Fotoausstellung:Afrika jenseits der Klischees

Petra Halbig hilft mit ihrem Verein "Friends without borders" in Ghana, der Lehrer Uli Piller mit seiner Schule in Ruanda. Jetzt zeigen die beiden in ihrer Heimatstadt Unterschleißheim Fotos von ihren Reisen

Von Sophie Kobel, Unterschleißheim

Ein kleiner hellbrauner Bananenblattfaserfußball liegt in einer Vitrine. Daneben ist ein kugelförmiges Calabash-Piano zu sehen. Es wurde aus einer getrockneten, ausgehöhlten Frucht hergestellt und ist kaum größer als eine menschliche Hand. Der Unterschleißheimer Uli Piller hat den Ball bei seiner jüngsten Reise aus Ruanda mitgebracht. Zweimal war er in Nyabuko und kümmert sich seitdem um den Erhalt einer lokalen Schule, der aufgrund eines Erdstoßes das Aus gedroht hatte. Die Unterschleißheimerin Petra Halbig hat das Piano in einem ghanaischen Dorf geschenkt bekommen.

Fotoausstellung: Petra Halbig dokumentiert den Alltag in zwei Dörfern in Ghana, die sie von Unterschleißheim aus unterstützt.

Petra Halbig dokumentiert den Alltag in zwei Dörfern in Ghana, die sie von Unterschleißheim aus unterstützt.

(Foto: Petra Halbig)

Die beiden Gegenstände haben eines gemeinsam: Sie sind noch bis Mittwoch, 25. April, in der Ausstellung "Gesichter Afrikas" im Bürgerhaus Unterschleißheim zu sehen. Daneben hängen rund 60 Fotografien, sie zeigen das alltägliche Leben der Dorfgemeinschaften von Nyabuko, Mafi Dadoboe und Mafi Wute.

"Mit Afrika ist es so eine Sache. Entweder hasst man es oder man ist ihm schnell verfallen. Uns hat wohl beide das Afrika-Virus gepackt", sagt Uli Piller und schenkt Petra Halbig Kaffee ein. Eine eigene Ausstellung zu gestalten, das war für beide ein kleiner Traum. "Die Vorstellung vieler Deutscher zum Thema Afrika sind diffus. Es ist unser Versuch, sowohl die guten als auch die schlechten Seiten der Lebenssituation dort zu zeigen", erzählt Halbig. Seit vier Jahren reist sie mindestens zweimal im Jahr nach Ghana. Vor knapp zwei Jahren gründete sie den Verein "Friends without borders", um zwei Dörfer in Ghana dauerhaft zu unterstützen. Am wichtigsten ist für sie dabei die direkte Rückkopplung: "Genau die Spielsachen, die mir Leute nach Ghana mitgegeben haben, kann ich ihnen später auf Fotos zeigen. Das ist der Unterschied zu großen Vereinen."

Fotoausstellung: Uli Piller hat ausschließlich Schwarz-Weiß-Bilder aus Ruanda zu der Ausstellung beigesteuert.

Uli Piller hat ausschließlich Schwarz-Weiß-Bilder aus Ruanda zu der Ausstellung beigesteuert.

(Foto: Uli Piller)

Zwar geht das ganze Geld direkt in die Projekte, die Dorfgemeinschaft muss aber immer selbst mitanpacken. Die 54-jährige Unterschleißheimerin erzählt, dass es eine Excel-Liste mit allen Projekten gibt, die bald gebaut werden könnten: "Bei einer Versammlung kommen die jeweiligen Vertreter der Jugend, Frauen und Männer zusammen. Die Dorfgemeinschaft fasst so den Beschluss, welche Maßnahme umgesetzt wird."

Hilfe zur Selbsthilfe nennt sich das Konzept, und es funktioniert laut Halbig sehr gut: "Wir haben zum Beispiel das Material für den Kindergarten gekauft, aber verputzt hat das Dorf ihn selbst."

Fotoausstellung: Fotos: Petra Halbig

Fotos: Petra Halbig

Uli Piller wollte sich bei seinen Fotografien von Anfang an auf Schwarz-Weiß-Porträts beschränken. Denn die liegen ihm am besten, findet er. Alle ausgestellten Aufnahmen machte der 39-Jährige auf seinen beiden jüngsten Reisen in Ruanda. Als er vor sechs Jahren das erste Mal während eines Urlaubs eine lokale Schule besuchte, war er schockiert und begeistert zugleich: "Die Schüler und Lehrer sind unglaublich motiviert gewesen, aber das Schulgebäude war marode." Als zwei Wochen nach seiner Abreise die Latrinenanlage durch ein Erdbeben zerstört wurde und die Regierung mit der Schließung der Schule drohte, organisierte Piller einen Spendenaufruf. Mehrere tausend Euro bekam er so zusammen. Seitdem geht es den Schülern zunehmend besser. "Denn seitdem die Distriktregierung gemerkt hat, dass wir ein Auge auf die Schule haben, geben sie wieder Geld", erzählt Piller und freute sich über die Verdopplung des Gebäudes und die neuen Zugangsstraßen, die in den vergangenen Jahren gebaut wurden.

Gemeinsam mit der Ruanda-Stiftung und der Münchner Erich-Kästner-Realschule, an der er unterrichtet, unterstützt Piller mehrere Schulen in Nyabuko und benachbarten Dörfern. "Wir haben Sammelcontainer für das Pfand aufgestellt. Früher haben unsere Schüler ihre Flaschen nie zurückgebracht, aber seitdem der Erlös gespendet wird, klappt das super", erzählt Piller. Außer Heften und Stiften kaufen sie den Dorfbewohnern vor allem Ziegen und Hühner. Denn nachhaltiges Fördern hat auch bei Piller absolute Priorität. Was ihm bei seinen Besuchen besonders in Erinnerung geblieben ist? "Als wir die Tiere an die einzelnen Familien verteilt haben, gab es dort überhaupt keinen Neidkampf. Es ist eine sehr schöne Mentalität."

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