Garching:Geothermie im Angebot

Garching: Die Heizzentrale der EWG liegt in der Nähe des Campus.

Die Heizzentrale der EWG liegt in der Nähe des Campus.

(Foto: EWG)

Die Energiewende Garching darf mehr heißes Wasser fördern

Von Gudrun Passarge, Garching

"Wir sind auf ganz gutem Weg", sagte Christian Nolte zur wirtschaftlichen Situation der Energiewende Garching (EWG). Zweimal im Jahr berichtet der Geschäftsführer dem Stadtrat über die Entwicklung des Energieprojekts, meist gefolgt von hitzigen Debatten. Doch diesmal blieb es eher ruhig. Einer der größten Kritiker der EWG, Hans-Peter Adolf, Fraktionschef der Grünen, bemerkte allerdings, es sei gut, CO₂ einzusparen, "aber man hätte das auch billiger haben können". Vor allem, weil der Steuerzahler dafür aufkommen müsse, wenn die EWG ihre Ziele nicht erreiche.

Die Energiewende Garching ist das Geothermieprojekt der Bayernwerk AG und der Stadt Garching. Ziel ist es, möglichst viele Haushalte, Gewerbe und Forschungsinstitute in Garching und Hochbrück mit Fernwärme zu beliefern. Geplant ist für 2015 ein Absatz von 30,9 Gigawattstunden, wobei der Wärmepreis für nächstes Jahr noch einmal sinken und dann bei 48,02 Euro liegen soll - also unter dem Preis von 2013 . "Das ist ein zweischneidiges Schwert", sagte Nolte, für die Kunden sei es erfreulich, "aber für uns ist es schwierig". Die EWG reagiert mit ihrer Preispolitik auf die niedrigen Rohstoffpreise bei Gas und Öl. Als neues Problem bei der Gewinnung von Kunden im Altbestand schilderte der Geschäftsführer ein Gesetz der Bundesregierung. Es lege fest, dass Fernwärme nicht teurer sein darf als die bisherige Anlage von Siedlungen, "was fast nicht möglich ist , wenn die Anlagen abgeschrieben sind", sagte Nolte, der über diesen "deutlichen Eingriff in unser Geschäftsfeld" klagte.

Als positiv hob er dagegen hervor, dass die EWG ihre Kosten im Betrieb kontinuierlich gesenkt habe. So hat sie beispielsweise jetzt die Buchhaltung selbst übernommen und auch im Einkauf könne sie sparen. Auch das Wärmebergbaugutachten eröffne der EWG neue Perspektiven. Bisher fördere sie 100 Liter pro Sekunde warmes Wasser, das Gutachten halte jedoch 130 Liter pro Sekunde für machbar. Der Betrieb werde zunächst einen Testlauf mit 120 Litern starten, "das wäre eine Steigerung von 20 Prozent", betonte Nolte. Außerdem wolle der Betrieb versuchen, auch Kälte wirtschaftlich anzubieten, "aber das ist eine technische Herausforderung".

Für die Zukunft rechnet Nolte mit einigen Neukunden, zumal in Garching rege Bautätigkeit herrscht. So liefen Gespräche mit der TU und Forschungseinrichtungen, auch die neue Mitte am Campus könnte angeschlossen werden, die Leitungen seien schon vorhanden. Auch auf den geplanten Bau der Häuser in der Kommunikationszone setzt Nolte seine Hoffnung. Man sei vorbereitet. Beides, der Campus, der in den nächsten Jahren erheblich wachsen soll, als auch die Kommunikationszone lägen ja direkt "zu Füßen der Heizzentrale", was wirtschaftlich interessant und nachhaltig zugleich sei.

Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) bewertete es positiv, "dass wir erst die Kunden suchen und dann bauen", da habe die EWG aus Fehlern der Vergangenheit gelernt. Er finde es wichtig, dass der Betrieb sein Budget einhalte und wies die Kritiker noch einmal darauf hin: "Wir haben deutlich weniger CO₂, das kostet halt etwas." SPD-Fraktionschef Joachim Krause gab sich optimistisch, dass "in Zukunft weniger Hiobsbotschaften kommen als in der Vergangenheit". "Wir sind stabil", entgegnete Nolte und sagte an die Kritiker gerichtet, "aber wir können trotzdem nicht zaubern".

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