Garching:CSU will Arzt im Rathaus halten

Garching: Die Arztpraxis sollte eigentlich schon aus ihren Räumen im Garchinger Rathaus ausgezogen sein.

Die Arztpraxis sollte eigentlich schon aus ihren Räumen im Garchinger Rathaus ausgezogen sein.

(Foto: Stephan Rumpf)

Weil die Stadt die Räume für ihre Mitarbeiter braucht, läuft der Mietvertrag im Juni aus. Der Mediziner will die Praxis übergeben und dringt auf eine Verlängerung. Bürgermeister Gruchmann hat dafür kein Verständnis.

Von Gudrun Passarge, Garching

Das Hin und Her um die Arztpraxis im Garchinger Rathaus geht weiter. Die CSU-Stadtratsfraktion hat nun einen Antrag gestellt, das Mietverhältnis für die Praxis "zunächst um einen begrenzten Zeitraum" zu verlängern, um der Nachfolgerin des bisherigen Inhabers Dr. Hans Höpp "ausreichend Zeit zu geben, neue Räumlichkeiten zu suchen".

Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) dagegen schließt einen neuen Mietvertrag aus. Er spricht von einer "absoluten Schonfrist" bis zum 30. Juni 2016, dann brauche die Verwaltung dringend den Platz im Rathaus. "Soll die Stadt jetzt woanders Räume anmieten, weil ein Mieter seine Hausaufgaben, zu denen er ausreichend angemahnt wurde, nicht gemacht hat?", fragt Gruchmann.

2008 schloss die Stadt einen Sechsjahresvertrag mit dem Mediziner

Aus Sicht des Bürgermeisters wusste der Mediziner schon lange, dass der Mietvertrag endet. 2008 habe ihm die Stadt einen Fünfjahresvertrag angeboten, "doch er wollte explizit einen Sechsjahresvertrag, da er Ende 2014 in Rente gehen würde", berichtet Gruchmann über die Verhandlungen mit dem Arzt. Höpp habe die gewünschten sechs Jahre bekommen und dann noch einmal ein Jahr Verlängerung, "aber mit der unmissverständlichen Aussage, dass wir die Räume im Rathaus dringend 2016 für die Unterbringung der Verwaltung brauchen." Die sei inzwischen arg beengt, wie Gruchmann sagt, was er auch mit Zahlen belegt: 1990 arbeiteten 44 Mitarbeiter im Rathaus, mittlerweile sind es 82.

Der Mediziner dagegen hofft noch einmal auf eine Verlängerung des Vertrages. Er hat sich mit einem offenen Brief an die Stadträte gewandt und um Unterstützung gebeten. Sein 43 Jahre zählendes Berufsleben, davon 32 Jahre als Arzt für Allgemein- und Sportmedizin in Garching, gehe zu Ende, schreibt er. Er plane deswegen seine Praxis an eine Nachfolgerin abzugeben.

"Zunächst war eine Übergabe der Praxis in neue Räume in der Münchner Straße geplant. Ein unterschriftsreifer Vertrag platzte jedoch in letzter Minute - ohne Verschulden der potenziellen Nachfolgerin", schreibt Höpp. Diese wäre bereit, die Praxis zum 1. April 2016 zu übernehmen, "vorausgesetzt, man gewährt ihr bis zum Umzug in neue Praxisräume, in den alten zu bleiben." Die Stadträte bittet er um einen Kompromiss, damit die Praxis in Garching erhalten bleibe. "Wo ein Wille, dort ein Weg", schließt Höpp seinen Brief.

Die CSU befürchtet den Verlust der Kassenzulassung

Die CSU schließt sich Höpps Forderungen an und betont: "Die Garchinger brauchen diese Arztpraxis und wir sollten alles tun, damit uns die Praxis, beziehungsweise die kassenärztliche Zulassung erhalten bleibt", heißt es im Antrag der CSU-Stadtratsfraktion. Fraktionschef Jürgen Ascherl geht davon aus, dass darüber in der nächsten Stadtratssitzung Ende Januar entschieden wird.

Der Bürgermeister lehnt Höpps Ansinnen jedoch ab. "Einen erneuten unbefristeten Mietvertrag, wie die Nachfolgerin es sich gewünscht hat, damit die Finanzierung der Praxisübernahme gesichert ist, kann ich nicht ausstellen." Es bleibe beim 30. Juni als letztmöglichem Termin.

Zur Gefahr, dass die Praxis verloren gehen könnte, sagt Gruchmann, die Kassenärztliche Vereinigung gebe die Zulassung nur weg, wenn die ärztliche Versorgung in Garching aus deren Sicht gesichert sei. "Das liegt also überhaupt nicht im Entscheidungsbereich der Stadt Garching."

Doch der Bürgermeister hat nach eigener Aussage noch "eine Hoffnung". Der Eigentümer der Räume an der Münchner Straße habe ihm mitgeteilt, er werde diese jetzt dennoch so umbauen, dass eine Arztpraxis einziehen könne. "Vielleicht findet sich ja ein anderer Arzt, der die Kassenzulassung bekommt und dort hingeht", sagt Gruchmann.

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