Feierstunde in Taufkirchen:Die Auszeichnung ihres Leben

Maria Knoller, Eberhard Reichert, Herrmann Rumschöttel und Susanna Tausendfreund sind die neuen Träger des Landkreis-Ehrenrings. Damit ist die maximale Anzahl fast erreicht

Von Martin Mühlfenzl, Taufkirchen

"Darf ich Ihrer Frau den Ring anstecken?" Diesen Satz dürfte Josef Knoller noch nicht allzu oft gehört haben. Aber wenn der Landrat höchstpersönlich für einen kurzen Moment um die Hand der Ehefrau anhält, sagt wohl niemand nein. Vielmehr: "Freilich." Sekunden später also prangt der goldene Ring mit dem Wappen des Landkreises an der Hand von Maria Knoller, die nach Erhalt dieses Ehrenzeichens wieder in die Obhut ihres Mannes entschwindet - und diesem stolz das neue Schmuckstück präsentiert.

Feierstunde in Taufkirchen: Maria Knoller, Susanna Tausendfreund, Herrmann Rumschöttel und Eberhard Reichert (von links) sind die neuen Träger des Landkreis-Ehrenrings.

Maria Knoller, Susanna Tausendfreund, Herrmann Rumschöttel und Eberhard Reichert (von links) sind die neuen Träger des Landkreis-Ehrenrings.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Vier Mal streift Landrat Christoph Göbel (CSU) am Dienstagabend im Taufkirchner Wolfschneiderhof ausgewählten Persönlichkeiten den Ehrenring über. Zwei Frauen. Zwei Männern. Aus dem Norden, dem Süden, dem Osten, dem Westen des Landkreises. Einer CSU-Kreisrätin, einer grünen Bürgermeisterin, einem roten Historiker und einem ehemaligen Rathauschef der Freien Wähler. Mehr Parität ist kaum möglich.

Seine Urkunde in Händen haltend, lässt der Historiker Hermann Rumschöttel seinen Blick durch den Saal des ehemaligen Einfirsthofs in Taufkirchen wandern, in dem sich die Prominenz des Landkreises versammelt hat. Dem Neubiberger wird jene Ehre zuteil, die seine Frau, die ehemalige Landrätin Johanna Rumschöttel (SPD) bereits seit 2014 innehat. Landrat Göbel formuliert es anders: "Jetzt werden Sie mit der wichtigsten Ehre Ihres Lebens ausgezeichnet. Damit Sie beide als Ehepartner wieder denselben Ring tragen." Rumschöttel, 76, einstiger Generaldirektor des Bayerischen Staatsarchivs, Honorarprofessor, Träger zahlreicher Auszeichnungen wie dem Bundesverdienstkreuz am Bande sowie Autor und Herausgeber unzähliger Publikationen und auch Werke über den Landkreis, sieht die Auszeichnung weniger als persönliche Ehrung. "Eigentlich ist das eine Ehrung für unser historisches Selbstverständnis. Geschichte scheint ehrenwert und ehrenswert zu sein."

Feierstunde in Taufkirchen: Die Geehrten dürften künftig das Wappen des Landkreises München an einem goldenen Ring am Finger tragen.

Die Geehrten dürften künftig das Wappen des Landkreises München an einem goldenen Ring am Finger tragen.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Die Chronik über den Landkreis, die der Neubiberger mitherausgegeben hat, trägt den Titel "Vielfalt im Landkreis München". Er ist gewissermaßen auch Leitbild dieses Abends, an dem die Zahl der Ehrenringträger auf 26 angehoben wird. Insgesamt 29 - gemäß der Zahl der Städte und Gemeinden - dürfen diese höchste Würde des Landkreises innehaben sein. Und seit Dienstag befindet sich ein Herz darunter. "Das Herz des Kreistags", wie Göbel sagt. "Es ist kein Wunder, dass die Pullacher dich zur Bürgermeisterin gewählt haben", sagt er an Susanna Tausendfreund gewandt. Gemessen an den mittlerweile 34 Jahren, die Tausendfreund dem Kreistag angehört, ist ihre Wahl zur ersten Grünen-Bürgermeisterin im Landkreis München freilich ein noch sehr junges Ereignis in ihrer vielfältigen politischen Karriere. Dazu gehören auch der Einzug in den Gemeinderat ihrer Heimatgemeinde mit gerade einmal 21 Jahren und natürlich ihre Tätigkeit als Landtagsabgeordnete. Wie sehr sie selbst im Kommunalen verwurzelt ist und bleiben will, erklärt Susanna Tausendfreund selbst: "Es ist etwas ganz anderes, im Landtag zu streiten, und vorher zu wissen, wie es ausgeht, als vor Ort für die Menschen etwas zu erreichen."

Kontroverse Personalie

Die Verleihung des Ehrenrings des Landkreises München an verdiente Bürger ist immer auch ein Politikum - entscheidet doch der Kreistag, wem diese Ehre zuteil wird. Nach SZ-Informationen gab es diesmal vor allem um eine Personalie kontroverse Diskussionen. So sträubten sich offenbar die stellvertretende Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche (SPD) und CSU-Fraktionssprecher Stefan Schelle gegen die Ehrung der Pullacher Bürgermeisterin und ehemaligen Landtagsabgeordneten Susanna Tausendfreund (Grüne). Als Fürsprecher einer Auszeichnung Tausendfreunds trat vor allem der CSU-Landtagsabgeordnete Ernst Weidenbusch in Erscheinung. Nach langen Debatten einigten sich die Kreisräte auf einen Deal: Tausendfreund erhält den Ehrenring - im Gegenzug wird auch die ehemalige Kreisbäuerin und aktive Kreisrätin Maria Knoller (CSU) aus Aschheim ausgezeichnet. Tausendfreund erinnerte daran, wie die Grünen nach ihrem erstmaligen Einzug in den Kreistag im Jahr 1984 den Ehrenring sahen: "Wir standen solchen Ehrungen sehr kritisch gegenüber." Mittlerweile, sagte die Pullacherin, habe sie gelernt, wie wichtig "die Anerkennung von Engagement in aller Form" sei.

Zu diesem in der SZ am 17. Mai 2018 erschienenen Artikel teilt die stellvertretende Landrätin Ganssmüller-Maluche (SPD) mit: "Die Behauptung, ich hätte mich gegen eine Ehrung der Pullacher Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund mit dem Ehrenring des Landkreises München im Ältestenrat 'gesträubt' ist falsch. Ich empfinde es als infam und ehrrührig, mir so etwas zu unterstellen. Seit vielen Jahren bin ich der Meinung, dass Susanna Tausendfreund diesen Ehrenring verdient. Sie ist für mich eine wahrlich würdige Trägerin dieser höchsten Auszeichnung des Landkreises München." Zu keiner Sekunde sei für sie die Ehrung infrage gestanden." müh

Dieses Credo hat auch Eberhard Reichert fast ein ganzes Leben lang beherzigt. 24 Jahre saß er für die Freien Wähler im Kreistag. Und sogar 30 Jahre lang, von 1972 bis 2002, führte Reichert als Bürgermeister die Geschicke der Gemeinde Gräfelfing. "Du warst ein Vorbild für eine Generation in der kommunalen Selbstverwaltung", sagt Landrat Göbel - und meint auch sich selbst. Reichert war sein Vor-Vorgänger im Gräfelfinger Rathaus.

Die aktive Politik gestaltet Maria Knoller (CSU) heute noch mit - als Kreisrätin. "Mit sympathischer Stimmer", sagt Göbel. "Gleichermaßen modern und traditionell." Wie der Landkreis selbst, sagt der Landrat.

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