Garching:"In Deutschland ist das Pils sehr beliebt"

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Wolfgang Westermeier und seine Geschäftspartner vertreiben Bier zum Selberbrauen. (Foto: privat)

Wolfgang Westermeier und seine beiden Partner verkaufen Bier zum Selberbrauen. Ihr Start-up-Unternehmen Braufässchen ist für den Deutschen Gründerpreis nominiert

interview Von Gudrun Passarge, Garching

Die Idee ist einfach. Ein leeres Fünfliterfass, portionierte Zutaten, etwas Wasser, mal warm, mal kalt, eine Woche warten, und fertig ist das selbst gebraute Bier, das aus dem Zapfhahn fließt. Je nach Wunsch als Pils oder als Weißbier mit Grapefruit-Geschmack, oder eine der anderen 100 000 Varianten, welche im Internet individuell zusammengestellt werden können. Anbieter ist die Firma Braufässchen, die in Laim produziert und in Garching ihr Lager betreibt. Dahinter stecken der Mathematiker Ping Lu, 27, der Maschinenbauer Dominik Guber , 27, sowie der Biologe und Agrarwissenschaftler Wolfgang Westermeier, 29. Das Trio traf sich im Unternehmer-Zentrum der TU München in Garching (Unternehmer-TUM). Dort entwickelten sie ihre Geschäftsidee, dort bekamen sie Hilfe bei den ersten Schritten. Braufässchen begann 2012 mit 3000 verkauften Fässern. 2014 hat die Firma bereits 40 000 Fässchen verkauft und einen Umsatz von 1,3 Millionen Euro erwirtschaftet. Aktuell sind sie für den Deutschen Gründungspreis in der Kategorie "Start-ups" nominiert.

SZ: Herr Westermeier, haben Sie ein Lieblingsbier?

Wolfgang Westermeier: Sogar viele. Das wechselt immer, weil wir uns ja auch immer neue Sachen überlegen. Zurzeit ist mir das India Pale Ale am liebsten, ein englisches Starkbier mit etwa sechs Prozent Alkoholgehalt. Es wird mit Aromahopfen verfeinert . India Pale Ale (IPA) ist auch gerade das Trendbier in der Craft-Beer-Szene.

Sie vertreiben ja Ihr Fässchen in unterschiedlichen Ländern. Gibt es da auch spezielle Biervorlieben?

Unsere stärksten Länder sind Deutschland, gefolgt von Österreich, Großbritannien und der Schweiz. In Deutschland ist das Pils sehr beliebt, es macht 60 Prozent der Verkäufe aus. Das ist eine typisch deutsche Sache. In angelsächsischen Ländern verkaufen wir dagegen eher Lager und Ale.

Und wie steht es mit den Aromastoffen?

In Deutschland sind Eichenholzchips sehr beliebt und Zitrusaromen, in den angelsächsischen Ländern wird gerne Aromahopfen und Ingwer ausgewählt.

Sie haben innerhalb kürzester Zeit einen großen Sprung als Unternehmen gemacht. Was hat Ihnen dabei geholfen?

Unser Team hat sehr gut zusammengepasst. Wir arbeiten alle sehr diszipliniert. Und wir konnten uns gegenseitig gut motivieren, wenn wir mal eine Durststrecke hatten. Aber wir haben immer versucht, uns sinnvolle Ziele zu setzen, die auch erreichbar waren. Insgesamt waren wir in ein sehr gutes Netzwerk eingebunden. Wir hatten bei der Unternehmer-TUM eine Gründungsberaterin, konnten dort Räume nutzen. Das Team dort hat uns auf dem ganzen Weg begleitet.

Was waren denn die größten Hürden auf dem Weg?

Das Problem war, mit dem Wachstum zurechtzukommen. Unser Produkt muss vorfinanziert werden, das haben wir am Anfang etwas unterschätzt. Jeder von uns hat etwa 2000 Euro eingezahlt und wir hatten zwei Privatinvestoren, sogenannte Business Angels, die uns geholfen haben, das Startkapital zusammenzubekommen. Von den Banken gab es keinen Kredit, ohne die Privatinvestoren hätten wir es nicht geschafft.

Welche Ziele haben Sie denn für die Zukunft?

Wir wollen zu den drei festen Mitarbeitern noch zwei zusätzlich einstellen und peilen für 2015 einen Umsatz von mehr als zwei Millionen Euro an. Dazu wollen wir unser Geschäft mit Hilfe eines Partners in Amerika aufbauen, Europa intensivieren und möglich wäre auch noch, die Märkte in Australien und Kanada zu bedienen. Außerdem planen wir eine Profession-Line, für Leute oder Gastwirtschaften, die schon eine eigene kleine Brauanlage im Keller stehen haben und die auf unsere hochwertigen Rohstoffe zurückgreifen wollen.

Apropos Rohstoffe, erfüllen Sie das deutsche Reinheitsgebot?

Nein, wir verwenden ja Aromahopfen. Das Reinheitsgebot gilt auch nicht für Heimbrauereien. Jeder hat selbst die Kontrolle, was in sein Bier kommt. Wir haben aber unsere eigenen Braufässchen-Gebote für unsere Zutaten, die fast alle aus Deutschland kommen.

Braufässchen ist mit zwei anderen Unternehmen für den Deutschen Gründerpreis nominiert. Was können Sie da gewinnen?

Der Erste bekommt einen Pokal. Aber alle Nominierten kriegen einen Mentor für die nächsten zwei Jahren, einen hochkarätigen Wirtschaftsmann wie beispielsweise Claus Hipp oder der Geschäftsführer der Otto-Gruppe. Außerdem bekommen wir ein Beratungsprojekt von Porsche-Consulting sowie ein Unternehmensporträt beim ZDF und im Stern.

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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