Garching:Papa Schlumpf auf dem Röntgenbild

TUM Garching Überraschungsei

Beim Tag der offenen Tür nutzen die Forscher den amüsanten Effekt des Eier-Röntgens, um Physik zu erklären.

(Foto: Technische Universität)

Am Lehrstuhl Biomedizinische Physik wird der neue Phasenkontrast-Tomograph unter anderem mit der Durchleuchtung von Überraschungseiern getestet

Von Gudrun Passarge, Garching

Was ist drin, lustige Frösche oder pfannenschwingende Gartenzwerge, oder doch die unnachahmlichen Schlümpfe? Überraschungseier werden geschüttelt, in der Hand gewogen und schließlich ausgewählt. Was sich hinter den zwei Schokoschichten und der Plastikhülle verbirgt, weiß niemand, bevor er sie nicht ausgepackt hat. Franz Pfeiffer hat Mittel und Wege, es auch so herauszufinden. Der Leiter des Lehrstuhls Biomedizinische Physik hat sich mit seinen Mitarbeitern schon eine große Bekanntheit erarbeitet, weil er am Tag der offenen Tür am Garchinger Campus die Frage der Fragen beantworten kann: Was ist im Ei?

"Wir haben nach einem Objekt gesucht, mit dem man unsere Methode testen kann und womit wir die Leute ansprechen." Pfeiffer entwickelt am Lehrstuhl einen Phasenkontrast-Tomographen, der in Krankenhäusern eingesetzt werden soll. Die Idee dahinter sei ganz einfach, erläutert der Physiker. "Wir können Licht oder Röntgenstrahlen entweder als kleine Teilchen oder als Wellen auffassen. Als Teilchen können sie stecken bleiben und generieren so einen Schattenwurf. Als Lichtwellen interpretiert können sie allerdings auch abgelenkt werden, und genau diesen Kontrast nutzen wir aus." Mit dem neuen Verfahren wollen die Wissenschaftler bessere Bilder bekommen, normalerweise von Menschen und ihrem Gewebe. Aber der Apparat durchleuchtet auch andere Gegenstände. Etwa Ikonen, von denen die Restauratoren wissen wollen, was sich unter der Oberflächenschicht verbirgt. Oder alte Uhren, deren Innenleben so geprüft werden kann, ohne sie gleich aufzuschrauben. Pfeiffer kann viele Dinge nennen, die schon mit Hilfe des neuen Phasenkontrast-Tomographen untersucht wurden. Bohrkerne von Autobahnbrücken, die man auf Risse prüft. Oder ein Zoologe kam beispielsweise mit einer neuen Art eines Mini-Chamäleons aus Madagaskar, einem toten wohlgemerkt. "Aber wenn man nicht so viele Exemplare hat, dann will man sie nicht aufschneiden." Auch Weihenstephaner Lebensmittelingenieure haben sich schon an die Physiker gewandt, weil ihre Bierfilter bei bestimmten Sorten verstopften. Ob der Tomograph da helfen konnte? Pfeiffer weiß es nicht, "aber das war bestimmt hilfreich", genauso wie bei den Automobilbauern, die Schädigungen an Kohlefaserverbundstoffen untersuchen ließen.

Und am Tag der offenen Tür sind es eben Überraschungseier, die ihr Innerstes preisgeben. "Das ist für die Kinder attraktiv und die Eltern kommen im Schlepptau mit und denen kann man dann einiges erklären." Hunderte von Eiern werden an so einem Tag an die Kinder verschenkt, die dann voller Spannung auf das Röntgenbild warten. Ist es eine Schlumpfine oder doch eher Papa Schlumpf? Der Bart gibt erste Hinweise. "Dann geht ein reges Handeln los", erzählt der Professor. Obwohl, es gibt auch Inhalte, die sich selbst durch das Röntgenbild nicht eindeutig identifizieren lassen, wenn im gelben Plastikei ein Beutel mit Bastelteilen steckt. Trotzdem: "Die Eier sind ein ideales Beispiel, um die zerstörungsfreie Nutzung von Röntgenstrahlung und der Computertomographie zu erklären." Tatsächlich ließe sich so ein Tomograph auch in klein bauen, zum Mitnehmen ins Geschäft, damit man die Eier erst prüfen kann, bevor man kauft. "Technisch machbar", sagt Pfeiffer, "aber da müsste man schon etliche Tausend Eier kaufen, bis sich das rentiert." Kommt auf die Inhalte an. Und darauf, wie lange man sie aufbewahrt. So ein schüchterner Schlumpf mit rotem Blumenstrauß aus den Anfangszeiten wird etwa mit 89 Euro gehandelt, ein Nachtwächterschlumpf ist für 349 Euro im Angebot und eine Uralt-Version, von der es nur wenige Exemplare gab, gar für 500 Euro. Dann lohnt sich die Anschaffung des Tomographen vielleicht doch.

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