Garching:Büros statt Praxen

Garching: Weil mehr Rathauspersonal dringend mehr Platz benötigt, müssen Arzt- und Logopädiepraxis weichen.

Weil mehr Rathauspersonal dringend mehr Platz benötigt, müssen Arzt- und Logopädiepraxis weichen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Arzt und Logopädin sollen aus dem Garchinger Rathaus ausziehen, weil die Stadtverwaltung mehr Platz braucht

Von Gudrun Passarge, Garching

Das Rathaus platzt aus allen Nähten. Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) berichtete im Hauptausschuss, dass deswegen die Mietverträge mit der Arztpraxis von Dr. Hans Höpp und mit der Logopädiepraxis von Karin Knittel nicht mehr verlängert werden. "Wir brauchen die Räumlichkeiten", sagte er und führte an, es werde mehr Personal wegen der Sozialaufgaben und auch in der Bauabteilung geben. Sowohl die Arztpraxis als auch die Logopädin sind derzeit auf der Suche nach neuen Räumen.

Der Bürgermeister reagierte mit seiner Einlassung auf die Nachfrage von Salvatore Disanto (CSU), der von der Kündigung Höpps gehört hatte. Gruchmann betonte, der Allgemeinmediziner habe Mietalternativen von der Stadt geboten bekommen, "zu gleichen Konditionen im Business-Campus und im Ortszentrum", aber Höpp habe gesagt, es rentierte sich nicht mehr, dass er umziehe, "er geht einfach in Rente mit 68 Jahren, da muss man ehrlich sein", sagte der Bürgermeister. Höpp habe lange versucht, einen Nachfolger zu finden, bisher jedoch ohne Erfolg. Auch die Logopädin gehe in Rente. Die Kündigungen seien einvernehmlich gewesen.

Arzt und Logopädin sehen das allerdings aus ihrer Sicht ein wenig anders. Höpp versteht den Platzbedarf im Rathaus durchaus. Da er nur jeweils zeitlich befristete Mietverträge hatte, wurde der Vertrag zum Jahresende einfach nicht mehr verlängert. Der Mediziner fürchtet jedoch, wenn er die Praxis schließe, würde der Kassensitz für Garching verloren gehen, "das wäre für die Bevölkerung nicht gut", sagt er. Höpp wünsche sich, "dass der Bürgermeister eine Fehlentscheidung korrigieren würde und den Vertrag noch einmal drei Jahre verlängert." Dann, so glaubt Höpp, "ist es in meinen Augen sicher kein Problem, einen Nachfolger zu finden". Wenn er aber gar keine Praxis mehr vorweisen könnte, würde es ungleich schwieriger. Deswegen sucht der Arzt selbst nach neuen Räumen, möglichst im Ortszentrum, denn der Business-Campus ist ihm zu weit weg: "Das ist gerade für ältere Menschen zu beschwerlich."

Ebenfalls auf Raumsuche ist die Logopädin Knittel, die mit 63 noch nicht in Rente gehen will. Sie sucht einen Raum von mindestens 25 Quadratmetern plus Warteraum und separatem WC, dann würde sie die Kassenzulassung behalten. "Am liebsten würde ich mit jemand zusammen suchen, aber ich habe momentan niemanden im Kopf", sagt Knittel, die auch schon einen Immobilienmakler beauftragt hat.

Gruchmann hatte im Hauptausschuss betont, den Mietern auf jeden Fall eine Karenzzeit zuzugestehen, auch nach dem 1. Januar. Zum Ärzteproblem merkte er an, dass zum Beispiel die Praxis Ludwig/Meißner bald erweitern wolle, "das werden wir demnächst auf den Tisch kriegen". Die Ärzte wollten einen zusätzlichen Behandlungsraum ausbauen und einen jungen Arzt einstellen, "die jungen Ärzte gehen offensichtlich lieber in bestehende Praxen als sich selbständig zu machen", sagte Gruchmann.

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