Föhringer Ring:Vereint gegen den Dauerstau

Stau am Föhringer Ring in München, 2013

Am Föhringer Ring stehen die Autos oft Stoßstange an Stoßstange. Das bekommen auch die Mitarbeiter der Firmen in Unterföhring zu spüren.

(Foto: Florian Peljak)

Konzerne wie Allianz, Pro Sieben Sat 1 und Vodafone machen sich beim Freistaat und der Stadt München für die bessere Verkehrsanbindung Unterföhrings stark. Ganz oben auf der Wunschliste: der Ausbau des Föhringer Rings.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Bayerische Minister werden nach Unterföhring gerne früh am Vormittag oder um 18 Uhr eingeladen: "Dann stehen sie selber im Stau", sagt Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU). Ihnen ergeht es dann nämlich wie den vielen tausend Pendlern, die tagtäglich vor allem zu den Stoßzeiten viel Geduld und gute Nerven brauchen, weil der Föhringer Ring und damit alle Zu- und Abfahrten dicht sind.

Kommunalpolitiker aus Unterföhring und den Münchner Stadtvierteln Bogenhausen und Schwabing-Freimann fordern seit langem den Ausbau des Flaschenhalses. Nun haben sich auch die Spitzen der großen Unternehmen in der Stadtrandgemeinde zu Wort gemeldet: Die Vorstände der Dax-Konzerne Allianz und Pro Sieben Sat 1 sowie die Chefs von Sky, Vodafone Kabel Deutschland und MX 1 fordern den Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Bayers Innenminister Joachim Hermann (CSU) nachdrücklich dazu auf, das Verkehrschaos durch einen Ausbau des Föhringer Rings auf vier Spuren zu beenden. So könne die Zukunft des Wirtschaftsstandorts gesichert werden.

Die Zahl der Mitarbeiter wächst weiter

Bei einem Treffen im Unterföhringer Rathaus, einem seit mittlerweile zwei Jahren stattfindenden Jour fixe, haben Vertreter der Firmen am Dienstagabend die Dringlichkeit des Ausbaus betont - und an die Politiker im Münchner Rathaus und im bayerischen Kabinett appelliert, ihrer Verpflichtung für den Versicherungs- und Medienstandort in Unterföhring nachzukommen. Man könne sich nicht nur damit rühmen, vor den Toren der Stadt den weltgrößten Standort der Allianz und Medienunternehmen wie Sky und Pro Sieben Sat 1 mit vielen tausend Mitarbeitern zu haben, sondern müsse für eben jene auch etwas unternehmen, hieß es übereinstimmend bei den Teilnehmern des Treffens.

"Uns alle eint ein Dilemma", sagten Sky-Sprecher Simon Wimmer und seine Kollegin Annette Kümmel von Pro Sieben Sat 1 übereinstimmend: Die problematische Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes im Unterföhringer Gewerbegebiet am Morgen und die schwierige, weil staubelastete Heimfahrt nach Dienstschluss. Genau wie Pro Sieben Sat 1 ist der Bezahlsender dabei, seinen Standort in Unterföhring auszubauen. Weitere Mitarbeiter werden also schon bald in die Kommune pendeln, was angesichts der dichten Straßen und einer nicht eben zuverlässig verkehrenden S-Bahn nicht eben leicht werden dürfte.

Für S-Bahn fordern die Firmen eine Taktverdichtung oder wenigstens längere Züge

Neben dem Ausbau des Föhringer Rings erhoffen sich die Unternehmen eine Taktverdichtung für die S 8. "Zehn Minuten sollten es schon sein", sagte der Unterföhringer Bürgermeister Kemmelmeyer. Und falls dies nicht schnell umsetzbar sei, müssten zumindest Vollzüge eingesetzt werden, um die vielen Menschen an ihre Arbeitsplätze und abends wieder nach Hause zu bringen.

Nun geht es für das Unternehmer-Netzwerk allerdings vorrangig um die zügige Beseitigung des Nadelöhrs. Dabei setzen sowohl die Firmen als auch das Unterföhringer Rathaus auf die Vernunft der Politiker hinter der Landkreisgrenze: Die CSU-Fraktion im Münchner Stadtrat hat den vierspurigen Ausbau der Föhringer Rings beantragt, worüber nächste Woche entschieden wird. Wenn der eine oder andere Stadtrat noch unentschlossen sei, wie er denn abstimmen solle, sei man gerne bereit, eine Entscheidungshilfe zu geben, sagte der Unterföhringer Bürgermeister. Zum Beispiel könne er ja zu den Stoßzeiten versuchen, in die Kommune zu kommen.

Seit 2004 gibt es einen gültigen Planfeststellungsbeschluss zur Erweiterung des Föhringer Rings auf vier Spuren. Doch bislang ist in dieser Hinsicht nichts passiert. Jetzt aber drücken zwei Dinge aufs Tempo: das große Planungsgebiet der Stadt München im Nordosten und die Baufälligkeit der Herzog-Heinrich-Brücke, die schnell neu gebaut werden muss. Der Verkehr ist in diesem Bereich seit Jahren wegen der Schäden gebremst. Maximal 50 Stundenkilometer sind erlaubt. Eine Geschwindigkeit, die Autos, Lastwagen und Busse meist gar nicht erreichen, weil sie Stoßstange an Stoßstange stehen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: