Familie Ostler Klage gegen die Poller vor dem Verwaltungsgericht ein. Diese Einschränkung des Lieferverkehrs erschwere es, neue Mieter für den Laden zu finden, argumentierte sie. "Keiner liefert an, wenn er rückwärts rausstoßen muss und das mit nur einem Fahrer im Fahrzeug", sagt Albert Ostler. Nun könnte bald wieder alles so werden wie früher, denn im September hat ein Mediationstermin stattgefunden. Gruchmann empfahl den Stadträten, "diese Handreichung" anzunehmen, auch wenn die Vorschläge der Mediation nicht bindend seien. "Es ist sehr erfreulich, dass sich die Familie Ostler sofort bereit erklärt hat, die Kosten für den versenkbaren Poller zu übernehmen." Der Chip für den Stempen bleibe bei der Stadt. Allerdings vermochte der Bürgermeister nicht zu sagen, in welcher Frequenz dort angeliefert werde, weil unklar sei, wer dort reinkomme. Familie Ostler berichtet, sie sei mit mehreren Bewerbern im Gespräch. "Es ist ja auch in unserem Interesse", sagte der Bürgermeister, "wir kritisieren schon lange genug, dass die Läden leerstehen." Lastwagen bis zwölf Tonnen soll künftig Montag bis Freitag von 7 bis 19 Uhr und am Samstag von 7 bis 13 Uhr anliefern können.

Garching: SZ-Grafik

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Die Mehrheit im Hauptausschuss sah den Mediationsvorschlag positiv. "Ich finde es wunderbar, dass endlich Bewegung in die Sache kommt", sagte beispielsweise Salvatore Disanto für die CSU-Fraktion. Durch die mögliche Durchfahrt werde rückwärts Rangieren vermieden, "damit wird Gefahrenpotenzial rausgenommen".

Ganz anders dagegen die Sichtweise der Grünen. Walter Kratzl vermutete geheime Absprachen nach dem Motto: "Gibst du mir, geb' ich dir", denn immerhin besitze Familie Ostler/Amon viele Grundstücke in Garching. "Ich habe den Eindruck, dass man hier Kompromisse macht, was man von außen nicht sieht, in der Hoffnung, dass man selbst auch positive Sachen bekommt, die gar nichts mit dieser Sache zu tun haben." Kratzl betonte, der Platz mit der Eisdiele, dem Brunnen und den Fahrradständern sei nicht geeignet, Lieferverkehr aufzunehmen. "Das ist eine Gefährdung der Bürger." Helmut Karl, nach dem der Platz am Schwanenbrunnen seit kurzem benannt ist, hätte sich im Grabe umgedreht, sagte Kratzl, "er hätte dem sicher nie zugestimmt." Außerdem würde die Route eins vorbei an der Eisdiele auch ein Privatgrundstück tangieren. Der Eigentümer, so Kratzl, werde das "auf keinen Fall dulden". Werner Landmann, als Parteifreier bei den Grünen, betonte, die Familie Ostler habe mit diesem Vorschlag ihre Interessen durchgesetzt, die Stadt dagegen habe "nichts gewonnen".

In eine andere Richtung argumentierte Josef Euringer (Bürger für Garching). Er zweifelte an, dass ein Lkw zwischen Tischen der Eisdiele, Fahrradständern und Arkaden durchfahren könne. "Das ist die offizielle Feuerwehranfahrtszone. Die hat's ausgemessen", konterte Bürgermeister Gruchmann. Und Peter Riedl (Unabhängige Garchinger) ergänzte, dass die Feuerwehr sogar mit 22-Tonnern unterwegs sei.

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