Garching:Mütter fühlen sich verschaukelt

Garchings Stadträte lehnen einen Spielplatz in Dirnismaning ab. Dabei gäbe es laut der Antragstellerin ein Grundstück

Von Gudrun Passarge, Garching

Dirnismaning muss auch weiter ohne auskommen - ohne öffentlichen Spielplatz. Der Antrag einer Mutter wurde im Bauausschuss des Garchinger Stadtrats abgelehnt. Einzig Ulrike Haerendel (SPD) stimmte dafür. Sie hatte zuvor ihre Gründe dargelegt und betont, sie sehe Garching als kinderfreundliche Kommune, "das schließt auch Dirnismaning mit ein".

Der kleine Ortsteil Dirnismaning ist ein Konglomerat aus Wohnbauten, Bauernhöfen und Gewerbe. Etwa 180 Menschen leben hier. Nicole Wittmann ist hier aufgewachsen, sie wohnt jetzt mit ihren zwei kleinen Kindern hier und wünscht sich zusammen mit anderen Müttern einen Spielplatz. Dafür hat sie 100 Unterschriften gesammelt. Am liebsten einen "mit Möglichkeiten zum Klettern, Verstecken, Schaukeln, Wippen und Rutschen sowie Anregungen, die zum kreativen Spiel einladen", wie sie in ihrem Antrag schreibt. Doch nicht nur die Kinder sollen sich hier treffen und miteinander spielen, auch für die Eltern wäre der Platz eine Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, so Wittmann, er fördere "Gemeinsamkeit und soziales Engagement. Eine Ressource, die es in Dirnismaning noch mehr zu fördern gilt". Denn, so beschreibt es Wittmann, sie kennt kaum andere Mütter "im Dorf", in dem es weder ein Café noch eine Lokal gibt. Und da es für die Dirnismaninger keinen öffentlichen Spielplatz gibt, packen einige Mütter ihre Kinder ins Auto und fahren nach Garching. So auch Heike Kluska. Natürlich gebe es Schaukeln in den Privatgärten, sagt sie, natürlich könne man sich auch da treffen, aber sie wünscht sich "etwas Spontaneres". Ein öffentlicher Spielplatz als Treffpunkt habe eine ganz andere Qualität.

Die Stadt allerdings lehnt das Ansinnen ab. Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD), erläuterte, dass sie nicht im Besitz eines geeigneten Grundstücks sei. Außerdem stellte er die Frage nach der Relation. In Dirnismaning sind derzeit 23 Kinder im Alter bis zu 14 Jahren gemeldet. Und dann habe er das Problem, "auf welcher Straßenseite ist denn der richtige Standort?". Gruchmann wies darauf hin, dass es normalerweise Sache der Bauherren sei, Spielplätze zu errichten, wenn sie Häuser mit mehr als drei Wohneinheiten bauten. "In Zukunft werden wir ein kritisches Augenmerk darauf haben", kündigte er an. Betonte aber auch, dass es nicht so sei, dass die Stadt nicht bereit wäre, da etwas zu machen, wenn sie ein passendes Grundstück angeboten bekäme.

Zu strikt fiel die Ablehnung nach Ansicht von Ulrike Haerendel aus. Die SPD-Stadträtin suchte versöhnliche Worte für die in der Bauausschusssitzung anwesenden Mütter. "Wir sollten ihnen zu verstehen geben, dass wir sie sehr wohl unterstützen würden, wenn die Antragsteller ein geeignetes Grundstück finden", sagte sie. Es sei ja schließlich "nicht ganz eine Marginalie", was die Mütter forderten. SPD-Fraktionssprecher Joachim Krause schlug ebenfalls vor zu schauen, ob sich nicht jemand finde, der der Stadt günstig ein Grundstück überlassen würde. Ansonsten sah aber auch er private Bauherren in der Pflicht. Und auch Florian Baierl, Fraktionsvorsitzender der Unabhängigen Garchinger konnte das Argument mit dem Treffpunkt zwar nachvollziehen, sah aber die Ablehnung als vorgegeben an, "weil die Stadt momentan nicht handeln kann".

Nicole Wittmann fühlte sich nach der Sitzung "echt machtlos". "Nein und Tschüss", so habe sie sich abgefertigt gefühlt. Sie sei jedoch glücklich über den Beitrag Haerendels gewesen. Und sie wundert sich. Darüber, dass sie von einer Frau angesprochen wurde, die ein Grundstück direkt am Schleißheimer Kanal besitzt. Mit dem könne sie nichts anfangen, weil es kein Bauland sei, aber für einen Spielplatz würde es sich eignen, habe die Frau gesagt. Sie habe es deswegen der Stadt angeboten, aber es sei nichts passiert. Wer weiß, vielleicht gibt es ja in naher Zukunft doch noch einen Spielplatz mehr in der kinderfreundlichen Kommune Garching, diesmal in Dirnismaning.

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