Garching:Bitterer Nachgeschmack

Rolf Strobach hat vergeblich für den Erhalt der Metzgerei gekämpft

Es war schon ein bewegender Moment für Rolf Strobach, als er am 28. Oktober zum letzten Mal sein Fleisch beim Metzger Stadler eingekauft hat. Nicht nur er sei traurig gewesen, auch die Mitarbeiter sprachen mit Wehmut vom Ende. Diejenigen, mit denen er gesprochen habe, hätten zwar neue Jobs, aber das sei nicht unbedingt das, was sie gesucht haben, hätten sie ihm erzählt. "Todunglücklich", fügt er hinzu. Strobach hatte unter der Überschrift "Es geht um die Wurst - Garching braucht Vielfalt, auch im Metzgereien-Angebot" eine Online-Unterschriftenaktion unter Open Petition gestartet. Er hätte sich gewünscht, dass auch nach dem wohlverdienten Ruhestand des Ehepaars Stadler wieder ein Metzger in das Geschäft eingezogen wäre. Stattdessen soll dort ein neues Café der Bäckerei Kistenpfennig eröffnen. 233 Unterstützer hat er im Internet gefunden und einige Erfahrungen gesammelt, wie er sagt. Und: Er würde es wieder machen.

Die Metzgerei Stadler war eine Institution in Garching und selbst aus umliegenden Gemeinden kamen die Leute, um hier ihr Fleisch zu kaufen. Die Meinung der Unterstützer im Internet war eindeutig. "Garching braucht Vielfalt und hat genug Cafés", schreibt einer. "Wozu noch ein Café?", fragt ein anderer. Ein Unterstützer wundert sich, "dass die Stadtpolitiker das so ohnmächtig und sprachlos hinnehmen." Warum das so ist, hatte FDP-Stadtrat Bastian Dombret in einer Antwort an Strobach erklärt. Er war der einzige, der auf das Anschreiben des Garchingers reagierte. Strobach hatte alle Fraktionen kontaktiert. Die Einflussmöglichkeiten der Stadt seien begrenzt, hatte Dombret festgestellt, da es sich um eine private Immobilie handele. Allerhöchstens hätte es die Möglichkeit zu Gesprächen gegeben.

Strobach glaubt nach wie vor, dass ein Nachfolger hätte gefunden werden können. "Ganz bitter", nennt er das Ende des Metzgers Stadler und berichtet von zahlreichen Mails, nachdem jetzt endgültig Schluss ist. "Ich komme mir vor wie die Klagemauer von Garching", sagt Strobach. "Die Leute merken erst jetzt, dass Garching hier etwas verloren hat." Er selbst hatte gleich nach dem endgültigen Aus geschrieben, dass er "die Menschen und die Mettwurst vom ,Stadler' schnell und sehr vermissen werde". Dass Garching wie bisher mindestens zwei Metzgereien vertrage, zeigten die langen Schlangen, die es jetzt in der verbliebenen letzten Metzgerei gebe. Die Petition im Internet, sie hatte immerhin Symbolkraft, stellt er fest.

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