Feldkirchen:Wie Feldkirchen dem Käfer die Stirn bot

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Bürgermeister Werner van der Weck erklärt, wie seine Gemeinde 2014 dem Kahlschlag entkam.

Von Stefan Galler, Feldkirchen

Solch eine Rodung wegen des asiatischen Laubholzbockkäfers will Feldkirchen vermeiden. (Foto: Christian Endt)

Der Bürgermeister sieht dringenden Klärungsbedarf. Und deshalb hat sich Werner van der Weck (SPD) hingesetzt und eine Pressemitteilung verfasst. In dieser erklärt er, warum seine Gemeinde Feldkirchen im November 2014 verschont geblieben ist von den gefürchteten Rodungen im Umkreis von 100 Metern rund um einen Baum, in dem eine Larve des Asiatischen Laubholzbockkäfers (Alb) gefunden worden war.

Das Thema war in dieser Woche bei einem Informationsabend in der Grundschule Neubiberg aufgekommen. Auf Nachfrage einer Teilnehmerin der Bürgerinitiative "Gegen ALB-Traum Neubiberg", hatte Peter Nawroth von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) entgegnet, dass das "ein wunder Punkt" sei. "Wir haben von höchster Stelle verordnet bekommen, das so zu machen", sagte er.

Eine Aussage, die bei manchem Neubiberger Stirnrunzeln hervorrief. Wie in aller Welt konnte sich Feldkirchen der Zwangsrodung entziehen? Hatte gar ein einflussreicher Politiker interveniert? Die Antwort ist ebenso einfach wie nachvollziehbar: Die Gemeinde wehrte sich erfolgreich gegen weitere Rodungen, nachdem von Oktober 2012 an, als der Käfer erstmals in Feldkirchen nachgewiesen wurde, ein regelrechter Kahlschlag eingesetzt hatte.

Der Ort hat sich durch die Fällungen 2012 verändert

Bei den "groß angelegten Fällungen" (van der Weck) seien das Brunnenwäldchen und die angrenzenden Wälder vollständig abgeholzt worden, stark betroffen seien zudem die Flächen eines privaten Waldbesitzers gewesen, so der Rathauschef weiter.

"Das Gewerbegebiet Süd ist bis auf wenige Baumhaselbäume komplett baumfrei. Die Autobahnböschungen zur A 94 wurden auf einer Länge von drei Kilometern strauch- und baumlos gemacht", schreibt van der Weck. Doch die Aufzählung ist an dieser Stelle längst noch nicht vorbei.

Die Ulmenallee an der B 471, eine Eschenalle entlang der Münchner Straße, das ortsbildprägende Tucherwäldchen, 70 Altbäume auf dem kommunalen Friedhof, beinahe sämtliche Bäume im Kindergarten Arche Noah - sie alle fielen den Motorsägen des LfL zum Opfer. Von den zahlreichen Fällungen in privaten Gärten ganz zu schweigen. Van der Weck beschreibt die im Anschluss an die Maßnahmen "sehr starke Betroffenheit bei den Bürgern", schließlich stellten derartige Eingriffe eine enorme Belastung dar: "Der Ort hat sich dadurch verändert."

Nach der Radikalkur setzt Feldkirchen auf ein abgestuftes Vorgehen

Und weil die Bekämpfung des Insekts in Feldkirchen "mit voller Konsequenz durchgeführt" worden sei, habe man sich beim erneuten Fund einer einzelnen Larve in einem kleineren Feldahorn in einem privaten Garten dazu entschieden "ein abgestuftes Vorgehen" vorzuschlagen, so der Bürgermeister.

Der Gemeinderat beschloss einstimmig ein Positionspapier, wonach zwar bei einem gehäuften Befall weiterhin im Radius von 100 Metern gefällt werden muss; tritt jedoch nach dem Hauptbefall ein weiterer Einzelfund außerhalb eines Waldgebietes auf wie im November 2014, so solle von einer umfassenden Rodung abgesehen werden.

Dies habe man im Landwirtschaftsministerium "mit allen Beteiligten, auch mit Herrn Dr. Nawroth, besprochen", beteuert van der Weck. Man sei übereingekommen, dieses Konzept versuchsweise in Feldkirchen umzusetzen. Um so erstaunter dürfte der Bürgermeister gewesen sein, als er von Nawroths Formulierung in Neubiberg hörte: Dessen Aussage, die LfL habe das von höchster Stelle verordnet bekommen, sei "unvollständig und irreführend". Vielmehr solle mit dieser abgestuften Maßnahme den Anforderungen einer effektiven Bekämpfung und den Belangen der Bürger Rechnung getragen werden.

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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