Garching:Arbeitsplätze für die besten Köpfe

Forscher an der Neutronenquelle FRM II und am Maier-Leibnitz-Zentrum bekommen eine neue Heimat. Bund und Freistaat errichten neben dem Atom-Ei zwei Gebäude mit Büros und Labors für 400 Wissenschaftler.

Von Gudrun Passarge, Garching

Sie sind ein eingespieltes Team, die Herren in den dunklen Anzügen, die in dunklen Autos vorfahren. "Kollege Müller und ich verstehen uns jetzt schon als Grabungsduo", witzelte der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) anlässlich des neuesten Spatenstichs am Wissenschaftscampus in Garching, zu dem er am Montag allerdings zu spät kam. Anlass für die Kooperation mit dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Stefan Müller, war diesmal der Neubau zweier Gebäude, die den etwa 400 Mitarbeitern des Forschungsreaktors FRM II und des Maier-Leibnitz-Zentrums Büroräume und Labors bescheren. Die Kosten von 32 Millionen Euro teilen sich Bund und Freistaat.

Der wissenschaftliche Direktor des Forschungsreaktors Winfried Petry bezeichnete den Tag als "Freudentag", auf den die Mitarbeiter schon lange gewartet hätten, sind sie doch bis jetzt über den ganzen TU-Campus verstreut. Hinzu kommen jährlich noch etwa tausend Gastwissenschaftler, die in Garching am Reaktor ihre Forschung betreiben und ebenfalls Raum benötigen. Das ist kein Wunder, denn der Garchinger Forschungsreaktor ist weltweit die leistungsstärkste Neutronenquelle, wie TU-Präsident Wolfgang A. Herrmann betonte. Auch Wissenschaftsminister Spaenle wies auf die Spitzenforschung mit Neutronen in Deutschland, in Europa und weltweit hin.

Garching: Zwei Neubauten sollen das Atom-Ei künftig einrahmen.

Zwei Neubauten sollen das Atom-Ei künftig einrahmen.

(Foto: Simulation: Henn)

Herrmann und Spaenle erinnerten noch kurz an die Entstehungsgeschichte des Forschungscampus, die vor 60 Jahren mit der Inbetriebnahme des "legendären Atom-Eis" begann. Dieser wurde "auf einem Krautacker vor den Toren Garchings" errichtet, wie Herrmann sagte. Doch diese Zeiten sind lange vorbei. "Aus dem Barackenviertel von Garching - so haben wir angefangen - wird jetzt tatsächlich eine schöne Wissenschaftsstadt."

Das Atom-Ei, das auch im Garchinger Wappen seinen Platz hat, wird zwar durch die zwei neuen Gebäude nicht mehr ganz zu sehen sein, aber es bleibt eine Lücke. Die Pläne stammen vom Architekturbüro Henn aus München. Sie sind keine Unbekannten am Campus, denn auch die Entwürfe für die Fakultäten für Maschinenwesen und Elektrotechnik sind aus ihrem Haus. Geplant sind zwei vierstöckige circa 20 Meter hohe Gebäude westlich des Atom-Eis in unmittelbarer Nachbarschaft zu Galileo, der neuen Mitte am Campus. Das nördliche Gebäude finanziert der Freistaat. Hier entstehen für die TU auf circa 2000 Quadratmetern Büros sowie eine zweistöckige Werkzeughalle. Das südliche Gebäude, finanziert vom Bund, sieht 2550 Quadratmeter Büro- und Laborflächen für die Wissenschaftler des Jülich Centre for Neutron Science und des Helmholtz Zentrums Geesthacht vor.

"Die neuen Gebäude stärken die Zusammenarbeit der universitären und außeruniversitären Forschung", sagte Sebastian Schmidt, Vorstandsmitglied des Forschungszentrums Jülich. Die Jülicher haben ihre komplette Neutronenforschung nach Garching verlegt, nachdem ihre eigene Neutronenquelle abgestellt worden war. In Deutschland gibt es vergleichbar jetzt nur noch die Neutronenquelle in Berlin, die aber 2019 ebenfalls abgestellt werden soll. Staatssekretär Müller sieht die neuen Gebäude als notwendige Investition in die Infrastruktur an. "Eine wesentliche forschungspolitische Frage ist, wie es uns gelingt, die besten Köpfe für die Forschung zu gewinnen." Optimale Rahmenbedingungen gehörten dazu, ein kreatives Umfeld ebenso wie die Infrastruktur, "also Geräte und moderne Gebäude, wie sie hier in Garching entstehen".

Garching: Beim Spatenstich feiern Politiker und Wissenschaftler die Spitzenstellung der Neutronenforschung in Garching.

Beim Spatenstich feiern Politiker und Wissenschaftler die Spitzenstellung der Neutronenforschung in Garching.

(Foto: Robert Haas)

Warum die Forschung mit Neutronen so wichtig sei, sprach der TU-Präsident kurz an. Das "Licht der Neutronen" ermögliche einzigartige Einblicke in das Innere verschiedener Materialien und wichtiger biologischer Bausteine. Er versprach sich durch die Forschung und deren Ergebnisse "die Entwicklung neuer Technologien, die das Leben der Menschen nachhaltig verbessern". Wie das konkret geschehen könnte, erklärte der Direktor des Jülicher Forschungszentrums und Sprecher des Maier-Leibnitz-Direktoriums Thomas Brückel. Er nannte einige Arbeitsgebiete der Wissenschaftler. So werde etwa daran geforscht, wo es möglich sein könnte, Kohlendioxid unterirdisch zu speichern. Batterieforschung, Radioisotope in der medizinischen Forschung zur Diagnose und Behandlung bei Krebs, Enzymerforschung und physikalische Grundlagenforschung, das Spektrum ist breit und reicht bis zur Erforschung des Ursprungs des Universums.

Für Brückel brächten die neuen Wissenschaftsgebäude "endlich zusammen, was zusammen gehört: Menschen zu Menschen, zu Labors und Werkstätten". Außerdem betonte er noch einen anderen Aspekt: "Beim gemeinsamen Kaffee werden neue Ideen und Zusammenarbeiten geboren werden, über die Grenzen der institutionellen Zugehörigkeit hinweg."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: