Garching:Lieb und teuer

Das Bürgerhaus ist den Garchingern in vier Jahrzehnten ans Herz gewachsen. Sie feierten dort die Stadterhebung und genossen Kultur. Jetzt soll es umfassend saniert und in Teilen umgebaut werden. Zu den eingeplanten 4,4 Millionen Euro könnte noch etwas dazukommen

Von Gudrun Passarge, Garching

Das Bürgerhaus gehört genauso zum Inventar der Stadt wie das Atomei. Seit fast 40 Jahren prägt es die neue Ortsmitte, und was hat es nicht schon an Sternstunden erlebt. Berühmtheiten aus Film und Theater traten dort auf, Edmund Stoiber überreichte im Bürgerhaus die Urkunde zur Stadterhebung und auch die U-Bahn-Verbindung nach Hochbrück wurde in dessen Räumen gebührend gefeiert - ganz zu schweigen von den Feiern anlässlich der 1100 Jahre, die Garching mindestens schon auf dem Buckel hat. Doch das alles ist nicht spurlos an dem Haus vorbeigegangen. Der Stadtrat hat nun zugestimmt, die Sanierung und auch einige Umbauarbeiten in die Wege zu leiten. Insgesamt würde das 6,1 Millionen Euro kosten.

Die gute Nachricht gleich vorweg: Ingrid Wundrak (Grüne) wird sich auch in Zukunft an vielen Mahagoni-Fenstern erfreuen können, für die sie sich so eingesetzt hat, und Joachim Krause, der Fraktionschef der SPD wird mit dem Schachklub bestimmt auch im umgebauten Bürgerhaus einen Raum finden, der den Bedürfnissen der Spieler entspricht. Allerdings ist fraglich, ob Albert Biersack (CSU) sich mit seiner Idee durchsetzen kann, im Foyerbereich eine abgeschrägte Ebene à la Möbel Biller in Moosburg zu schaffen. Den möglichen Umbau, den Architekt Andreas Irl von Raumtailor in der jüngsten Sitzung präsentierte, nannte er eine massive Veränderung, "diese Umgestaltung wird definitiv ins Gewicht fallen".

Bürgerhaus Garching

Das Bürgerhaus wurde 1979 eröffnet. Jetzt wird es saniert.

(Foto: Florian Peljak)

Doch von vorne. Seit etwa einem Jahr diskutieren die Stadträte Umbau und Sanierung des Hauses, das ihnen offensichtlich ans Herz gewachsen ist. Unstrittig ist, dass renoviert werden muss, Architekt Irl sprach von einem "Sanierungsstau". Außerdem gab es wegen mangelhafter Entwässerung auch schon Wasserschäden im Haus. Beschlossen hatten die Stadträte, dass das Bürgerhaus energetisch und vom Brandschutz her auf den neuesten Stand gebracht, notwendige Sanierungen erledigt, Sanitärräume neu geschaffen, das Foyer erweitert und die Hausmeisterwohnung umstrukturiert werden sollten. Auch die Lüftungsanlage soll erneuert werden.

Der Architekt stellte mehrere Varianten vor, wobei er sich zuvor beim Vater des Bürgerhauses, dem Architekten Wilhelm Betsch, rückversichert hatte, ob er mit dem Umbau einverstanden sei. Irl nannte die Variante zwei als die wirtschaftlichste Lösung. Sie sieht vor, das Dach im Foyerbereich anzuheben und einige der Oberlichtfenster wegzunehmen. Außerdem würde die Hausmeisterwohnung im Obergeschoss aufgelöst und stattdessen kämen dort beispielsweise Büros der Bibliothek hin, weil die Stadträte das Erdgeschoss für Klubräume freihalten wollten. Insgesamt würde das Haus so an Platz gewinnen für Sozialräume etwa. Foyer und Bücherei gewinnen an Fläche.

Musical Zeitkind Bürgerhaus Garching

Seit der Eröffnung haben im Bürgerhaus zahlreiche Kulturveranstaltungen stattgefunden, etwa ein Musical, das Zeitkind 2012 auf die Bühne brachte.

(Foto: Florian Peljak)

Bei der Dachsanierung machte Irl den Vorschlag, das Saaldach mit einem Metalldach einzudecken und im Flachdachbereich ein Foliendach zu nehmen, das wegen der geringen Luftfeuchtigkeit im Haus (30 Prozent) unbedingt kalt verklebt werden sollte. Die Steildächer sollen naturrote Biber erhalten. Weil der Saal eine neue Beleuchtungsanlage an der Decke bekommen soll, will der Architekt Gewicht sparen und schlägt dünnere Ziegel als bisher vor.

Bei den Fenstern bleibt Holz das Material der Wahl, jedenfalls dort, wo die Fenster gut sichtbar sind. Nur im Oberbereich im Saal sollen Metallfenster eingebaut werden, auch um die hohen Wartungskosten künftig zu mindern. Wo möglich, sollen die Fenster saniert werden und an stark exponierten Stellen empfiehlt Irl eine Kombination aus Holz und Metall. Zeitlich sollen die Dachsanierungen als erstes erfolgen, im Herbst könnten dann Klubräume und Hausmeisterwohnung folgen und im Mai 2017 schließlich, so plant der Architekt, könnte das Foyer erweitert und der Fußboden erneuert werden, das alles bei laufendem Betrieb, das bedeutet, das Bürgerhaus wäre immer nur abschnittsweise gesperrt. Einer der Vorteile wäre, dass beispielsweise der Festzug der Bürgerwoche 2016 noch am Bürgerhaus enden könnte.

Diskutiert wurde auch über eine mögliche Aufstockung der Bücherei, die auch Betsch selbst favorisiert. Als das Bürgerhaus gebaut wurde, gab es die Häuser gegenüber noch nicht. "Jetzt liegt das Gebäude drinnen wie ein Pfannkuchen", sagte der Zweite Bürgermeister Alfons Kraft (Bürger für Garching). Sein Parteifreund Josef Euringer schlug aus Kostengründen vor: "Die Bücherei kann man noch zu einem späteren Zeitpunkt machen, jetzt machen wir, was wir machen müssen."

Immerhin sind auch damit schon Investitionen von 6,1 Millionen Euro verbunden. Vor allem der Fraktionschef der Grünen, Hans-Peter Adolf, wies auf die lediglich 4,4 Millionen Euro hin, die der Stadtrat für das Bürgerhaus eingeplant hatte. "Das ist ein Beschluss, wo die Katze im Sack ist", kritisierte er. Zur Finanzierung des Projekts bemerkte Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD), es habe sich ein neuer Fördertopf aufgetan. Garching sei mit unter den ersten Antragstellern. "Da haben wir die Chance auf 50 Prozent Zuschuss, wir haben gute Aussichten." Damit wären die Mehrkosten ausgeglichen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: