Erweiterung der A99:Die Angst vor der Großbaustelle auf der Autobahn

Autobahn A99 bei Grasbrunn, 2015

Wo führt das hin? Der Ausbau des Autobahnrings München-Ost auf acht Spuren weckt Befürchtungen, dass der Verkehr noch weiter zunimmt.

(Foto: Bardehle)

Noch in diesem Jahr beginnt die Erweiterung der A 99 auf acht Spuren. In den Anrainergemeinden wächst die Sorge vor Schleichverkehr und noch mehr Autos. Das Kreuz Brunnthal könnte zudem zum Nadelöhr werden.

Von Bernhard Lohr, Haar/Brunnthal

Es waren wieder Geduld und gute Nerven gefragt. Die Bürger in Hofolding, Faistenhaar und in anderen Orten entlang der A 8 erlebten über Wochen, was es bedeutet, wenn auf der Fernstraße der Verkehr nicht fließt. Zwischen dem Autobahnkreuz München-Süd und Holzkirchen wurde der 40 Jahre alte Asphalt erneuert. Die Anschlussstelle Hofolding war gesperrt und der Ausweichverkehr suchte sich über Wochen seinen Weg durch die Dörfer. Jetzt wächst die Sorge, die künftigen Großbaustellen auf der A 99 und A 8 in Zuge des achtstreifigen Ausbaus könnten zur Dauerbelastung werden.

Der Verkehrsdruck steigt in der Region München. Bis zu 165 000 Fahrzeuge werden an der Zählstelle bei Aschheim auf der A 99 am Tag registriert. Vor allem im Norden und im Osten der Landeshauptstadt entstehen neue Wohngebiete und der wachsende Pendlerverkehr wird zum Problem.

Prognosen machen einen Overfly notwendig

So sieht sich die Autobahndirektion nach neuen Prognosen gezwungen, am Autobahnkreuz München-Ost einen so genannten Overfly zu errichten. Dieses zweispurige, über das bestehende Kleeblatt hinweggezogene Brückenbauwerk soll eine direkte Verbindung zwischen der A 99 aus Richtung Norden zur A 94 in Richtung Passau schaffen. Auch in Gegenrichtung wird die Auffahrt zur A 99 ausgebaut. Der Sprecher der Autobahndirektion, Josef Seebacher, begründet das einfach mit dem "grundsätzlich wachsenden Verkehr".

Die Bevölkerungszahl steige in der Region, der Wohlstand auch und damit die Zahl der Autofahrer. "Wir reparieren eigentlich nur hinterher", sagt Seebacher. In diesem Sinn habe man die A 94 zwischen den Anschlussstellen Parsdorf und Feldkirchen erst mit einer dritten Spur versehen.

Dichte Ortsstraßen waren nur ein Vorgeschmack

Abgesehen davon und abgesehen von solch überraschenden Erkenntnissen, dass ohne Overfly der Verkehr nicht mehr abzuwickeln ist, gibt es noch den großen, seit vielen Jahren verfolgten Plan, den Autobahnring A 99 Zug um Zug von Norden kommend und später auch die A 8 in Richtung Salzburg achtstreifig auszubauen. Zwischen dem Autobahnkreuz München-Nord und der Isarbrücke soll noch in diesem Jahr der Bau beginnen.

Die Baustellenvorbereitungen liefen auf Hochtouren, sagt Seebacher. Als erstes werde im September am Kreuz Nord an der Brücke über die Freisinger Landstraße eine Behelfsbrücke errichtet, die während der laufenden Arbeiten den Verkehr von der A 9 auf die A 99 bringen werde. Parallel werde begonnen, in Richtung Norden zwischen Isar und Autobahnkreuz Nord eine vierte Spur zu schaffen.

Damit startet nach dem Bau der neuen Anschlussstelle Aschheim/Ismaning ein Projekt, das die Menschen im Landkreis München über Jahre zusätzlich belasten wird. Schleichverkehr infolge von Baustellen wird befürchtet, wenn es richtig losgeht. Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) warnte dieser Tage genau davor. Brunnthals Bürgermeister Stefan Kern (CSU) befürchtet, die dichten Ortsstraßen der vergangenen Wochen könnten nur ein Vorgeschmack gewesen sein auf das, was kommt. Die Bürger seien in "Aufruhr" gewesen, sagt er.

Mitte 2017 könnte das Planfeststellungsverfahren beginnen

Auch wenn im Norden jetzt dann gebaut wird - im Abschnitt zwischen Aschheim/Ismaning und der Anschlussstelle Haar bereitet die Autobahndirektion soeben erst die Unterlagen vor, um sie wenn möglich bis Ende des Jahres bei der Regierung von Oberbayern einzureichen. Mitte 2017 könnte das Planfeststellungsverfahren beginnen, das im günstigsten Fall mit Anhörung von Bürgern und öffentlichen Erörterungstermin auch noch mal ein Jahr dauert. Auch beim Abschnitt von Haar bis zum Autobahnkreuz Süd dauert es noch bis zum Bau.

Bürgermeister Kern beunruhigt nun mehr und mehr, dass die Planungen dann weiter für eine achtstreifige A 8 und einen leistungsfähigen Overfly von der A 99 zur A 8 hinterherhinken. Er hat die Autobahndirektion Südbayern angeschrieben, weil er einen "Flaschenhals" kommen sieht, wenn der gesamte Verkehr Richtung Salzburg von einer vierspurigen A 99 auf zwei Spuren zusammengeführt und weiter zur A 8 geleitet wird. Die Folge könnte laut Kern sein, dass die Autofahrer dann die Autobahn verlassen und durch die Dörfer gondeln. "Es macht nur Sinn, wenn man das durchgängig plant", sagt Kern. Er fordert, dass auch mit dem Ausbau der A 8 möglichst schnell begonnen wird. Am besten gleich durch bis ins Inntal.

Stau auf der A99 bei München, 2016

Stau auf der A99 Richtung Salzburg am Dreieck München Süd auf Höhe der Autobahnbrücke zwischen Putzbrunn und Hohenbrunn.

(Foto: Florian Peljak)

Der achtstreifige Ausbau von A 99 und A 8 geht freilich auch einher mit eine Verbesserung beim Lärmschutz. Das sei wie beim Neubau der Autobahn, sagt Seebacher. Es würden Schutzwälle und -wände errichtet, und es werde offenporiger, lärmschluckender Asphalt aufgebracht. Der Nachteil: Er muss nach acht bis zehn Jahren erneuert werden. Dann steht wieder eine Großbaustelle an.

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