Garching:Atomkraftgegner warnen vor Uran-Exporten

Forschungs-Neutronenquelle FRM-II der TU München in Garching, 2014

Die Neutronenquelle FRM II plant, abgebrannte Brennelemente ins Zwischenlager Ahaus zu bringen.

(Foto: Robert Haas)

Für die radioaktiven Brennelemente im Garchinger Reaktor wird der Transport in Zwischenlager vorbereitet

Von Gudrun Passarge, Garching

Ingrid Wundrak ist empört. Die Vorsitzende des Vereins "Bürger gegen Atomreaktor Garching" nutzt den Besuch von Mitgliedern des Nationalen Begleitgremiums am Garchinger Forschungsreaktor FRM II der TU München, um noch einmal auf die Probleme bei der Entsorgung abgebrannter Brennelemente hinzuweisen. "Dieser Atommüll ist so nicht endlagerfähig", schreibt sie in einer Pressemitteilung. Auch die Zwischenlagerung sei noch nicht genehmigt. Der Verein befürchtet daher einen "Export" ins Ausland. Die Forschungs-Neutronenquelle FRM II arbeite mit hochangereichertem, waffenfähigen Uran 235.

Winfried Petry, wissenschaftlicher Direktor der Neutronenquelle, bestreitet allerdings die Waffenfähigkeit des Urans, das die Neutronenquelle nutze. Nur mit großen Mengen und in einem komplizierten Verfahren, für das es eine aufwendige Fabrik brauche, könne daraus eine Waffe hergestellt werden. Er bestätigt jedoch Überlegungen, die Brennelemente im Ausland so aufbereiten zu lassen, dass sie in einem Endlager sicher untergebracht werden könnten. "Das ist in Deutschland technisch und gesetzlich gar nicht möglich." Doch von einem Export könne keine Rede sein, denn die Brennelemente kämen danach wieder zurück.

Will man das nationale Gremium beeindrucken?

Das Nationale Begleitgremium unter Leitung des ehemaligen Umweltministers Klaus Töpfer und der TU-Professorin Miranda Schreurs hat die Aufgabe, die Debatte um die Endlagersuche zu begleiten. Unter den neun Mitgliedern sind auch drei einfache Bürger, so etwa sitzt eine Hamburger Jura-Studentin in dem Gremium. Vertreter des Gremiums besuchten am Freitag den Forschungsreaktor, es sei kein offizieller Termin gewesen, hieß es. Wundrak ärgert sich darüber, dass das Gremium nicht auch die Gelegenheit nutzte, um mit den Bürgervertretern zu reden und ihre Kritik aufzunehmen.

Sie fürchtet, dass der Termin in der Neutronenquelle dazu diene, mit wissenschaftlichen Erfolgen zu beeindrucken und davon abzulenken, dass dort hochangereichertes, waffenfähiges Uran eingesetzt wird, dessen Entsorgung nicht geklärt sei. Noch immer gebe es keine Genehmigung für die Transportbehälter und die Einlagerung in Ahaus. "Die Möglichkeit eines Exports der verbrauchten Brennelemente käme da gelegen", schreibt Wundrak. Das Nationale Begleitgremium diskutiere gerade über die Frage eines generellen Exportverbots für Atommüll und mögliche Ausnahmegenehmigungen für Forschungsreaktoren.

Winfried Petry echauffiert sich über diese Wortwahl. "Der FRM II will keine Radioaktivität exportieren, das war nie unsere Absicht. Was einige Firmen, die in der Neutronenquelle arbeiten, exportieren, sind radioaktive Pharmazeutika zum Heilen von Krebs zum Beispiel." Die 42 ausgebrannten Brennstäbe lägen momentan im Abklingbecken des Reaktors, wo sie an Radioaktivität verlieren, "sodass man sie sicher transportieren kann". Als Beleg dafür, dass beim Transport keine Gefahr besteht, nennt der Physiker eine Wärmeentwicklung pro Brennelement, die unter 60 Watt liege.

Die Transportbehälter sind erst in der Entwicklung

Eine Genehmigung für die Transportbehälter gebe es in der Tat noch nicht. "Die Transportbehälter MTR3 sind erst in der Entwicklung und können erst genehmigt werden, wenn sie fertig entwickelt sind." Das gleiche gelte für die Einlagerung in Ahaus. Mit einem Transport rechnet die TU frühestens 2018. Nach einem Endlager wird derzeit bundesweit noch gesucht. Doch bevor die Brennstäbe aus Garching in einem Endlager gelagert werden könnten, sei es "klug, sie vorher so zu konditionieren, dass sie sicher lagern können", sagt Petry. Das könne etwa in Frankreich, den USA, Russland oder auch in Japan passieren. Doch "das ist noch nicht beschlossen, das ist eines von vielen Dingen, die diskutiert werden".

Ingrid Wundrak hat dazu ihre eigene Meinung: "Die Garchinger Forscher müssen sich, verdammt noch mal, ihrer Verantwortung für die hochgiftigen, weil Tausende Jahre strahlenden Hinterlassenschaften stellen."

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