Forstenrieder Park:Fliegerbombe legt Einkaufszentrum lahm

Bei Arbeiten für ein Geothermieprojekt ist im Forstenrieder Park eine Fliegerbombe gefunden worden. Ein halbes Dutzend Häuser und ein Einkaufszentrum wurden evakuiert.

S. Galler und V. Großmann

Ausgerechnet zum Ferienstart und zudem an einer viel befahrenen Straße ist es am Freitagnachmittag und -abend zu einem Großeinsatz von Feuerwehr und Polizei gekommen: Im Forstenrieder Park, westlich der Bundesstraße 11 am Ende der alten Wolfratshauser Straße, wurde bei Pullach eine 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Die Freiwillige Feuerwehr Pullach forderte zwei Spezialisten vom Kampfmittel-Räumdienst der Firma Tauber aus dem Raum Ingolstadt an, um den amerikanischen Sprengkörper aus dem Jahr 1944 zu entschärfen. Das Einkaufszentrum an der B11 wurde geleert, die B11 für 35 Minuten gesperrt - dann verrichteten die Sprengmeister ihr sorgfältiges Werk. Bis 19.15 Uhr hatten sie die Bombe entschärft.

Forstenrieder Park: Die Sprengmeister Michael Weiß und Josef Beier haben am Freitagabend im Forstenrieder Park bei Pullach eine alte Fliegerbombe entschärft

Die Sprengmeister Michael Weiß und Josef Beier haben am Freitagabend im Forstenrieder Park bei Pullach eine alte Fliegerbombe entschärft

(Foto: Claus Schunk)

Um keine Passanten oder Anlieger zu gefährden, wurde die B11 von 18.30 Uhr an gesperrt, ein halbes Dutzend umliegender Wohnhäuser, etliche gewerblich genutzte Gebäude und ein Einkaufszentrum wurden für etwa eine halbe Stunde evakuiert. Zusätzlich überflog kurz vor der Entschärfung der Bombe ein Hubschrauber das Gelände mit einer Wärmebildkamera, um ganz sicher zu gehen, dass sich niemand mehr in der Nähe der Fundstelle befand.

In Vorbereitung der dritten Bohrung für das Geothermieprojekt war das Waldstück sondiert worden. In 2,5 Metern Tiefe wurde die auf derlei Suchaktionen spezialisierte Firma "Geolag" fündig: Die Bombe war 1,20 Meter lang, mit 120 Kilogramm Sprengstoff gefüllt und hatte einen Durchmesser von 35 Zentimetern. Bauträger sind nicht verpflichtet, ihren Boden sondieren zu lassen, jedoch sei das in Gebieten, in denen im Krieg Luftangriffe stattgefunden hatten, durchaus sinnvoll, sagt Räumstellenleiter Dieter Neumann. Erst recht, da die Geothermiebohrung in unmittelbarer Nähe des Firmengeländes der Linde AG vorgesehen ist. Linde war im Zweiten Weltkrieg als Rüstungsbetrieb eines der Ziele der alliierten Luftangriffe. Bereits im April diesen Jahres war im Forstenrieder Park bei Baierbrunn schon einmal Bombenalarm ausgelöst worden, als Mitarbeiter der Forstbetriebe beim Pflanzen junger Buchen etwa hundert Meter vor der Autobahn A 95 auf eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg stießen. Damals handelte es sich um eine 40 Zentimeter lange Stabbrandbombe - ohne Zünder.

Obwohl Dieter Neumann und seine Kollegen vom damaligen Einsatz nichts wussten, analysierten sie das Gelände am Freitag ganz genau. Nachlässigkeiten können zu fatalen Unfällen führen. Mit einer Magnetik-Handsonde suchten sie das Gebiet nach eisenhaltigem Material ab. "Meistens finden wir nur Eisenschrott, Autofelgen oder alte Kühlschränke." Schlägt das Gerät an, muss in jedem Fall vorsichtig gegraben werden. Neumanns Team legt die Bomben frei und identifiziert die Modelle. Entschärft werden sie dann wie am Freitag von Spezialisten eines Räumdienstes. Die Gefahr, dass die Bombe bei der Ausgrabung hochgeht, sei "nicht besonders groß", so Neumann. Zumindest bei den klassischen Modellen, zu denen die Bombe im Forstenrieder Park gehörte. Die hatte zwei mechanische Zünder, einen am Heck- und einen am Kopf. Sie wurden ausgebaut, die Bombe danach "fachgerecht entsorgt".

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