Sport und Spaß im Freien:Hier kann man Rudern wie bei Olympia

Regattaanlage Oberschleißheim

Der Kajakkurs vom Hochschulsport in Aktion.

(Foto: Florian Peljak)

Die Olympia-Regatta in Oberschleißheim liegt schon viele Jahre zurück. Mit Vereinen kann heute jeder aufs Wasser - oder einfach etwas Volleyball spielen und einen Cocktail trinken.

Von Christina Hertel , Oberschleißheim

Es schwankt, das Wasser kommt gefährlich nahe. Wie tief es wohl ist? Wie kalt? Ob es Fische gibt? "Man fällt nur ins Wasser, wenn man sich fallen lässt", sagt Jürgen Köhler. Er sitzt am Steg und stützt das Boot mit den Füßen. Die Frau von der Zeitung sitzt darin, es ist nur wenig breiter als ihr Hinterteil. Die anderen Boote seien noch schmaler, noch wackeliger, sagt Köhler. Seine Jeans saugt sich langsam voller Wasser, aber es kümmert ihn nicht.

Köhler ist 55, ein stämmiger Mann, der auf den ersten Blick etwas ruppig wirkt und auf den zweiten umso herzlicher. Wenn er lacht, ziehen sich seine Augen zu kleinen Schlitzen zusammen. Köhler lernte das Rudern auf dem Main, in Unterfranken, wo man vom Fluss aus an den Hängen Weinberge sieht.

Ein Schulfreund nahm ihn zum Rudern mit. "Das war ganz okay", sagt Köhler und meint es wohl als großes Kompliment - zumindest ist er bei dem Sport geblieben. Heute ist er Vorsitzender des Schleißheimer Ruderclubs, einem von zehn Vereinen, die die Regattaanlage nördlich von München nutzen.

Die Regattaanlage wurde 1972 für die Olympischen Spiele gebaut. Sie ist 140 Meter breit, 2,2 Kilometer lang, drei Meter tief. Das Wasser schimmert türkis, ein paar Fische schwimmen darin. Nach den Olympischen Spielen wurden Forellen eingesetzt, die verhindern sollten, dass sich die Pflanzen zu sehr ausbreiten. Heute kann man immer noch bis zum Grund schauen.

Auf der Tribüne hätten fast 10 000 Menschen Platz, aber an diesem Montagabend sitzt dort kein einziger, so wie sonst meistens auch. Die Tribüne ist eigentlich abbruchreif, aber denkmalgeschützt. Ideen, um das Areal wiederzubeleben, gab es viele. Architekten und Bauingenieure schlugen vor, ein Hotel zu errichten. Weiterverfolgt wurde dieser Plan jedoch nicht.

Rudern oder paddeln kann man auf der Regattastrecke nur in einem Verein. Aber auch um die Anlage herum gibt es viel, womit man seine freie Zeit füllen könnte. Zum Beispiel mit Inline-Skaten und Radfahren auf den asphaltierten Wegen rund um das Bassin. Klappt gut, weil es dort keine Schlaglöcher und keinen Splitt gibt und dazu einen schönen Ausblick.

Rudern sieht vom Beckenrand einfacher aus, als es ist

Frei zugänglich ist auch der Badebereich vor den Tribünen und der See neben der Anlage. Seit fünf Jahren befindet sich auf dem Gelände außerdem das "Munich Beach Ressort", eine Erholungsanlage mit Liegestühlen, Cocktailbar und Sandfeldern für Beachvolleyball, Beachsoccer und Beachtennis. Die Plätze kann man mieten.

Wer Paddeln und Rudern ausprobieren möchte, kann das bei den Schnuppertagen tun, die die meisten Vereine anbieten. Der nächste beim Schleißheimer Ruderclub ist allerdings schon ausgebucht. "Aber es wird sich schon jemand finden, der sich ein paar Stunden Zeit nimmt, um alles zu zeigen", sagt Jürgen Köhler. Wenn man Rudern lernen möchte, braucht man am Anfang vor allem eines: Geduld. Sein Sohn, erzählt Köhler, rudere seit sechs, sieben Jahren. "Jetzt ist seine Technik in Ordnung."

Tatsächlich sieht der Sport vom Beckenrand aus betrachtet deutlich leichter aus, als er sich anfühlt, wenn man selbst zum ersten Mal in einem der wackeligen Boote sitzt. "Das Ruder flach auf das Wasser legen. Senkrecht stellen, nach vorne drücken. Und wieder zurück", erklärt Köhler die Ruderbewegung. Beim ersten Training übe man die erste Stunde nichts anderes als das.

Anders als die Ruderer bewegen sich die Kanufahrer auf der Regattaanlage vorwärts durch das Wasser. Macht es das leichter? Anton Mayer, Vorsitzender des Schleißheimer Paddelclubs, zögert einen Moment, bevor er antwortet. Das Schwierige beim Paddeln sei, geradeaus und nicht kreuz und quer zu fahren, sagt er: "Kinder können das, einfach so. Erwachsene denken zu viel nach. Sie sind zu verspannt."

Mayer weiß, wovon er spricht: Er kam durch seine Kinder zu dem Sport. Seine Tochter und sein Sohn waren lange in dem Verein aktiv. In jener Zeit waren die Mayers an den Wochenenden in ganz Bayern auf Regatten unterwegs. Einmal habe er mit seiner Frau sogar an der Weltmeisterschaft in Südafrika teilgenommen.

Heute sind seine beiden Kinder erwachsen, und Mayer steigt selbst nur noch selten ins Kanu. Die meisten Mitglieder in seinem Verein, sagt er, würden alleine vor sich hin paddeln. Es gibt aber auch eine Mannschaft für Kanupolo und Drachenboot. Was ihm am besten an seinem Sport gefällt? "Die Ruhe, die Natur", sagt Mayer. Köhler, der Ruderer, sieht es ähnlich: "Am Schönsten ist es hier früh um sechs, wenn alles noch ganz ruhig ist."

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