Garching:Licht- und Schattenseiten der Planung

Stadträte kritisieren fehlende Spielflächen in der Sonne am neuen Garchinger Kinderhaus. Rathaus lotet jetzt mögliche Änderungen aus

Von Gudrun Passarge, Garching

Der Bedarf ist unumstritten. Garching braucht mehr Kinderbetreuungsplätze. Deswegen will die Stadt an der Straße Untere Straßäcker noch ein Kinderhaus für zwei Kinderkrippen- und zwei Kindergartengruppen bauen. 3,5 Millionen Euro sind dafür im Haushalt in den nächsten Jahren eingestellt, im September 2017 könnten die Kinder einziehen. Nur, wie das Haus aussehen soll, ist noch äußerst umstritten. Im Bauausschuss formulierten Stadträte aller Fraktionen - bis auf die SPD - ihre Kritikpunkte. So missfällt es den meisten, dass die Gruppenräume und Freiflächen in dem Gebäude nach Norden ausgerichtet sind. "In einen Kindergarten gehört Sonne rein", fordert etwa Albert Biersack (CSU).

Dass die Kinder und die Erzieherinnen zu wenig Sonne abbekommen könnten, war die Hauptsorge der Lokalpolitiker. Das Gebäude hat eine E-Form mit einem Riegel zur Straße hin und Gruppenräumen und Innenhöfen zur hinteren Nord-Seite hin. Darüber sei sie überhaupt nicht glücklich, sagte Ingrid Wundrak (Grüne), in diesen Breitengraden seien die Menschen eh nicht so sonnenverwöhnt. "Wintersonne ist so etwas von angenehm und schön und sie macht gute Laune", stellte sie fest. Wundrak kritisierte auch noch das Klimakonzept und die Beton-Innenwände und kam zu dem Ergebnis: "Das sind alles Punkte, wo ich als Mutter und Frau sage, das hätten Frauen vielleicht anders geplant." Einigkeit herrschte über die Fraktionen hinweg darüber, dass statt des geplanten Flachdachs lieber ein Satteldach geplant werden sollte, da man mit Flachdächern bisher schon schlechte Erfahrung gemacht habe.

Jörg Moser, der Architekt, zeigte sich nach der Sitzung überrascht von der Kritik und der Art und Weise, wie sie vorgetragen worden war. Er betonte, dass seine Planung einigen Zwängen unterworfen gewesen sei. Zum einen sei es die Grundstücksgröße, bei der es Abstände zur Nachbarbebauung einzuhalten gelte, zum anderen seien es die Vorgaben des Stadtrats, wie zum Beispiel die geplante Wohnbebauung auf dem Dach, um Erzieherinnen Wohnraum anbieten zu können. Durch die Wohnungen werde das Gebäude höher, erläuterte Moser, und die vorgeschriebenen Abstände zum Nachbargrundstück damit noch größer, "damit muss ich von der Lage her das Gebäude noch mehr zentrieren." Zur Sonneneinstrahlung sagte Moser, die Erschließungsstraße komme nun mal von Süden. "Parkplätze und Verkehr sind im Süden, das legt es nicht nahe, den Gartenbereich zum Süden hin zu orientieren." Das Konzept des Hauses sei eng mit Erziehern und Pädagogen abgestimmt worden, "es war nie gewünscht, dass man südorientierte Räume hat", denn an den meisten Tagen mit voller Sonne müsse die ganze Zeit der Sonnenschutz runtergelassen werden. "Es ist alles mit der pädagogischen Seite abgesprochen, und die fanden es gut", betonte der Architekt.

Auch die Kritik an Flachdächern konnte Moser so nicht nachvollziehen. Schließlich liege das Grundstück in der Kommunikationszone, wo fast ausschließlich Flachdächer geplant seien, außerdem könnten heutige Flachdächer von der Qualität und Haltbarkeit nicht mit denen von vor 20 Jahren verglichen werden. Er berief sich aber nicht nur auf die städtebauliche Umgebung, sondern auch auf die Nutzung, denn momentan ist eine Dachterrasse für die Kinder vorgesehen, die mit einem Satteldach eher nicht mehr möglich wäre.

Peter Riedl (Unabhängige Garchinger) zeigte gewisses Verständnis für die Zwänge bei der Planung. Nach seinem Verständnis war der Stadtrat selbst schuld an der Gestaltung. Aber auch er monierte, "da ist wenig Platz, dass die Kinder an die Sonne rauskommen". Wie andere Redner auch fordert Riedl mehr Platz im Süden für den Kindergarten, man solle schauen, ob das Grundstück nicht vergrößert werden könne. Biersack dagegen stellt sich vor, das Gebäude einfach um 180 Grad zu drehen, um es sonniger zu gestalten.

Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) wird nun mit der Verwaltung prüfen, was man optimieren könne und "ob wir Chancen haben, das Grundstück zu vergrößern". Er wies aber auch darauf hin, dass in Stadtratsklausuren die Rede davon war, das Haus nur am Anfang in Doppelfunktion als Kinderkrippe und Kindergarten zu nutzen. Wenn später in der Kommunikationszone eine neue Grundschule gebaut werde, könnte dort ein Kindergarten angegliedert werden. Dann würden nur noch die Kleinsten das Haus an der Straße Untere Straßäcker nutzen, was auch Auswirkungen auf die Freiflächen hätte. Gruchmann wies darauf hin, dass die Planung, so wie sie jetzt vorgelegt wurde, von den Genehmigungsbehörden als ausreichend empfunden wurde. Vielleicht, so überlegte der Bürgermeister, sei die Diskussion um größere Freiflächen auch dem Umstand geschuldet, dass die Stadt beim Awo-Kinderhaus eine sehr große Freifläche eingerichtet habe, "größer als sie sein muss". Damit habe die Stadt die Latte natürlich sehr hoch gehängt. Die Diskussion zum Kinderhaus wird fortgesetzt, der Tagesordnungspunkt kommt noch einmal in den Bauausschuss des Stadtrats.

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