Fehlendes Personal:Erziehermangel trifft Haar

Laut Bürgermeisterin Müller fehlen im Herbst 45 Kindergartenplätze. Die Betreiber dementieren

Von Bernhard Lohr, Haar

Die Anspannung wächst. In vier Monaten beginnt das neue Kindergartenjahr. Viele Eltern bangen im Landkreis München, ob sie einen Betreuungsplatz für ihr Kind bekommen. Die Hoffnungen liegen auf den Verantwortlichen in den Rathäusern. In Haar sind die Sorgenfalten gerade mal wieder tiefer geworden. Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) verkündete am Dienstagabend im Bauausschuss, dass wegen fehlenden Personals ein Kindergarten in Haar von Herbst an zwei Gruppen werde nicht besetzen können. Auch der Vorschulkindergarten in der Peter-Henlein-Straße 32 steht vor einer ungewissen Zukunft.

Die Entwicklung bei dem Kindergarten, in dem im Herbst von 100 Plätzen in vier Gruppen dem Vernehmen nach nur noch die Hälfte in zwei Gruppen übrig bleiben soll, hat die Gemeinde offenbar überrascht. Müller ging nicht in Details, nannte auch nicht den Namen des Betreibers, als sie davon berichtete, dass wegen Personalmangels der Betrieb von Herbst an runtergefahren werden müsse. Die Gemeinde habe eben erst den Umbau des Kindergartens mitfinanziert, sagte sie. Jetzt sei mit leer stehenden Räumen zu rechnen. Ihre Sorgen seien groß, bekannte Müller. Die Gemeinde werde "ernste Gespräche" mit dem Betreiber führen.

Um welches Haus es sich handelt, wollte die Gemeinde wegen des Vertrauensschutzes auch auf Nachfragen nicht nennen. Es hieß nur, dass es sich ausgerechnet auch um einen Betreiber handelt, der sich kürzlich noch zugetraut hatte, eine weitere Einrichtung in Haar zu übernehmen. Er sei unter den sechs Bewerbern um die neue Kindertagesstätte im Jugendstilpark gewesen, hieß es, die nach einer öffentlichen Ausschreibung die Gemeinde selbst führen wird. Die Betreiber der Einrichtungen selbst dementierten allerdings auf Anfrage, dass sie über die üblichen Probleme bei der Personalsuche hinaus Schwierigkeiten hätten. Von Gruppenschließungen, weil der geforderte Anstellungsschlüssel nicht erreicht wird, wollte keiner etwas wissen.

Allerdings ist der Fall am Landratsamt in der zuständigen Fachabteilung bekannt. Man arbeite mit der Gemeinde zusammen, um das Problem zu lösen, sagt Landratsamts-Sprecherin Christina Walzner. Der Mangel an Fachkräften stelle den gesamten Landkreis vor große Probleme. Wenn eine Einrichtung den erforderlichen Betreuungsschlüssel nicht nachweisen könne, müsse gehandelt werden. Einen Aufnahmestopp in dem Sinn gebe es nicht, manchmal werde die Zahl der genehmigten Betreuungsplätze reduziert. Es handle sich aber um "vereinzelte Fälle".

Die Gemeinde Haar sieht sich ansonsten eigentlich relativ gut aufgestellt. Wie Müller sagte, ist man abgesehen von dem jetzt gerissenen Loch bei den Krippen-, Kindergarten- und Hortplätzen im Plan. Die Gemeinde schiebt ein ehrgeiziges Ausbauprogramm voran. Bürgermeisterin Müller hatte vorgegeben, dass man von der Mängelverwaltung wegkommen wolle. Erst kürzlich eröffnete die Nachbarschaftshilfe am Kirchenplatz eine Großtagespflege. Eine weitere solche Einrichtung für zwei Gruppen soll nach Aussage von Sandra Saalmann, die bei der Nachbarschafthilfe das Ressort Kindertagespflege leitet, am Ahrntaler Platz geschaffen werden. Am Wieselweg lässt die Gemeinde darüber hinaus Container für eine Kinderkrippe aufstellen. Mittelfristig baut die Gemeinde noch Kinderhäuser in Gronsdorf und eben im Jugendstilpark.

Doch nicht alles ist planbar. So kann es auch passieren, dass einfach die Räume gekündigt werden. So wie es Allegro, einem privaten Kindergarten mit Schwerpunkt Vorschule an der Peter-Henlein-Straße, passierte. Der Betreiber sucht laut Aussage von Ute Galfe, Assistentin der Geschäftsleitung, Ende August eine neue Bleibe. Dem Kindergarten sei gekündigt worden, die Zukunft ungewiss. Man sei an zwei möglichen neuen Standorten dran, aber es gestalte sich schwierig. 36 Kinder im Alter von fünf und sechs Jahren werden in der Einrichtung betreut, die sich als Partner der Grundschulen versteht. Die Arbeit werde von den Lehrern geschätzt, sagt Galfe, aber in der Nachbarschaft sei sie als störend empfunden worden. Die Räume nahe dem Bahnhof sollen ihr zufolge künftig als Pension genutzt werden.

Wie Bürgermeisterin Müller am Dienstag im Bauausschuss sagte, kann die Gemeinde im Hortbereich voraussichtlich alle Nachfragen abdecken. Gleiches gelte dank der Großtagespflegen und der Containeranlage am Wieselweg für die Krippenkinder. Bei den Kindergartenkindern sieht sie akut ein Defizit von 45 Plätzen.

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