Tag der offenen Gartentür:Entdeckungen um die Ecke

Baierbrunn, Wolfgang Jirschik, Baierbrunn, Ulmenstraße, für den Tag der Offenen Gärten;

In Wolfgang Jirschiks Garten in Baierbrunn stehen die Stühle für die Besucher bereit.

(Foto: Angelika Bardehle)

Am kommenden Sonntag gewähren Gartenbesitzer Einblick in ihr Reich - Zwerghühner und Miniatureisenbahn inklusive.

Von Gudrun Passarge, Aschheim/Baierbrunn

Zimt und Zucker fühlen sich sichtlich wohl. Sie wuseln über die Wiese, mampfen im Vorbeigehen mal einen Grashalm, der keck in die Höhe steht, nur um sich dann wieder schnell irgendwo zwischen den Sträuchern zu verstecken.

Zimt und Zucker sind Meerschweinchen, die im Garten der Familie Mulki in Aschheim leben. Zusammen mit dem dritten Meerschwein Punikid, gemeinsam mit den fünf Zwerghühnern, mit den Bienen und Vögeln und natürlich der sechsköpfigen Familie. "Meine kleine Oase", nennt Annika Mulki ihren Reihenhausgarten, der auf jedem der 550 Quadratmeter ihr Naturverständnis widerspiegelt.

Die Hausherrin ist Teil des Gartens, mit ihrem bunten, weiten Rock, barfuß, bewegt sie sich leichtfüßig durch die verschiedenen Räume ihres Reichs. Die gelernte Kinderkrankenschwester hat einen besonderen Zugang zur Natur. Die vierfache Mutter ist ausgebildete Naturpädagogin, gerade macht sie auch noch einen Imkerkurs, um ihr Bienenvolk gut versorgen zu können. Sie leitet Führungen und klärt Kindergarten- und Schulkinder über ihre Umwelt auf. Über die Vielfalt der Pflanzen, über ihre heilende Wirkung und vor allem auch darüber, welche man essen kann. Sie bereitet zum Beispiel Hollerkücherl auf ihrem selbst gebastelten Wildniskocher mit den Kindern zu.

Überall gibt es etwas zum Naschen

Diese Einstellung zur Natur hat auch bei ihrer Gartengestaltung eine Rolle gespielt. "Ich wollte die Natur zu mir nach Hause holen, weil man sie draußen nicht mehr so findet." Auf einem großen Holztisch, der in der Wiese steht, liegt ein Bild. Es trägt den Titel "Zaubergarten", sehr passend. Denn ihr Garten ist reich an Entdeckungen. Da gibt es jede Menge zu naschen, alle Arten von Beeren, Kirschen, Mirabellen, Pflaumen, Äpfel, Birnen. Da gibt es ein großes, mit roten Stahlträgern gehaltenes Gewächshaus, in dem Tomaten, Zucchini und Stockrosen prächtig gedeihen.

Da gibt es ein abgezäuntes Beet, in dem die meisten Pflanzen zugeflogen sind. Und überall hängen Schnüre mit bunten Fähnchen, die Mulki selbst näht. Auch beim Lieblingsplatz der Zwerghühner ist eine kuschlige Sitzecke aus Holz aufgestellt, ausstaffiert mit großen Kissen auf denen pralle, rote Erdbeeren prangen. Fünf Zwerghühner wohnen im Garten, sie sind Annika Mulkis ganzer Stolz. Traurig ist sie nur, dass sie den Gockel wieder abgeben mussten, weil die Nachbarn sich vom Gekrähe gestört fühlten. Das mit dem Nachwuchs gehört deswegen der Vergangenheit an.

Aber Eier legen die fünf Hennen immer noch, jeden Tag eins. Sie sind etwas kleiner als die Eier aus dem Supermarkt, und die des kleinsten Huhns sind noch kleiner und passen nicht recht in den Eierbecher. "Die nehme ich eben für den Kuchen." Die Gartenherrin liebt es, aus dem Küchenfenster zu schauen und das Treiben ihrer Hühner zu beobachten. "Wenn Hühner, dann nur Zwerghühner", sagt sie überzeugt. Die können zwar fliegen, kommen aber nicht über den Gartenzaun. Und am Abend gehen alle in ihre Holzhäuser, die Hennen und auch Zimt und Zucker wählen freiwillig ein Dach über dem Kopf. "Um sieben sind sie im Haus, von ganz alleine", erzählt Mulki.

"Ich wollte immer das Gefühl haben, ich sitze auf einer großen Waldlichtung"

Tiere sind auch für Wolfgang Jirschik ein Thema. Aber in seinem Garten haben sie keine Namen. Vor allem Vögel nisten sich bei ihm ein. Dieses Jahr hat Familie Bachstelze ihre Jungen im Efeu großgezogen, aber auch Rotkehlchen, Wintergoldhähnchen, Grünfinken und natürlich Amseln schätzen den etwa 650 Quadratmeter großen Garten in Baierbrunn. Jirschik, 65, hat den Garten stets als Ausgleich betrachtet, "körperlich und seelisch". Er schafft hier seine eigenen Räume. Sein großes Ziel: "Ich wollte immer das Gefühl haben, ich sitze auf einer großen Waldlichtung." Deswegen setzte er auf eine Kombination von Gehölzen, Stauden und Sträuchern.

Von einer Bank aus hat der Betrachter den Überblick. Der große Gartenteich, über den sich eine stabile Holzbrücke spannt, der Steingartenhügel, auf dem unter anderem eine Zirbelkiefer wächst, ein Mitbringsel aus den Bergen. Der Kräuter- und Gemüsegarten, der alte Apfelbaum, der die perfekte Kulisse für die rosa Ramblerrose bietet, die ihn wie ein Teppich überwächst, die Holzabteilung, wo Jirschik das Holz für den Ofen spaltet, der Wildgarten, der so angelegt ist, dass viele Kleintiere hier bequem Unterschlupf finden.

Was so verwunschen aussieht, bedeutet harte Arbeit

Was so spielerisch verwunschen ausschaut, bedeutet harte Arbeit. Jeden Tag ein bis zwei Stunden müsse er schon zupacken, erzählt Jirschik. Seit zehn Jahren hilft ihm seine Frau Angelika dabei, was zuerst eine Umstellung bedeutete. "Am Anfang sind wir uns schon ein bisschen auf die Füße gestiegen", berichtet der 65-Jährige, aber dann haben sie sich die Arbeit aufgeteilt. "Meine Frau ist für die Stauden und Rosen zuständig, ich mehr fürs Grobe, also die Pflegemaßnahmen und die Gestaltung."

Die Gärten

Am "Tag der offenen Gartentür" können sich Besucher am Sonntag, 28. Juni, zwischen 10 und 17 Uhr inspirieren lassen.

Garching - Ursula Moustafa-Helmi, Freimanner Weg 7, Parken im Mühlfeldweg: "Very British!"

Ismaning - Kleingartenanlage am Seebach, Hermine Baumert, Dorfstraße gegenüber Hausnummer 68 und Precklhof: "Obst für kleine Gärten".

Aschheim - Familie Annika Mulki, Eichenstraße 2g: "Zwerghühner im Naturgarten".

Feldkirchen - Gartenbauverein, Thorsten Guhlke, Lehrgarten, Fasanenweg 49: "Obstbäume".

Haar - Michael von Ferrari, NaturSchauGarten der Gemeinde am Wertstoffhof, Keferloher Str. 1: "Aus Grün mach' bunt!" und Richard-Reitzner-Allee: "Haar zum Anbeißen";

Kleingartenverein Haar, Klaus Haubold, Vaterstettner Straße 160: "Vielfalt im Verein";

VHS Haar Ökogarten, Silvia Engelhardt, Am Ende der Ferdinand-Kobell-Str. angrenzend zum Waldfriedhof: "Ökologisches Kleinod".

Hohenbrunn - Birgit und Axel Mayer, Brunnengasse 34, Parken an der Flößergasse: "Romantik am roten Haus".

Hohenbrunn-Riemerling - Josefine und Michael Czekalski, Nelkenstraße 46a: "Bonsai & Teichlandschaft".

Ottobrunn - Heinrich Schwarzmayr, Hermann-Löns-Straße 28: "Rosen und Fassadengrün".

Neubiberg- Umweltgarten Neubiberg, Lothar Bruns, Äußere Hauptstraße 10, Tipp für Familien: Der Vereinsgarten mit einer Größe von 3,2 Hektar wird durch die Mitglieder für den Anbau von Gemüse, Blumen und Kräutern genutzt. Tiergehege, Teich, Bienenhaus und Blumenwiese.

Unterhaching - Christel und Werner Reindl, Kirchfeldstraße 6: "Nischen für Tiere im Garten", Gartenpfleger des Gartenbauvereines Unterhaching beraten kostenlos.

Taufkirchen - Umweltgarten der Gemeinde, Erika Theimer, Köglweg 99 neben dem Keltenhaus: "Vielfältige Gartenformen"; Regina Probst, Platanenstraße 34: "Blühendes Paradieschen"; Kleingartenanlage Taufkirchen ,,Am Waldweg", Gottfried Kaiser, Englwartinger Weg 2: "Gartenglück auf der Parzelle".

Grünwald - Rudolf Wanninger, Wörnbrunner Straße 18: "Platz für Bäume".

Baierbrunn-Buchenhain - Angelika und Wolfgang Jirschik, Ulmenstraße 7: "Naturnaher Oldie".

Hohenschäftlarn - Selbsternteprojekt Schäftlarn, Familie Sheila und Günter Schütze, Schornerstraße: "Gemeinschaftlich gärtnern". sz

Der Garten in Baierbrunn hat schon eine lange Geschichte. Jirschik hat ein paar Schwarz-Weiß-Aufnahmen rausgesucht, die zeigen, wie der Garten mal ausgesehen hat. Trist, Rasen mit einer Fichte in der Mitte. Diese Fichte gibt es schon lange nicht mehr, wie auch zehn andere Bäume, die der Hobbygärtner schon rausgenommen hat. "Sie sind zu groß geworden", erzählt er, teils waren sie auch Opfer des berüchtigten Sturms Wiebke.

Seifenlauge gegen die Blattläuse

Trotzdem gibt es rundum noch genügend Bäume, die dem Garten Kontur geben. Zum Beispiel die beiden Esskastanien aus Südtirol oder die drei Gingkos. Ein Apfelbaum ist fast völlig überwuchert von dicken Mistelkugeln, im Winter schneidet Jirschik immer Zweige für die Nachbarn ab. Der Blick schweift umher, er bleibt an einer Clematis mit dem schönen Namen Texas-Prinzessin hängen, die sich mit einer Rose vermählt hat. Aber sie hat Läuse. Tröstlich, wenn das anderen Gärtnern auch so geht. Aber was tut Jirschik dagegen? Manchmal nehme er Seifenlauge, aber normalerweise lösten die Meisen das Problem, indem sie die Läuse auffressen.

So viele Farben, so viele Ideen, so viele Tipps. Allein dafür lohnt sich der Blick in die Gärten, die beim Tag der offenen Gartentür mitmachen. Und wer weiß, vielleicht will mancher Gartenliebhaber ja auch Jirschiks Idee kopieren und legt sich eine Gartenbahn zu. Bei Jirschik wird am Sonntag ein Triebwagen der Rhätischen Bahn seine Runden durch die Böschung drehen. Sein zweites Hobby, sagt der 65-Jährige. Und Platz hat er ja.

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