Fußball in Unterhaching:Spiel ohne Ball

Fußball in Unterhaching: Sportlich läuft es derzeit gut für die Spielvereinigung Unterhaching. In der dritten Liga stehen Thomas Hagn (im Vordergrund beim Spiel gegen Meppen) und seine Teamkollegen derzeit auf Platz fünf, mit nur zwei Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz.

Sportlich läuft es derzeit gut für die Spielvereinigung Unterhaching. In der dritten Liga stehen Thomas Hagn (im Vordergrund beim Spiel gegen Meppen) und seine Teamkollegen derzeit auf Platz fünf, mit nur zwei Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz.

(Foto: Claus Schunk)

Die Unterhachinger Fußballer streben mittelfristig zurück in die zweite Bundesliga. Um dieses Ziel zu erreichen, will Präsident Schwabl den Verein umbauen und das Stadion erweitern lassen. Doch es fehlt immer noch ein Großsponsor.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Es ist ein bisschen wie bei jenen jungen Paaren, die sich auf die Geburt ihres ersten Kindes vorbereiten: Der Nestbau wird vorangetrieben, man will perfekte Voraussetzungen schaffen, damit sich die Familie in der neuen Lebenssituation zu Hause wohlfühlt und keine äußerlichen Einflüsse die Idylle stören.

Auch im Unterhachinger Sportpark bereiten sie sich vor, allerdings ist noch nicht ganz klar, wie lange die Fußballer der Spielvereinigung noch schwanger gehen, bis die Rückkehr in die Zweitklassigkeit als eine Art Wiedergeburt des Klubs gefeiert werden kann. Aber vom Nestbau kann durchaus die Rede sein, denn Manfred Schwabl, der den Verein seit mittlerweile fünfeinhalb Jahren als Präsident leitet, ist mächtig damit beschäftigt, das Fundament für eine erfolgreiche Zukunft zu legen.

Da ist einerseits die Sponsorensuche, seit dem Ausstieg des langjährigen Geldgebers Generali im Sommer 2011 kämpft man ständig mit Geldproblemen. Zunächst war man gar an den Rand der Insolvenz gerückt, weil man den Versprechungen eines Hochstaplers aufgesessen war und munter Geld ausgab, das man gar nicht hatte. Das war der Anfang vom Ende der Ära Engelbert Kupka, der 2012 nach 39 Jahren als Präsident Platz machte für Schwabl. Und jener dürfte bei seiner Suche nach Werbepartnern zwar schon einige richtig dicke Fische an der Angel gehabt haben, zu einem Abschluss - etwa mit einem in Unterföhring ansässigen Medienunternehmen - kam es jedoch nicht.

Gute Gespräche

Und auch die im Sommer 2017 laut Schwabl guten Gespräche mit einem schweizerischen Cashback-Unternehmen ("Weeconomy") sind zumindest bislang nicht von einer Einigung gekrönt worden. Obwohl der Unterhachinger Gemeinderat bereits sein Einverständnis gegeben hatte, dass der Sportpark in "Wee-Arena am Sportpark" umbenannt werden darf, falls die Schweizer als Investor einsteigen. "Ich habe immer gesagt, dass es Geduld braucht, bis der richtige Partner kommt", sagt Schwabl zur Sponsorensuche.

Wasserstandsmeldungen gibt der 51-Jährige nicht heraus, aber man kann davon ausgehen, dass sich der Verein sein Jahresbudget von vielen kleineren und einigen mittleren Geldgebern zusammenstottert. So wartet die Fanbasis, dass irgendwann Vollzug gemeldet werden kann und der Klub tatsächlich wieder dank eines Großsponsors wirtschaftlich konkurrenzfähig ist. Die Grundvoraussetzung für den Einstieg eines solchen Investors könnte allerdings schon bald geschaffen werden: Schwabl strebt bei der nächsten Jahreshauptversammlung, die im ersten Quartal 2018 stattfinden soll, die Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung aus dem Hauptverein und die Überführung in eine Kapitalgesellschaft an. Das hätte den Vorteil, dass wie bei etwa 80 Prozent der Erst- und Zweitligisten im Falle einer Insolvenz nicht der Hauptverein die Schuldenlast zu tragen hätte.

Parallel dazu ist Schwabl auch in der Stadionfrage umtriebig: Er hat der Gemeinde einen Handel vorgeschlagen, der besagt, dass der Klub, der den Sportpark bisher nur pachtet, diesen künftig in Eigenregie betreibt und die laufenden Kosten bedient; im Gegenzug aber soll sich die Gemeinde dazu bereit erklären, die marode Osttribüne, die seit dem Frühjahr 2017 wegen statischer Probleme nicht mehr in Betrieb ist, zu sanieren. Schwabl will die Geschäftsstelle um eine Etage aufstocken, um attraktive Räumlichkeiten zu schaffen, die bei entsprechender Vermietung Einnahmen garantieren. Und er will den Durchgang zwischen Ost- und Südtribüne schließen, um die Zuschauerkapazität zu erhöhen und den Lärmschutz in Richtung Wohngebiet an der Stumpfwiese zu gewährleisten.

Das Interesse der Gemeinde an einer Einigung dürfte groß sein, auch wenn sich das Rathaus bisher kaum konkret zu Schwabls Plänen geäußert hat. Zumindest aber wird nicht mehr bei jeder Gelegenheit betont, dass eine Sanierung des Sportparks vor 2021 nicht auf der Agenda stehe. Gut möglich, dass man sich schon in der ersten Jahreshälfte 2018 auf das von Schwabl vorgeschlagene Modell einigt.

Abwanderungswünsche halten sich in Grenzen

Womit wir bei der sportlichen Komponente wären, die stimmen muss und ohne die eine glorreiche Zukunft des Fußballs in Unterhaching sowieso nicht funktionieren kann. Als Meister der Regionalliga Bayern hatte sich Haching in der Aufstiegsrelegation gegen den Südwest-Klub SV Elversberg durchgesetzt und dann in der dritten Liga nach durchwachsenem Start eine ganz starke Hinrunde hingelegt. Nur zwei Punkte fehlen der Mannschaft von Trainer Claus Schromm nach 20 von 38 Spieltagen auf den dritten Rang, der zu Aufstiegsspielen gegen den Drittletzten der zweiten Liga berechtigen würde.

Das muss keine unrealistische Zielsetzung sein, insbesondere wenn der Kader in der Winterpause zusammengehalten werden kann. Allerdings dürften Ausnahmekicker wie der frühere Juniorennationalspieler Sascha Bigalke oder der mit 14 Treffern Führende der Drittliga-Torjägerliste, Stephan Hain, auch bei höher klassigen und finanzkräftigeren Klubs Begehrlichkeiten wecken. Bislang schafften es Präsident Schwabl und Trainer Schromm, alle Leistungsträger derart für das "Projekt Haching" zu begeistern, dass sich die Abwanderungswünsche in der Mannschaft in Grenzen hielten.

Und so schreitet die Konsolidierung des Vereins mit dem Bob im Wappen voran. Wenn sich alle Baustellen beseitigen lassen könnte sich der Traum von der Rückkehr in Liga zwei vielleicht schon bald erfüllen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: