Garching:Auf einem guten Weg

Neue Fahrradständer in Garching

Zu einer fahrradfreundlichen Kommune gehört einiges: So zum Beispiel Fahrradständer, wie sie an der U-Bahn am Schwanenbrunnenplatz in Garching zu finden sind.

(Foto: Sonja Marzoner)

Eine Befragung zum Verkehrsverhalten belegt in Garching die wachsende Bedeutung des Fahrrads. Dagegen nahm die Zahl der innerörtlichen Autofahrten seit dem Jahr 1992 um 14 Prozent ab

Von Gudrun Passarge, Garching

Rudi Naisar sieht Garching auf einem guten Weg, hin zu einer fahrradfreundlichen Kommune. Der SPD-Stadtrat und Fahrradbeauftragte hält das Ergebnis einer aktuellen Umfrage von Verkehrsgutachter Harald Kurzak für "selbsterklärend": "Der Radverkehr hat wesentlich an Bedeutung gewonnen." Die Stadt Garching hat sich zum Ziel gesteckt, bis 2030 eine Quote von 35 Prozent Radverkehrsanteil zu erreichen, gemessen an fußläufig zurückgelegten Strecken, an mit dem Auto zurückgelegten Kilometern und an Wegen, für die der öffentliche Nahverkehr genutzt wurde. Die neue Umfrage ergab für das Fahrrad immerhin schon 31 Prozent.

Die Haushaltsbefragung war eine Hausaufgabe, die die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen (AGFK Bayern) der Stadt aufgegeben hatte. 796 Haushalte haben mitgemacht mit insgesamt 1528 Personen, teilt die Verwaltung mit. Das entspreche 7,7 Prozent der Garchinger, was ausreichend sei, um Rückschlüsse auf die Mobilität der Bürger und ihre bevorzugten Verkehrsmittel zu ziehen. Professor Kurzak konnte die Ergebnisse zudem mit Untersuchungen aus den Jahren 1991 und 2011 vergleichen. Sein Ergebnis: "Die Garchinger sind älter geworden und die Garchinger sind ruhiger geworden, auch die Garchinger im besten Alter von 21 bis 65 Jahren." Beim motorisierten Verkehr gebe es lediglich bei Männern über 65 einen Anstieg, ansonsten sei die Verkehrsteilnahme kontinuierlich zurückgegangen. Deutlich zugenommen haben hingegen - wenig überraschend - die Fahrten mit der U-Bahn. Durch die neuen Stationen hat sich der Anteil der Fahrten nach München mit 60 Prozent mehr als verdoppelt. Im Binnenverkehr, stellt der Verkehrsgutachter fest, spiele der Radverkehr mit 47 Prozent die dominante Rolle, die Zahl der Kfz-Fahrten im Stadtgebiet habe dagegen seit 1992 um 14 Prozent abgenommen.

Dieses Ergebnis findet der Fahrradbeauftragte Naisar wenig überraschend. Bei Strecken zwischen drei und fünf Kilometern, sagt er, "ist das Fahrrad nicht zu schlagen". Nur der innere Schweinehund stehe den Menschen manchmal im Weg und müsse erst besiegt werden. Er plädiert dafür, das Angebot noch weiter zu verbessern. Einiges sei schon passiert, wie etwa das Angebot von Fahrradparkplätzen am Maibaumplatz und am Helmut-Karl-Platz, doch es fehlten immer noch Abstellplätze. Auch sonst gebe es einiges zu tun. Fahrradfahrer sollten sich auf der Straße sicher fühlen. "Das ist ein ganz wichtiger Punkt", sagt Naisar, der sich als bekennender Straßenfahrer outet. Was er sich vor allem wünscht, ist gegenseitige Rücksichtnahme. Nicht nur auf der Straße, sondern auch auf gemeinsamen Fuß- und Radwegen. Etwa dass Radfahrer dort mit verminderter Geschwindigkeit fahren und nur in die richtige Richtung.

Je mehr Leute aufs Fahrrad umstiegen, desto mehr Platz hätten die Autofahrer auf der Straße, so Naisars Credo. Er sieht keine Alternative zum Ausbau des Radwegenetzes, nicht nur durch Radschnellwege. Garching werde wachsen, durch die neuen Baugebiete kämen bis zu 4000 Menschen hinzu. Doch das Angebot an Straßen ist begrenzt. Auch der öffentliche Nahverkehr sei nicht mehr beliebig zu verdichten, sagt Naisar. Außerdem argumentiert er mit ökologischen Belangen. Er erinnert an die Feinstaubbelastung und die schlechte Luft in München. "Da ist das Fahrrad auch wichtig, um die Luft sauberer zu machen." Die Entwicklung hin zur fahrradfreundlichen Kommune mit vielen begeisterten Radlern gehe nicht von heute auf morgen, das brauche etwas Zeit. Aber es sei wichtig, beispielsweise auch bei den Neubaugebieten, vorauszuplanen. Naisar ist überzeugt: "Wenn ich ein gutes Angebot mache, dann wird es auch besser genutzt."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: