FDP-Mann Jimmy Schulz:Er ist so frei

München, Hofbräukeller, Bundestagswahl, FDP-Wahlparty

Nicht mit dem Klammerbeutel gepudert: Bei der Wahlparty der bayerischen FDP am Sonntagabend im Münchner Hofbräukeller ist Jimmy Schulz ein viel gefragter Mann. Das gilt möglicherweise auch für Posten im Bundestag.

(Foto: Angelika Bardehle)

Vier Jahre nach dem Desaster werden die Liberalen bei den Wahlen zweitstärkste Kraft im Landkreis. FDP-Kandidat Jimmy Schulz kehrt in den Bundestag zurück. Seine Parteifreunde sehen eine Bestätigung ihrer Politik und für den Netz-Politiker alle Wege offen stehen

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Jimmy Schulz ist seit Montagvormittag in Berlin und tourt durch die Sitzungen im Hans-Dietrich-Genscher-Haus. Und er ist in Erklärungsnot - allerdings ganz anders als nach der Wahl 2013. Wie kann es sein, dass Schulz' Erststimmenanteil von 3,9 Prozent auf 9,3 nach oben schnellte und die Partei im Landkreis diesmal mit 15,3 Prozent der Zweitstimmen deutschlandweit auf Platz 13 der liberalen Hochburgen liegt? Nur in Düsseldorf, dem Main-Taunus-Kreis und im niederbergischen Mettmann erzielten die Liberalen noch bessere Ergebnisse.

Vor vier Jahren war die FDP mit Ansage und Karacho erst aus dem Landtag und eine Woche später aus dem Deutschen Bundestag geflogen, und auch Jimmy Schulz hatte sein Mandat verloren. Jetzt ist die Partei auch im Landkreis München zurück und das mit teils herausragenden Ergebnissen - und sogar als zweitstärkste Kraft vor den abgestraften Sozialdemokraten.

"2013 war ein Ausrutscher", sagt FDP-Kreisrat Tobias Thalhammer aus Neubiberg, der im kommenden Jahr wieder in den Landtag einziehen will. Allerdings ein selbst verursachter, wie Jimmy Schulz bei jeder sich bietenden Gelegenheit betont. Die Liberalen haben in der Zwischenzeit gelernt, Demut zu zeigen. "Wir sind gut beraten, jetzt in aller Ruhe weiter zu arbeiten", empfiehlt Thalhammer denn auch.

Die Freude über das starke Abschneiden aber kann der Neubiberger kaum verbergen. Dass die Partei in Grünwald (27,5 Prozent der Zweitstimmen) und Pullach (24,3) Rekordergebnisse eingefahren hat, beeindruckt den Kreisrat weniger: "Das ist für uns nichts Neues." Ihn freut vielmehr das Neubiberger Ergebnis mit 18 Prozent. Auch in Schulz' Heimatgemeinde Hohenbrunn habe die FDP "überragend zulegen können", konstatiert Thalhammer: auf 17,5 Prozent. "Gerade das Neubiberger Ergebnis ist so erstaunlich, weil das keine typische FDP-Gemeinde ist." Anders als die Kommunen im Isartal. "Aber wir sind diesmal mit unseren Themen durchgedrungen. Das war wahlentscheidend."

Der Landkreis ist tatsächlich traditionell ein äußerst gutes Pflaster für die Liberalen. Bei der Bundestagswahl 2009 holte die FDP nahezu 20 Prozent der Zweitstimmen. Mit derartigen Ergebnissen war sie damals eine Art kleine Volkspartei. Allerdings keine, die auf kommunaler Ebene allzu viele Volksvertreter entsenden kann: 2014 kamen die Liberalen bei der Kreistagswahl nur auf 4,9 Prozent und vier Kreisräte. Sechs Jahre zuvor waren es noch 7,9 Prozent gewesen. Auch in den Stadt- und Gemeinderäten sind Liberale selten. In Unterschleißheim, der einwohnerstärksten Kommune, sitzt gerade ein FDP-Mann im Stadtrat. In Ottobrunn sind es zwei, ebenso in Unterhaching. Selbst in der Fast-28-Prozent-Gemeinde Grünwald hat die FDP aktuell nur zwei Gemeinderäte, in Pullach immerhin drei.

Wie Thalhammer ist auch Jimmy Schulz kommunalpolitisch aktiv. Der Hohenbrunner Bundestagsrückkehrer wird sein Kreistagsmandat vorerst behalten, das hat er lange vor der Wahl angekündigt. Dem Internet-Experten wird aber zugetraut, in der Bundespolitik künftig eine gewichtige Rolle zu spielen. Über Ämter und Posten will in der Landkreis-FDP noch niemand spekulieren; dort wissen alle, dass der Weg hin zu einer Jamaika-Koalition mit Grünen und CDU/CSU ein weiter ist. "Jimmy kann aber beim Thema Digitalisierung im Bund eine entscheidende Rolle spielen", sagt sein Parteifreund Thalhammer. "Wenn man eine Fachexpertise im Parlament in diesem Bereich haben will, kommt man an ihm nicht vorbei."

Schließlich, und da ist sich Thalhammer sicher, habe die Konzentration auf dieses Leib-und-Magen-Thema der Liberalen auch zum Erfolg im Landkreis geführt. "Wir haben viele Junge damit erreicht, die Zukunft wieder gestalten wollen", sagt Thalhammer. "Und wir haben die richtigen Themen gesetzt."

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