Feldkirchen:Der Torwart-Fehler kühlt die Kehle

Feldkirchen: Unter anderem Namen wieder in Betrieb: das Flugwerk in Feldkirchen - der ehemalige Fliegerbräu.

Unter anderem Namen wieder in Betrieb: das Flugwerk in Feldkirchen - der ehemalige Fliegerbräu.

(Foto: Robert Haas)

Vom Fliegerbräu zum Flugwerk: Das selbst gebraute Bier mit ungewöhnlichem Namen soll auch nach der EM schmecken

Von Franziska Dürmeier, Feldkirchen

Lange war es still und dunkel um das so traditionsreiche "Fliegerbräu". Das Feldkirchner Wirtshaus war nach Pächterwechseln und zuletzt schlechtem Renommee geschlossen, der Grundstückseigentümer hatte vor einigen Monaten sogar noch der Abriss erwogen, was der Gemeinderat jedoch abwenden konnte. Nun erstrahlt das alte Haus an der Sonnenstraße in neuem Glanz.

Der neue Name "Flugwerk" ist Programm. Denn das Lokal hat sich modernisiert und verändert, bleibt aber dennoch seinen Wurzeln treu. "Ich will es rustikal, es soll ein Wirtshaus bleiben", sagt der neue Wirt Michael Sechehaye, eines "mit einer guten Küche". Einerseits klebten die Tradition und Historie an dem Haus, andererseits gebe es viele schlechte Bewertungen im Internet für das ehemalige "Fliegerbräu". Der sanfte Namenswechsel soll das Dilemma lösen.

"Bei mir gibt es kein Pulver oder so'n Scheiß!"

Sechehaye ist ein sportlicher Typ Ende 30 in Sneaker, Jeans und Shirt - und wirkt entspannt, genauso wie sein Koch aus Wien, Markus Stöger. Eines ist sicher: Im Flugwerk gibt es keine Standard-Küche, sondern ganz besondere bayerisch-österreichische Kreationen, wie etwa lauwarmen Knödelsalat oder Tafelspitz. Auch Burger stehen auf der Speisekarte. "Aber es gibt keine normalen Burger - sondern Ochsenfetzenburger." Der Wirt setzt auf bodenständiges Essen mit regionalen Produkten, und der Koch hat seine festen Prinzipien. "Bei mir gibt es kein Pulver oder so'n Scheiß", soll er gesagt haben.

Stöger macht alles selbst und fand sogar für die alte Brät-Maschine Verwendung. "Die wollte ich eigentlich raushauen", sagt Sechehaye, "doch er meinte: Da dreh ich einfach den Hummus durch." Neben klassischem Braten und Lammhaxe gibt es nämlich auch vegane Gerichte wie Pfannengemüse mit Hummus. Und das schätzt Wirt Sechehaye besonders an seinem neuen Koch: "Die Vielfalt an Gerichten. Mein Horizont hört beim Schnitzel auf", sagt er und lacht.

Michael Sechehaye hat das Haus ohne großes Aufsehen Anfang April wiedereröffnet. Er wollte ein "stilles Opening". Die Wände sind frisch gestrichen, in einem warmen Gelb, die rustikalen Möbel strahlen im alten Glanz und die steigenden Temperaturen locken inzwischen immer mehr Gäste in den Biergarten. Im Erdgeschoss ist in den Wirtshausräumlichkeiten mit Bar für 160 Besucher Platz, im Biergarten für mehr als 300. Das Obergeschoss bietet mit Dachterrasse noch einmal für 40 bis 80 Personen Platz und kann für Feierlichkeiten genutzt werden. Zudem gibt es einen Spielplatz mit Baumhaus.

Sechehaye selbst wohnt in Riem, zehn Jahre lang hatte er dort das Café Icarus bewirtet. Das Fliegerbräu kannte er schon lange, die Belegschaft war oft in seinem Café zu Besuch. Nun erfüllte er sich mit dem Wirtshaus einen lang ersehnten Traum. "Ich wollte schon immer ein Wirtshaus, ein schönes gestandenes", sagt er. "Die sterben ja auch aus." Am Fliegerbräu habe er immer den alten Charme geschätzt, den das Haus ausstrahle. "Das ist meine Chance", habe er damals gedacht. Und er ist voller Zuversicht. "Ich weiß, dass ich es schaffe."

Die Fliegerbräu-Traditionsweiße wird wiederbelebt

Auch die Brau-Tradition führt Sechehaye fort. Direkt neben den Tischen für die Gäste stehen hinter hohen Glaswänden die massiven kupferfarbenen Kessel. Hier entsteht das hauseigene obergärige Weißbier. Die Trebern, ein natürliches Abbauprodukt, werden zu Burgerbrot weiterverarbeitet. Angeboten wird auch ein Bock, der sehr gut ankomme, wie der Chef sagt. Passend zur derzeit laufenden Fußballeuropameisterschaft bekam das Starkbier den Namen "Torwart-Fehler", den manche ja auch mit einem kapitalen Bock assoziieren mögen.

Der Clou könnte aber die früher allseits beliebte Fliegerbräu-Traditionsweiße werden. Ganz unverhofft hat Sechehaye erst vor kurzem das Original-Rezept gefunden, "unter drei Kilogramm Staub". Der erste Brauversuch ging leider daneben, "wir tüfteln noch", sagt Sechehaye, der aber damit rechnet, dass es in Kürze ausgeschenkt werden kann. Das Wetter hat dem Wirt nicht gerade einen Traumstart beschert, aber er ist zuversichtlich.

Es gab bereits Veranstaltungen mit Livemusik, die den Biergarten füllten, und für die Zukunft plant der Chef monatliche Events im Obergeschoss. Was er in seinem neuen Lokal besonders empfehlen würde? Den Barbara-Teller mit Ente, Schweinsbraten und Rind, sagt er. Das Gericht sei nach seiner Frau benannt, die, damals hochschwanger, von allem etwas bestellte habe, erzählt der Wirt. "Und natürlich unser hauseigenes Bier."

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