Uni-Projekt:Mit dem Hyperloop in 30 Minuten von München nach Berlin

Uni-Projekt: Die Garchinger Studenten stellten ihren Prototyp dem Publikum vor. In ihm stecken elf Monate Arbeit.

Die Garchinger Studenten stellten ihren Prototyp dem Publikum vor. In ihm stecken elf Monate Arbeit.

(Foto: Robert Haas)

Studenten der Technischen Universität in Garching haben einen Prototypen für das Fortbewegungsmittel gebaut, mit dem Tesla- und Paypal-Erfinder Elon Musk das Reisen revolutionieren möchte.

Von Trang Dang, Garching

Fünf Stunden und 45 Minuten per Auto, sechs Stunden per Zug, eine Stunde und zehn Minuten per Flugzeug und 30 Minuten per Hyperloop - der Vergleich legt dar, wie lange es mit diesem Fortbewegungsmittel der Zukunft von München nach Berlin dauern könnte. Dass diese Vision Wirklichkeit wird, daran arbeiten seit etwa einem Jahr auch Studenten der TU München in Garching. Am Montagabend stellten sie den Prototyp vor, den sie für den Wettbewerb des Raumfahrtunternehmens SpaceX gebaut haben.

Der Hype um den Hyperloop, er ist auch nach den ersten Meldungen über das neuartige Verkehrsmittel vor rund drei Jahren noch nicht abgeebbt. Die Idee geht auf den südafrikanischen Unternehmer Elon Musk zurück, der neben SpaceX auch den Online-Bezahldienst Paypal und den Elektroauto-Hersteller Tesla Motors gegründet hat.

Musks Vision: Bis zu 28 Passagiere sollen in eine Luftkissen-Kapsel steigen, die mit Schallgeschwindigkeit durch eine Röhre auf Stelzen schießt. An eigens aufgerichteten Hyperloop-Bahnhöfen fände der Ein- und Ausstieg statt, Tickets könnten für ein profitables Geschäftsmodell durchschnittlich 30 Dollar kosten. So ließ es zumindest Dirk Ahlborn, der Chef des US-Start-up-Unternehmens Hyperloop Transport Technologies (HTT), in einem Interview verlauten. HTT ist allerdings nur eine von vielen Firmen, die konkurrieren, um das bis zu sechs Milliarden teure Projekt umzusetzen. Momentan sollen an einer acht Kilometer langen solarbetriebenen Teststrecke bei Quay Valley, einer noch in der Planung befindlichen Modellstadt im Central Valley zwischen San Francisco und Los Angeles, Rohre verlegt werden, im Jahr 2018 sollen die ersten Passagiere an Bord gehen und rasant in der Rohrpost reisen können.

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So könnte Reisen im Hyperloop aussehen.

(Foto: obs)

Parallel zu den Unternehmen lässt Elon Musk auch den Nachwuchs tüfteln, in dem weltweit ausgelobten Studentenwettbewerb "Hyperloop Pod Competition". Die ersten Prototypen sind in den vergangenen Wochen vorgestellt worden, die Garchinger Studenten schafften es als einzige deutsche Gruppe unter die 30 Besten. Außer dem WARR-Hyperloop-Team arbeitet in Europa nur noch eine niederländische Studentengruppe der Technischen Universität Delft an einem anderen Prototyp. "Es waren elf Monate harte Arbeit. Wir haben als einer der ersten innerhalb dieser kurzen Zeit diesen Prototyp gebaut", sagte bei der Präsentation Maschinenwesen-Studentin Sarah Fleischer, 23.

Die Umsetzung hätte bei den großen, traditionellen Firmen dreimal länger gedauert und zehnmal so viel gekostet, fügt Projektleiterin und Informatik-Studentin Mariana Avezum, 26, hinzu. 36 Studenten aus 14 Ländern bauten in Garching Tag und Nacht neben ihrem eigentlichen Studium in einer Hightech-Werkstatt, dem Makerspace, an dem 340 000 Euro teuren Prototyp. Dabei mussten sie sich in verschiedenen Gruppen mit Luftwiderstand, der komplexen Schwebetechnik, Bremssystemen, der Steuerung und der Energieversorgung auseinandersetzen. Dabei habe man sich der Methoden der Luft- und Raumfahrttechnik bedient, sagt Student Johannes Gutsmiedl. Ziel sei es, die Masse der Kapsel möglichst gering zu halten. "Wir haben die ursprünglichen Kompressoren verändert." Ein solches Kompressor-Gebläse-System soll den Luftwiderstand möglichst gering halten und Luft aus der Röhre pumpen. Je schneller eine Kapsel fährt, desto höher sei der Widerstand. Durch den Kompressor werde ein Vakuum erzeugt.

Ein funktionsfähiges Schwebesystem ermöglichten Magnete, sagt Student John Bertram. Seine Gruppe habe ein energie- und kostensparendes System entwickelt und dabei vorrangig die Sicherheit berücksichtigt. Ein Kriterium, das Christoph Stock besonders überzeugt hat. Stocks Firma TNG Technology Consulting sponserte und beriet die Studenten - ebenso wie zahlreiche namhafte Firmen wie Airbus und Henkel auch.

Im Herbst wird die Kapsel in Amerika in der Röhre getestet. Dann entscheidet sich auch, ob die Garchinger Studenten den Wettbewerb gewinnen und wirklich einen Beitrag zur Entwicklung des neuen Superverkehrsmittels geleistet haben.

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