Fördervereine an Schulen:Das Tüpfelchen auf dem i

Am Drücker: Marietta Pecha (links am Automaten, dunkelblonde Haare) und Julia Rott (rechts am Automaten) holen sich frisches Wasser. Daneben stehen Mitschüler, Schulleiter Reinhard Rolvering und Patrizia Haucke vom Förderverein

Am Drücker: Julia Rott (vorne) und Marietta Pecha holen sich frisches Wasser am Wasserspender, während ihre Mitschüler anstehen.

(Foto: Claus Schunk)

Fördervereine ermöglichen vielen Schulen im Landkreis Angebote, für die es vom Staat kein Geld gibt. Schüler und Lehrer danken es ihnen, doch das Engagement der Eltern könnte durchaus größer sein

Von Daniela Bode, Neubiberg/Unterschleißheim

Er steht an einer Wand in der Aula des Gymnasiums Neubiberg und viele Schüler füllen sich hier täglich ihre Trinkflaschen mit stillem Wasser oder Sprudel auf: der Wasserspender, den der Förderverein der Schule 2015 angeschafft hat. Das ist nur ein Projekt, mit dem der Verein den Alltag in der Schule verbessert. Auch an zahlreichen anderen Schulen im Landkreis bereichern Fördervereine durch die finanzielle Unterstützung und das ehrenamtliche Engagement ihrer Mitglieder das schulische Angebot. Obwohl die Arbeit der Fördervereine allseits geschätzt wird, ist es offenbar nicht leicht, weitere Eltern zu gewinnen.

Der Verein am Gymnasium Neubiberg dürfte einer der älteren im Landkreis sein. Vor etwa 40 Jahren hat der damalige Schulleiter den Verein ins Leben gerufen, vor allem um Schüleraustausch zu fördern, wie Patrizia Haucke erzählt, die sechs Jahre im Vorstand des Vereins saß und nun zurückgetreten ist. Der Schulleiter hatte seinerzeit selbst einen beträchtlichen Betrag aus einer Erbschaft zur Verfügung gestellt. Der Förderverein der Grund- und Mittelschule am Sportpark in Unterhaching dagegen wurde erst im Mai 2001 gegründet, der Förderverein an der Therese-Giehse-Realschule in Unterschleißheim besteht sogar erst seit Ende 2011. "Wir wollten die Eltern entlasten und auch für Firmen den Anreiz schaffen zu spenden", sagt Sandy Michl, Vorsitzende des Vereins an der Unterschleißheimer Realschule.

Insgesamt geht es darum, Dinge zu finanzieren, die der Sachaufwandsträger nicht oder nicht zu 100 Prozent zahlen würde. "Wir füllen eine Lücke zwischen dem, was öffentlich zur Verfügung gestellt wird und dem, was tatsächlich gebraucht wird", sagt Haucke. Die Fördervereine ermöglichen quasi das Tüpfelchen auf dem i. Ein Beispiel ist der Wasserspender in Neubiberg. Die Schule hatte den Wunsch, Wasser für die Schüler zur Verfügung zu stellen. Der Förderverein startete daraufhin einen originellen Spendenaufruf an die Eltern und nahm einige hundert Euro ein. Den Rest habe der Förderverein dazugezahlt, berichtet Patrizia Haucke. Jetzt hält der Förderverein den Betrieb des Wasserspenders mit seinen Finanzspritzen am Laufen.

Außer dem Wasserspender hat der Förderverein etwa einen 3-D-Drucker finanziert, zahlt wie andere Fördervereine Zuschüsse zu Busfahrten oder organisiert Fachvorträge. Oft geht es auch um die "Kleinigkeiten, die man halt so braucht", wie Michl sagt. So hat der Unterschleißheimer Verein Taschenrechner für die Mathe-Fachschaft finanziert - als Reserve, wenn ein Kind seinen eigenen vergessen hat. Genauso stellen die Mitglieder des Vereins an Fasching Krapfen zu Verfügung, um den Kindern das Schulleben "ein bisschen schöner zu machen", wie Michl sagt.

Auch der Förderverein in Unterhaching hat viel auf die Beine gestellt. Etwa die Anmeldegebühr für die Teilnahme am Känguru-Mathematik-Wettbewerb gezahlt oder das Projekt Capitombolo zur Gewaltprävention finanziell unterstützt, damit die Eltern nichts für die Teilnahme ihrer Kinder zahlen mussten. "Es gibt bestimmt viele Dinge, die es auch ohne uns geben würde, die aber so einfacher gestaltet werden, weil sie nicht von den Eltern gezahlt werden müssen", erläutert Gabi Joscht, Vorsitzende des Fördervereins an der Schule am Sportpark in Unterhaching.

Dabei unterstützen Fördervereine auch manchmal einzelne Eltern finanziell, die sich sonst mit dem Bezahlen schwer täten. Der Neubiberger Förderverein kann laut seiner Satzung rund 20 Prozent der Spenden dafür verwenden. Beim Förderverein an der Therese-Giehse-Realschule kommen die Mitgliedsbeiträge der Schulfamilie zugute. Man kann aber zweckgebunden spenden, also etwa ein bestimmtes Kind unterstützen. Die Vereine finanzieren sich dabei über die Mitgliedsbeiträge, Spenden und im Fall des Neubiberger Vereins auch über die Zinsen aus dem Betrag, den der Gründer zur Verfügung gestellt hatte.

Als Mindestbetrag für eine Mitgliedschaft verlangt der Förderverein in Neubiberg nur 25 Euro, der in Unterhaching 20 Euro im Jahr. Trotzdem entschließt sich nur ein Bruchteil der Eltern zum Beitritt. Bei 1300 Schülern am Gymnasium Neubiberg sind nur 379 Eltern Mitglied im Förderverein, in Unterschleißheim bei 700 Schülern etwa 80. "Bei den Eltern ist nicht so das Engagement da, Mitglied zu werden. Das ist schade", sagt Michl. Auch Haucke erzählt, dass sie und ihre Mitstreiter die Zielmarke der 400 Mitglieder bisher nicht knacken konnten, obwohl sie immer wieder dafür geworben hätten.

Für Haucke selbst war es gar keine Frage, dass sie sich engagiert. "Ich habe immer ein Ehrenamt übernommen, weil ich finde, dass jeder, der die Kraft dazu hat, das machen sollte", sagt sie. "Ich bin beispielsweise gut im Organisieren." Ihr geht es auch darum, den Lehrern zu signalisieren, dass auch die Eltern einen Beitrag leisten. Ähnlich sieht es Gabi Joscht: "Ich finde es gut, wenn man etwas erreichen kann." Lehrer und Schüler danken es ihnen. Reinhard Rolvering, Schulleiter des Gymnasiums Neubiberg, schätzt den Förderverein. "Er gleicht aus und macht das Leben an der Schule noch besser", sagt er. Auch Christa Grasl, Leiterin der Schulein Unterhaching, betont die sehr große Unterstützung. Die Kinder freuen sich ohnehin über Anschaffungen wie den Wasserspender in Neubiberg. "Ich finde ihn sehr gut, weil es viel besser ist, als sich Wasser auf der Toilette zu holen", sagt Sechstklässlerin Marietta Pecha. Außerdem findet sie es "cool, dass es Sprudel- und stilles Wasser" gibt. So cool, dass sie sich bis zu viermal in der Woche hier ihre blaue Flasche auffüllt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: