Garching:Fortuna in Musik und Szene

carmina burana, produktion von zeitkind, garching

In Garching werden die "Carmina Burana" nicht nur konzertant, sondern auch szenisch aufgeführt.

(Foto: Heinz Riederer)

An der Garchinger "Carmina Burana"-Produktion wirken 300 Akteure mit

Von Cathrin Schmiegel, Garching

Pompös und klangwuchtig, geprägt von mitreißender Rhythmik, aber auch von schlichter Raffinesse und eingängiger Melodik: Carl Orffs "Carmina Burana" gehören zu den Werken der Klassik, die sich - besonders der berühmte Chorsatz "O Fortuna" - einer breiten Beliebtheit erfreuen und auch Eingang in die Populärkultur gefunden haben. Gelegenheit, diesen vertonten "Liedern aus Benediktbeuern" zu lauschen, gibt es häufig und überall auf der Welt, allerdings meist in konzertanter Form, szenische Aufführungen sind da schon deutlich seltener.

Am 19. und 20. Juni bringt sie Albert Neuhauser ins Theatron des Garchinger Werner-Heisenberg-Gymnasiums. Falsche Bescheidenheit liegt ihm offenbar nicht, dem Dirigenten und musikalischen Leiter der Inszenierung sowie Vorsitzenden des Musiktheater-Vereins "Zeitkind": "Unsere Version ist die weltbeste", sagt er und lacht schallend. Indes schwingt ein Hauch von Ernsthaftigkeit mit.

Neuhauser hat wohl Grund für seine augenzwinkernde Kühnheit, immerhin 300 Musiker, Solisten und Darsteller werden an der Inszenierung beteiligt sein: Ensembles aus Garching, Weihenstephan und sogar aus Norwegen. Das Konzept nennt Neuhauser dennoch "minimalistisch" und "restriktiv". Er bezieht sich damit auf den darstellenden Teil des Konzertes. Fünf Schauspieler werden das Stück szenisch interpretieren. Eine Hauptfigur gibt es, daneben verkörpern vier Darsteller den Tod, die Liebe, den Glauben und das Böse. Ein Bühnenbild haben sie nicht, auch ohne gesprochene Worte müssen sie auskommen. Das "Poetische und Magische" wird mit Lichttechnik hinzugezaubert.

Häufig ist eine solche theaternahe Darstellung, wie gesagt, nicht. "Das Werk", sagt Neuhauser, "wird oft konzertant aufgeführt, aber selten mit Musik und szenischer Darstellung." Der Grund ist naheliegend: Carl Orff habe keine detaillierten Vorgaben für die Szene gemacht, Erben und Verlag überwachen jede Art der Interpretation mit Argusaugen. Neuhauser überzeugte mit seiner Darstellung schon vor 20 Jahren, als das Stück das erste Mal nach Garching kam. Damals allerdings fand das Konzert noch nicht wie heuer draußen statt. "Der Open-Air-Charakter stellt uns vor neue Herausforderungen", sagt Neuhauser. Jedes Mikrofon müsse da genauestens ausgerichtet sein, um nicht das Rauschen des Windes einzufangen.

Es wird das erste Mal sein, das eine solche Aufführung im Theatron stattfinden wird. Die Technik dafür wird erst an diesem Freitag mit vier Lastwagen herangekarrt; 100 000 Euro lässt man sich Equipment und Aufbau kosten. Lohnen dürfte das durchaus. 1000 Zuschauer finden an jedem Abend Platz, noch gibt es Karten. Wem die Aufführung selbst mit einem Preis von 19 bis 32 Euro zu kostspielig ist, der kann für den halben Preis bei der Generalprobe am Donnerstag, 18. Juni, anwesend sein. Es wird erst das zweite Mal sein, dass die fünf Schauspieler zusammen agieren. Geprobt hat jeder für sich in seiner Heimatstadt. "Bei der Aufführung, wenn die Sonne bereits untergegangen ist, wird sich dieses schöne Mosaik zusammensetzen", sagt Albert Neuhauser. Auch bei diesem Satz klingt der Garchinger Dirigent sehr überzeugt.

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